Hüttl-Folter Gerta; Slawistin

Geb. Wien, 8.5.1923
Gest. Wien, 18.11.2000

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Dr.iur. Heinrich Hüttl, als Polizeikommissär bis zuletzt für die Abwehr nationalsozialistischer Demonstrationen verantwortlich, nach dem „Anschluss“ sofort verhaftet und mit dem ersten Transport nach Dachau gebracht, Delogierung der Familie. G. F.-H. wurde von der Familie ihrer Schulfreundin Maria Razumovsky aufgenommen, lernte dadurch russische Gastfreundschaft und Kultur kennen.

Ausbildungen: Mit 16 Jahren auf der Konsularakademie Abendkurse in Russisch, noch vor Abschluss des Gymnasiums Studium am Institut für slawische Philologie; Studium der slawischen Sprachen und Literaturen (Russisch und Kroatisch) an der Universität Wien, im Nebenfach osteuropäische Geschichte. 1946 Promotion zum Dr.phil., 1953 Docteur de l’Université Paris-Sorbonne; in den USA Post-Graduate-Studien.

Laufbahn: 1941-45 wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Slawische Philologie der Universität Wien, 1946 Rettung der Instituts-Bibliothek vor der Requirierung durch sowjetische Soldaten; 1946-49 Herausgeberin der russischen Sprachzeitschrift für österreichische Schulen; 1949-50 Russischunterricht an Wiener Hauptschulen; 1951-52 mit Stipendium der französischen Regierung Studium an der Sorbonne, 1954-57 in Harvard/ USA Forschungsarbeit mit Roman Jacobson und Dimitrii Tschishevskij, ab 1958 (bis 1971) Professor of Slavic Languages an der University of California in Los Angeles, 1963-64 Guggenheim-Fellow, Forschungen in der Sowjetunion; 1972 als ordentliche Professorin für Russistik an die Universität Wien berufen, Betrauung mit dem Aufbau des neuen Studienprogramms für Russistik, ab 1974 Mitherausgeberin des „Wiener Slavistischen Jahrbuchs“, ab 1976 Mitglied des Redaktorenkollegiums der Zeitschrift „Russian Linguistics“; 1993 Emeritierung, bis zu ihrem Tod Forschungs- und Lehrtätigkeit zur Entstehung und Weiterentwicklung der russischen Schriftsprache am Institut für Slawistik. G. H.-F. war eine der bedeutendsten SlawistInnen Österreichs.

Ausz., Mitglsch.: 1954 Förderungspreis der Theodor Körner Stiftung; 1971 Mitglied der Internationalen Kommission für das Studium der slawischen Schriftsprache.

W. u. a.: „Die Etymologie der russischen Tiernamen. Diss. Wien“ (1946), „Die Bereicherung des russischen Wortschatzes im XVIII. Jahrhundert“ (1956), „Gem. mit Jacobson, Roman und Beebe, J. F.: Paleosibirian Peoples and Languages. A Bibliographical.Guide“ (1957), „Die trat/torot Lexeme in den altrussischen Chroniken. Ein Beitrag zur Vorgeschichte der russischen Literatursprache. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, Sitzungsberichte Bd. 420“ (1983), „Schriftenverzeichnis (1950-1983), zus. v. Alfred Nozsicska. In: Wiener Slavistisches Jahrbuch Bd. 29“ (1983)

L.: Hüttl-Folter 1999, Nozsiscska 1983, Sauberer 2002