Janku Rosa, geb. Netuschil; Bedienerin, Schneiderin und Widerstandskämpferin

Geb. Wiska-Bladna (Tschechien), 10.8.1882
Gest. Wien, 5.12.1944

R. J. besuchte die tschechische Volksschule, war darauf einige Jahre im Haushalt ihrer Eltern tätig und erlernte dann das Schneiderhandwerk. Ab 1902 lebte sie in Wien, wo sie bis 1927 als Schneiderin arbeitet. Ab 1929 arbeitet sie als Bedienerin, zuletzt am Bahnhof Heiligenstadt (Wien-Döbling). 1907 bis 1939 war sie verheiratet, ihr Mann starb 1939. R. J. gehörte keiner politischen Partei an.

Als Wohnungsnachbarin von Anna Ecker (Wittmann) war sie mit deren Neffen Ludwig Beer schon vor 1938 bekannt. Ludwig Beer war bereits mehrfach wegen illegaler kommunistischer Betätigung in den Jahren 1936/37 vorbestraft. Im März 1938 konnte er nach Frankreich emigrieren. Im März 1943 kommt er als angeworbener französischer Arbeiter mit falschen Papieren nach Wien zurück. R. J. bringt Ludwig Beer mit ehemaligen Vertretern der Arbeiterbewegung zusammen. Darunter ist auch Rudolf Follner, den Beer für die antifaschistische Arbeit gewinnen kann. R. J. fungiert auch immer wieder als Verbindungsfrau für illegale Druckschriften. Am 26. August 1943 wird sie wegen Betätigung für die KPÖ verhaftet. Sie behauptet bei den Vernehmungen, nichts von illegalem Schrifttum gewusst zu haben. Aus der Anklage: „Die hochverräterischen Bestrebungen der illegalen KPÖ wurden seit Kriegsbeginn immer wieder dadurch wesentlich gefördert, dass der Auslandsapparat der KPÖ fortgesetzt Verbindungsfunktionäre aus dem Ausland in die Alpen- und Donaureichsgaue entsandte.“ So kamen ehemalige Spanienkämpfer und politische Emigranten aus Frankreich, „mit gefälschten französischen Ausweispapieren ausgestattet und in dieser Weise als französische Arbeiter zum Arbeitseinsatz vermittelt, um die KPÖ wieder aufzubauen.“ Auf diesem Wege kehrte z. B. Frieda Günzburg und „der Funktionär und jüdische Mischling“ Ludwig Beer Ende 1942 oder Anfang 1943 nach Wien zurück.

R. J. wird gemeinsam mit Rudolf Follner und Anna Ecker am 1. November 1944 vom Volksgerichtshof in Wien wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ verurteilt. Das Urteil für Anna Ecker lautet auf zwei Jahre Zuchthaus, R. J. und Rudolf Follner werden zum Tode verurteilt und am 5. Dezember 1944 im Wiener Landesgericht hingerichtet. Ludwig Beer wird im April 1944 in das KZ Dachau überstellt und dort am 20. September 1944 hingerichtet.

Das Grab von R. J. befindet sich am Ehrenhain der hingerichteten WiderstandskämpferInnen, Wiener Zentralfriedhof, Gruppe 40, 32/185. Ihr Name ist auf einer Gedenktafel in der Weihestätte im Wiener Landesgericht (ehemaliger Hinrichtungsraum) verzeichnet.

Qu.: DÖW: 20000/e17.

L.: Fein 1975, Weinert 2004

Karin Nusko