Hoisl Amalie, Amalia; Magd, Kellnerin und Verfolgte des NS-Regimes
Geb. Klagenfurt, Kärnten, 3.7.1918
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter stirbt im Wochenbett, ihren Vater lernt sie nie kennen. Wechselnde Pflegeeltern.
Ausbildungen: Besucht sporadisch die Volksschule.
Laufbahn: A. H. erhält nur eine bruchstückhafte Volksschulbildung, da sie bei wechselnden Pflegeeltern in der Landwirtschaft helfen muss. Sie arbeitet später als Küchengehilfin und Kellnerin im Restaurant „Dermuth“ in St. Martin bei Klagenfurt. Im Sommer 1939 wird ihr am Arbeitsamt befohlen, in der Landwirtschaft zu arbeiten. A. H. will lieber Kellnerin bleiben und fragt, warum sie denn den Beruf wechseln müsse. Auf den Hinweis der Sachbearbeiterin: „Weil der Führer es so wünscht“, antwortet sie: „Ich glaube nicht, dass der Führer weiß, dass es mich überhaupt gibt, wenn er es trotzdem weiß und das will, dann soll er mich gefälligst am Arsch lecken!“. Der Beamte ruft unmittelbar darauf die Gestapo, die A. H. verhaftet und ins Polizeigefängnis sperrt. Sie ist gerade erst 17 Jahre alt, als sie in Comthurey, einem Außenlager des KZ Ravensbrück, interniert und mit dem schwarzen Winkel als „Asoziale“ mit der Häftlingsnummer 2054 gekennzeichnet wird. Das Lager ist für die Arbeit am landwirtschaftlichen Gut Heinrich Himmlers zuständig, der aus Stolz über seinen Besitz des Öfteren prominente Gäste einlädt. So kommt es, dass am 25.1.1942 Adolf Hitler persönlich erscheint. Die Häftlinge müssen sich zur Begrüßung aufstellen, Hitler schreitet durch die Reihen und erfragt den Grund für deren Inhaftierung, mit der Absicht, einige von ihnen zu entlassen. A. H. wird rot und erzählt ihre Geschichte ganz leise. Hitler bricht in Gelächter aus und lässt A. H. noch am selben Tag entlassen. Danach arbeitet A. H. erst als Magd in der Landwirtschaft, dann wieder im Restaurant „Dermuth“, zuletzt und bis zur Pensionierung im Klagenfurter Lebensmittelgeschäft „Konsum“. A. H. befolgt die Auflage ihrer Freilassung, kein Wort über das KZ zu verlieren bis Ende der 90er Jahre. Dann gibt sie dem Wissenschaftler John M. Steiner, der ein Psychogramm Hitlers erstellen will, mehrere Interviews. Während dieser Interviews erfährt sie zufällig, dass ihr eine Wiedergutmachungszahlung in Höhe von 30.000 Schilling zusteht, die ihr schließlich auch ausbezahlt werden.
L.: Grassl 2001, Steiner 2000
Carina Tiefenbacher