Hubbard Ruth
* 3.3.1924, Wien
Biochemikerin
R. H. emigrierte 1938 mit ihrer Familie in die USA. Sie besuchte das Radcliffe College in Cambridge, 1944 B. A., 1950 Ph.D. in Biologie, studierte 1948/49 in London; ab 1950 Mitglied der biologischen Abteilung der Harvard University (Research Fellow); 1950 und 1952 erhält sie ein Guggenheim Stipendium am Carlsberg Laboratorium in Kopenhagen; 1954 Rückkehr nach Harvard; 1959 Research Associate, 1968 Dozentin, 1974 Professorin, 1972 Gastprofessorin am M.I.T; Spezialisierung auf die chemischen Prozesse des Sehens, publizierte in Fachzeitschriften; R. H. erhielt als erste Frau eine ordentliche Professur in den Naturwissenschaften in Harvard.
R. H. ist Mitglied der American Society of Biologic Chemistry und wurde 1967 mit der Paul Karrer Medaille ausgezeichnet.
1942 Heirat mit Frank Hubbard, 1951 Scheidung; 1958 Heirat mit George Wald, Physiologe, zwei Kinder.
Als wissenschaftliche Mitarbeiterin in Harvard arbeitete sie mit ihrem zukünftigen Ehemann George Wald an der Erforschung der Biochemie von Retinal und Retinol. Wald erhielt später (1967) den Nobelpreis für Physiologie und Medizin für seine Entdeckungen zur Funktion des Auges.
Während R. H.s aktiver Forschungszeit 1940-1960, konnte sie wichtige Beiträge zum Verständnis der Biochemie und Photochemie des Sehvermögens bei Wirbeltieren und Wirbellosen leisten.
In den 60er Jahren kam es jedoch zu einem Wandel R. H.s wissenschaftlichen Engagements. Ab nun traten politische und soziale Anliegen wie der Vietnamkrieg und die Frauenbewegung in den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. So kritisierte sie insbesondere auch die akademischen Aufstiegschancen für Frauen. Weiters machte sie sich als Kritikerin der Soziobiologie einen Namen, indem sie den Ansatz kritisierte, dass die Unterschiede der Geschlechter auf biologische Faktoren zu reduzieren wären. Gleichzeitig forderte sie Frauen auf sich nicht zu Opfern machen zu lassen, sondern stattdessen ihre biologischen Voraussetzungen zu umarmen und sich einen unabhängigen und individuellen Lebensstil zu erschaffen. Sie unterstützte die Frauengesundheitsaktivistinnen, deren Ziel es war die Funktionen des weiblichen Körpers zu demystifizieren und männliche Missinformationen und Missrepräsentationen des weiblichen Körpers zu eliminieren. Bis zuletzt blieb sie politisch aktive Feministin und vertrat ihre Position von Gleichberechtigung auf Basis ihres fundierten wissenschaftlichen Erfahrungs- und Wissensschatzes.
Werke
Gem. mit Wald, G.: Cis-trans Isomers of Vitamin A and Retinene in the Rhodopsin System. The Journal of General Physiology, Vol 36, 1952.
Gem. mit Gregerman, R. I. / Wald, G.: Geometrical Isomers of Retinene. The Journal of General Physiology, Vol 36, 1953.
Gem. mit St. George, R. C. C.: The Rhodopsin System of the Squid. The Journal of General Physiology, 1958.
Gem. mit Kropf, A.: The Action of Light on Rhodopsin. Proceedings National Academy of Sciences U S A, 1958.
Gem. mit Bownds, D. / Yoshizawa, T.: The Chemistry of Visual Photoreception. Cold Spring Harbor Symposium on Quantitative Biology. 1965.
Gem. mit Lowe, M.: Woman’s Nature: Rationalizations of Inequality (Athene). Pergamon Press, 1983.
Science, Facts and Feminism. In: Hypathia-special issue, Vol. 3,1, 1988.
The Politics of Women’s Biology. Rutgers University Press,1990.
The Politics of Women’s Biology. Rutgers University Press, 1990.
Gem. mit Wald, E.: Exploding the Gene Myth: How Genetic Information Is Produced and Manipulated by Scientists, Physicians, Employers, Insurance Companies, Educators, and Law Enforcers. Beacon Press, 1993.
Profitable Promises: Essays on Women, Science & Health. Common Courage Press, 1995.
Gem. mit Birke, L.: Reinventing Biology: Respect for Life and the Creation of Knowledge (Race, Gender, & Science). Indiana Univ. Press, 1995.
Gem. mit Lewontin, R. C.: Pitfalls of Genetic Testing, New England Journal of Medicine, Vol. 334:1192-1194, no. 18, 1996.
Literatur / Quellen
Blumesberger, S. / Doppelhofer, M. / Mauthe, G. (Bearb.) / Österr. Nationalbibliothek (Hg.): Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft. 18. bis 20. Jahrhundert. Saur, München, 2002.
Röder, W. / Strauss, H. A. (Hg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (= International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933- 1945). 3 Bde. München, 1980- 1983.