Holzknecht Georgine, Georgine Ludovika Maria; Historikerin
Geb. Wien, 14.12.1876
Gest. Maria Gugging, NÖ, 21.1.1968
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Guido Evarist Holzknecht (13.5.1848-28.12.1921), Bankbeamter, Fabrikant u. Sparcassendirektor; Ludovika Elisabeth Theresia Holzknecht, geb. Sievert (1838-1926). Drei Brüder: Dr. Guido Holzknecht, Pionier der Röntgenologie. Othmar und Albin wanderten nach Südamerika aus.
Ausbildungen: 1882-1887 Besuch von fünf Klassen der stiftlichen Allgemeinen Volksschule von Klosterneuburg. 1887-1893 Absolvierung von sechs Klassen in der Höheren Mädchenschule der Englischen Fräulein in St. Zeno bei Reichenhall in Bayern. Danach einjährige Ausbildung in französischer Sprache in Nancy. 10.12.1895 Lehrbefähigungsprüfung über Französisch, Deutsch und Pädagogik, vor der k. k. Prüfungskommission für Volks- und Bürgerschulen in Wien. 1906-1908 Besuch eines zweijährigen privaten Vorbereitungskurses zur Gymnasialmatura am Reform. und Freien Lyzeum zu Wien. 13.7.1908 Matura am k. k. Ersten Staatsgymnasium in Graz. WS 1908/09 Immatrikulation als ordentliche Hörerin an der philosophischen Fakultät der Universität Wien, Aufnahme des Studiums der Geschichte und Geographie. 24.6.1912 Dissertation mit dem Titel „Beiträge und Korrektiven zur josephinischen Kirchen- und Klosterpolitik“ approbiert durch Prof. Hirn und Prof. Dopsch. 6.7.1912 Lehramtsprüfung. 23.7.1912 Dr.phil. Danach Ablegung der Lehrbefähigungsprüfungen für Mittelschulen für Geschichte und Geographie vor der k. k. wissenschaftlichen Prüfungskommission am 28.10.1913 und für Deutsch am 19.5.1915. Im Oktober 1914 legte G. H. noch die Lehrbefähigungsprüfungen für die Bürgerschule in der 1. Fachgruppe über Deutsch, Geschichte und Geographie ab. 1916 letzte Lehrbefähigungsprüfung über Philosophie.
Laufbahn: 1914 Lehrerin am privaten Realgymnasium für Mädchen mit Öffentlichkeitsrecht, Wien 8. 1914-1916 Lehrerin am privaten Mädchen-Reformrealgymnasium von Dr. Wesely, Wien 3. Eintritt in den öffentlichen Schuldienst am 16.9.1915. Eine große Leidenschaft G. H.s war das Reisen, vorzugsweise weite Schiffsreisen. So zeigen die Stempel in ihrem Pass, dass sie 1926 von Triest, über die Türkei, Syrien nach Palästina fuhr, dann weiter nach Ägypten und schließlich nach Griechenland.
Ab 1927 war G. H. in der Bürgerschule für Mädchen in Wien 16. tätig. 1937 wurde sie pensioniert, was dazu führte, dass G. H. in finanzielle Nöte geriet. Über mehrere Jahre suchte sie um Vorrückung ihres Rangstages an, jedoch vergebens. Nach ihrer Pensionierung begann sie mit der Aufarbeitung der biographischen Daten ihres Bruders, dem berühmten Röntgenologen des Wiener AKH, konnte eine Biographie allerdings nicht fertigstellen, da Material durch Hausdurchsuchungen der Nazis abhanden gekommen war. Diese hatten aufgrund des Nachnamens und der Heirat Guidos mit einer Jüdin angenommen, die Familie Holzknecht sei ebenfalls jüdischen Glauben, was jedoch nicht der Fall war. Generell war Familienforschung von großem Interesse für G. H. und sie widmete sich auch der Erstellung eines Familienstammbaums.
G. H. galt als sehr tierlieb und tief religiös. So wäre sie beinahe in ein Kloster eingetreten. Ihre Nachbarin beschrieb sie als vollendete Dame, die, obwohl sie keine besondere Aufmerksamkeit auf ihr Äußeres legte, hoch gebildet und kultiviert war. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte G. H. sehr zurückgezogen und mied den Kontakt zu anderen Menschen. G. H. verstarb in der Landesheil- und Pflegeanstalt Gugging am 21.1.1968 an Coronarthrombose. Sie liegt im Familiengrab am Oberen Stadtfriedhof in Klosterneuburg begraben.
W.: „Beiträge und Korrektiven zur josephinischen Kirchen- und Klosterpolitik. Phil. Diss. Univ. Wien“ (1912)
L.: Dissertationsverzeichnis, Pastner 2005