Jacobi Lucy von, Judith, Theaterps. Lucy Geldern, Elisabeth Alzey, Lino Rossi, Lot, Miraflor, Baranius, L. Humm; Schauspielerin, Übersetzerin und Journalistin

Geb. Wien, 8.9.1887
Gest. Locarno, Schweiz, 24.4.1956

Herkunft, Verwandtschaften: Aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammend.

LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratet sehr jung den Münchner Hofschauspieler und Literaturwissenschafter Dr. Bernhard von Jacobi, der, als Offizier im Ersten Weltkrieg eingezogen, bereits im Herbst 1914 fiel. Das Paar hatte einen Sohn, der als kleines Kind im Frühjahr 1914 starb.

Laufbahn: Veröffentlicht während ihrer Ehe erste literarische Schriften. Übernimmt 1915 in den Münchner Kammerspielen ihre ersten Rollen zuerst unter dem Theaternamen Lucy Geldern, später dann als Lucy von Jacobi. Ab März 1917 ist sie am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg engagiert, wechselt im Oktober zu Max Reinhardt nach Berlin und spielt in den 1920er Jahren dann mehrere Jahre wieder in Hamburg, diesmal an den Kammerspielen unter Erich Ziegel und Miriam Horwitz. Auch als Dramaturgin macht sich L. v. J. in diesen Jahren einen Namen, zuerst in der Hansestadt an der Elbe, ab 1926 dann am Albert-Theater in Dresden. Seit 1917 veröffentlicht L. v. J. erste feuilletonistische Arbeiten in der von Siegfried Jacobsohn herausgegebenen „Weltbühne“, in Zeitschriften der Frauenbewegung, darunter die von Anita Augspurg herausgegebene Publikation „Die Frau im Staat“, sowie in zahlreichen regionalen und überregionalen Tageszeitungen. Daneben widmet sie sich zunehmend der Übersetzung von Theaterstücken. Ab 1928 schreibt sie als Redakteurin u. a. Film- und Theaterkritiken für den neu gegründeten (1933 eingestellten) „Tempo“ im Ullstein Verlag. 1934 emigriert L. v. J. aus Nazi-Deutschland in die Schweiz. Für einige Monate lebt sie auf dem Monte Verità bei Ascona, den sie bereits aus früheren Jahren kennt, übersiedelt anschließend nach Italien und eröffnet in Florenz eine Pension. Auch in dieser Zeit setzt sie ihre journalistische Tätigkeit fort und schreibt u. a. für das  „Prager Tageblatt“ und Schweizer Zeitungen, vielfach unter Pseudonym.

Ihre Publikationsmöglichkeiten schwinden jedoch zusehends, 1938 verlässt v. J. endgültig das mit dem Dritten Reich verbündete Italien und geht wieder in die Schweiz. Unter äußerst ärmlichen Bedingungen schlägt sie sich als Journalistin und Übersetzerin durch, zuerst in Ascona, dann in Cureglia und schließlich in Lugano und Locarno. Auch nach Ende des Nationalsozialismus verbessert sich ihre berufliche und wirtschaftliche Situation kaum. Sie starb mit fast 70 Jahren an den Folgen eines Verkehrsunfalls.

W.: Übersetzte zahlreiche Werke berühmter Autoren, u.a. von Emile Zola, John Moore, Killie Tenant und Agatha Christie.

L.: Below 2006, ÖNB 2002, Irene Below: Lucy von Jacobi (1887-1956): http://www.exil-archiv.de/html/biografien/vonjacobi.htm