Klingsberg Greta, geb. Grete Hofmeister; Sängerin und Übersetzerin
Geb. Wien, 11.9.1929
Gest. Jerusalem, Israel, 30.8.2022

Als 1938 die Nationalsozialisten in Österreich einmarschierten, floh Greta Klingsberg mit ihrer Familie in die Tschechoslowakei. Während die Eltern mit einem illegalen Schiff nach Palästina reisten, warteten Greta und ihre Schwester Trude in einem Brünner Waisenhaus auf ein legales
Einwanderungszertifikat. Der Einmarsch Hitlers verhinderte jedoch die rechtzeitige weitere Flucht der beiden Mädchen. 1942 wurden sie mit allen Kindern des Waisenhauses in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Greta war im Zimmer 25 untergebracht und fand in der Erzieherin Laura Schimko einen prägenden Elternersatz. Sie sang im Chor von Rafael Schächter und spielte bis zu ihrer weiteren Deportation in das Konzentrationslager Auschwitz am 23. Oktober 1944 in mehr als 50
Aufführungen die weibliche Hauptrolle ‘Aninka‘ in der Kinderoper „Brundibár“ von Hans Krása. Fast alle Mitwirkenden dieser Produktion wie auch die meisten anderen KünstlerInnen in Theresienstadt wurden in Auschwitz von den Nazis ermordet, auch Gretas jüngere Schwester. Greta wurde gemeinsam mit Laura Schimko und anderen weiblichen Häftlingen aus Theresienstadt nach Oederan, einem Aussenlager des KZ Flossenbürg verlegt, wo sie Zwangsarbeit leisten mussten. Nach der Befreiung aus Theresienstadt, wohin sie kurz vor Kriegsende wieder zurück verlegt worden
war, ging Greta Klingsberg nach Prag, wo sie kurz eine englische Schule besuchte. Ein Jahr später wanderte sie nach Jerusalem aus und fand ihre Eltern wieder. Sie arbeitete als Kindermädchen um eine Gesangs-Ausbildung am Jerusalem Conservatoire finanzieren zu können und war in der Folgezeit Mitglied prominenter israelischer Chöre. Neben ihrer Arbeit in der Musikabteilung des Israelischen Rundfunks widmete sie sich der hebräischen Übersetzung des Librettos von „Brundibár“ und machte diverse CD-Aufnahmen.
Greta Klingsberg lebte bis zu ihrem Tod als weltweit gefragte Zeitzeugin in Jerusalem, wo sie am Jüdischen Friedhof Giv’at Shaul begraben wurde.

Greta Klingsberg war Ehrenmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Exilforschung.

Literatur u.a.:
Karas, Joža: Music in Terezín. NY: Pendragon Press Paperback, Stuyvesant, N.Y. 1990.
Rudavsky, Joseph: To Live with Hope, to Die with Dignity: Spiritual Resistance in the Ghettos and Camps, Lanham, Md, London 1997.
Brenner-Wonschick, Hannelore: Die Mädchen von Zimmer  28, Droemer, München 2004.
(Driessen) Gruber, Primavera: Ein Leben mit Musik. Berufswünsche und Berufswege von Frauen nach der Shoah am Beispiel von Greta Klingsberg. In: Rhode-Jüchtern, Christine / Kublitz-Kramer, Maria ( Hg.): Echolos. Klangwelten verfolgter Musikerinnen in der NS-Zeit, Aisthesis, Bielefeld
2004, S. 265-272.
Driessen Gruber, Primavera: Die zerbrochene Klaviatur. Zur Situation NS-verfolgter Musikerinnen in Wien 1938-1940. In: Jahn, Hajo (Hg.): Was tun Sie da in … Wien? (= Else-Lasker-Schüler-Almanach 10), PeterHammer Verlag, Wuppertal  2013, S. 128-151.
Driessen Gruber, Primavera / Köstner-Pemsel, Christina: Kein Trivialroman. Frauenfreundschaften im Konzentrationslager am Beispiel der Pianistin Susi Lansky-Fischer (1921-2010. In: Blumesberger, Susanne / Kanzler, Christine / Nusko, Karin (Hg.): Mehr als nur Lebensgeschichten. 15 Jahre biografiA. Eine Festschrift für Ilse Korotin. Praesens, Wien 2014, S. 107-124.
https://de.wikipedia.org/wiki/Greta_Klingsberg, www.exil-archiv.de, Gespräch mit G. K.: http://www.antisemitismus.net/

Filme mit und über Greta Klingsberg:
Mut zum Leben. Die Botschaft der Überlebenden von Auschwitz. Ein Film von
Christa Spannbauer und Thomas Gonschior, (D 2014); Wiedersehen mit
Brundibár. Ein Film von Douglas Wolfsperger (D 2014).

Autorin der Biografie: Primavera Driessen Gruber