Kiticsan Berta, verh./gesch. Gredler-Oxenbauer, Ps. Gerde B.; Schriftstellerin
Geb. Wien, 13.12.1892
Gest. Wien, 16.10.1977
Herkunft, Verwandtschaften: Beide Eltern stammten aus altösterreichischen Offiziersfamilien, Vater: Oberst Koloman Kiticsan; Mutter: Johanna, geb. Schlitter von Niedernberg.
Ausbildungen: Matura, danach Kunstgewerbeschule und einige Semester Philosophie an der Universität Wien, beherrschte mehrere Fremdsprachen.
LebenspartnerInnen, Kinder: Heirat mit dem Offizier Richard Oxenbauer am 17.5.1912 in Wien. Der Doppelname Gredler-Oxenbauer wurde auf Ansuchen des Ehemannes 1913 genehmigt, da Gredler der Name einer aussterbenden Linie seiner Familie war, die den militärhistorisch bedeutsamen Namen – 1866 Eroberung des Monte Suello durch Andreas Gredler – nicht aussterben lassen wollte. Nach Weltkrieg I wanderte Richard Gredler-Oxenbauer nach Niederländisch-Indien, heute West-Neuguinea, aus; Scheidung 1923. Sohn Willfried Gredler (12.12.1916 Wien-18.11.1994 Wien), Dr.iur., war in der Zweiten Republik hochrangiger FPÖ-Politiker, 1980 Kandidat für die Bundespräsidentenwahl.
Laufbahn: Durch Tätigkeit des Vaters im technischen Militärkomitee der k. u. k.-Armee und seine Mitarbeit an technisch-militärischen Fachzeitschriften übersetzte die Autorin bereits ab 1910 militärwissenschaftliche Texte und fand auf diesem Umweg Zugang auch zu belletristischen Zeitschriften, so verfasste sie u. a. Feuilletons und Reisereportagen für das „Hamburger Fremdenblatt“. Nach der Scheidung Tätigkeit im Kunstgewerbe (sie besaß einen Gewerbeschein) und als Schriftstellerin, Mitarbeit des Vaters bzw. später des Sohnes. Sie spezialisierte sich – weitgereist und sprachengewandt – auf Reiseberichte sowie Schilderungen aus dem Flieger- und Militärleben. Ständige Mitarbeiterin des Berliner Horn-Verlages, d. h. sie verfasste Kurzgeschichten, für die der Verlag die Exklusivrechte besaß und die er seinerseits an Printmedien vertrieb. Auf Wunsch des Verlages auch Betätigung als Ghostwriter: Erlebnisse ausländischer Kriegsteilnehmer wurden nach deren Aufzeichnungen bzw. Erzählungen in belletristische Form umgesetzt, darunter die Schilderungen des Engländers Conrad Everard aus dem Spanischen Bürgerkrieg und jene des Japaners Hayashi (bibliografisch bislang nicht eruierbar) aus dem Japanisch-chinesischen Krieg. Die Autorin war vermutlich chronisch krank, bezeichnete sich als „schwer leidend“. Tätigkeit nach 1945 unbekannt, bibliografisch keine weiteren Publikationen nachweisbar.
W.: „Conrad Everard: Luftkampf über Spanien. Kriegserlebnisse eines freiwilligen englischen Kampffliegers bei der nationalen Armee. Red. von Berta Kiticsan“ (1937, Ghostwriter). Unter „B. Gerde“: „Agathe sucht die Heimat“ (1940 =Fesselnde MV-Romane 51), „Ich war Stalins Gefangener. Tatsachenbericht eines Ingenieur-Offiziers in der Sowjetunion. Übersetzt von B. Gerde“ (1941, Vorabdruck in der „Münchner Illustrierten“), „Das graue Gitter von Suijuan. Roman eines deutschen Mädchens in China“ (1943 =Bunte Reihe)
L.: Gesamtverzeichnis dt. Schrifttum 1976-1981, www.aeiou.at (ad Willfried Gredler), Forschungsstelle Österreichische Literatur im Nationalsozialismus, Universitätsarchiv, Universität Graz
Karin Gradwohl-Schlacher