Hohenzollern-Hechingen Franziska Katharina Gräfin von, verh. Gräfin von Hohenems
Geb. um 1605
Gest. 1665
F., mit vollem Namen Maria Franziska Katharina, lat. Francisca Catharina comitissa ab Alta Embs, nata comitissa a Zollern, im täglichen Umgang Franzl genannt. Seit Ende 1619 war F. als Ehegattin des regierenden Grafen Jakob Hannibal II. von Hohenems, seit 1646 dessen Witwe, und nannte sich von Hohenems. Gewöhnlich gebrauchte sie auch einen Doppelnamen von Hohenems/von Zollern.
F. wurde um 1605 geboren. Ihr späterer Schwiegervater Kaspar Graf von Hohenems gab 1619 in einem privaten Brief ihr Alter mit noch nicht 14 Jahr an. Das auf ihren Porträts aufscheinende Geburtsdatum 1598 (AETATIS SVAE /X/XIII 1620) ist durch wiederholte Übermalung verfälscht, da die Eltern erst 1598 geheiratet haben. Graf Kaspar erwähnt 1619 eine ältere und schon verheiratete Schwester, bei der es sich nur um Sibylle (* um 1600) handeln kann, die 1615 Ernst von der Marck Grafen von Schleiden geheiratet hat. Es bleibt einzuwenden, dass die Reihenfolge der Kinder in den Genealogien unterschiedlich angegeben wird. Falls Anna Maria (*1603) jünger ist als Franziska, müsste man das Geburtsjahr von F. weiter zurück verschieben, sodass man etwa auf 1602 kommen würde.
F. ist im Verlauf des Jahres 1665 gestorben. Das genaue Todesdatum ist nicht bekannt. Auffällig ist, dass weder für sie noch für ihren Mann Jakob Hannibal II. eine Jahrzeit eingerichtet wurde. Beide Namen fehlen in dem von P. Franz Joseph Joller (1820-1894) verfassten Necrologium der Ritter und Grafen von Hohenems. Das Hohenemser Rechnungsbuch des Jahres 1665, in dem die Trauerfeierlichkeiten aufgezeichnet gewesen sein müssen, ist verschollen (die Jahrgänge 1664 und 1666 sind hingegen vorhanden).
Ihre Eltern, Johann Georg Graf (seit 1623 Fürst) von Hohenzollern-Hechingen (1577-1623), Katholik, als Diplomat in kaiserlichen Diensten erfolgreich, Reichshofratspräsident, seit 1620 Ritter des Ordens vom heiligen Vlies, heiratete am 11.10.1598 Franziska Wilde- und Rheingräfin von Salm-Neufville († 1619). Die in Anwesenheit des Konstanzer Weihbischofs Johann Jakob Mirgel überaus prunkvoll gestaltete Hochzeit, zu der 984 Gäste erschienen waren, wurde durch den Hofpoeten Jakob Frischlin in deutschen Versen gefeiert (gedruckt Augsburg 1619, Reprint 2003) und von einem anderen Gast, dem Basler Arzt Felix Platter, etwas nüchterner beschrieben. Aus der Ehe gingen sechs Söhne und acht Töchter hervor.
F.s künftiger Ehemann Graf Jakob Hannibal II. von Hohenems (1595-1546) stand in den Diensten seines Oheims, des Salzburger Erzbischofs Marx Sittich von Hohenems. 1616 hatte er in erster Ehe Anna Sidonia Herzogin von Teschen (poln. Cieszyn, Woiwodschaft Schlesien, Polen) und Großglogau (poln. Głogów, Woiwodschaft Niederschlesien, Polen) geheiratet, die jedoch am 13.3.1619 gestorben war. Jakob Hannibal, Anibalino, wie ihn der Erzbischof nannte, wird als ein freundlicher und umgänglicher Mensch geschildert, der mit seinen zierlichen Manieren alle Herzen gewann. In finanziellen Dingen neigte er allerdings zur Leichtfertigkeit.
Schon im April 1619 wurde die neue Ehe ins Auge gefasst. Der Vater, der regierende Graf Kaspar von Hohenems, der hochfliegende politische Pläne wälzte und daher auf Enkelkinder seines ältesten Sohns drängte, stellte ihm vor: Zu Hechingen sind noch zwei Fräulein zu verheuraten, schränkte aber ein, das ältere Fräulein [vermutlich F.] habe einen krumben Hals, darum sie dicke Krester tragen mueß. Überdies, wann ihr etwa warm ist, oder wann sie Wein trinkt, würdet ihr die under Lefzen am Maul gar groß, so sie übel schendet. Die Jünger [Anna Maria ?] aber ist heßlicher und gar gelb und in ihren Sachen hinlessig und unaufmerkig. Zu Wolfegg ist ein Fräulein, welches das Alter hette, so aber gar zu heßlich. Es gab auch noch andere Kandidatinnen aus Schwaben. Der Bräutigam, der sich im Juli 1619 für F. entschieden und für viele hundert Gulden Geschenke gekauft hatte, feierte Anfang August in Hechingen seine Verlobung. Im September setzte er mit seiner Schwiegermutter den Hochzeitstermin auf den 20.10.1619 in Salzburg fest, doch verlangte der am 9. Oktober erfolgte Tod des Erzbischofs eine neuerliche Verschiebung. So wurde die Hochzeit am 7.12.1619 in aller Stille gefeiert, wiewohl die Braut ein Halsband erhielt, das um 1111 Gulden aus Mailand beschafft worden war. Der Feldkircher Stadtarzt Dr. Johann Schaller schrieb ein lat. Hochzeitslied Corona inauguralis (gedruckt Hohenems 1619). Für Jakob Hannibal gab es in Salzburg nach dem Tod des Erzbischofs, dessen Hofmeister er war, keine Verwendung mehr. Nachdem auch F.s Mutter am 14.12.1619 gestorben und in der Familiengruft in Hechingen beigesetzt worden war, verbrachte das Paar dort das Weihnachtsfest und zog danach auf das Schloss in Hohenems, das damals vom beginnenden Dreißigjährigen Krieg heimgesucht wurde.
F. brachte hier ihre fünf Kinder zur Welt: 1622 Karl Friedrich, 1624 Maria Franziska („Franzl“), 1626 Anna Katharina, 1628 Franz Wilhelm, 1629 Melchior (†1629). Ihre beiden Söhne teilten sich nach dem Tod Jakob Hannibals II. am 10.4.1646 das väterliche Erbe: die Grafschaft Hohenems fiel an Karl Friedrich, die Grafschaft Vaduz an Franz Wilhelm, der am 14.2.1649 auf Schloss Vaduz eine prunkvolle Hochzeit mit Eleonora Gräfin von Fürstenberg feierte. F. konnte auch ihre Töchter standesgemäß verheiraten: Maria Franziska, die 1638 als Hoffräulein zur Erzherzogin Claudia von Medici nach Innsbruck gekommen war, mit Leopold Graf v. Wolkenstein-Trostburg, und Anna Katharina 1644 mit Ulrich Graf von Sulz, Landgraf im Klettgau, seit 1650 als Witwe Nonne im Kloster Inzigkofen (Lkr. Sigmaringen, Baden-Württemberg).
F. ist in dem neuen Renaissanceschloss in Hechingen (Zollernalbkreis, Baden-Württemberg) aufgewachsen. Sie hat vermutlich schon ihren Vater, der als Gesandter viele Reisen unternahm, begleitet, später dann auch immer wieder ihren Mann. Da ihr Vater Präsident des Reichshofrates war, dürfte F. einen Teil ihrer Kindheit in Wien verbracht haben. Nach der Heirat hatte sie ihr Heim im Renaissanceschloss von Hohenems, nahm aber lebhaften Anteil an dem Leben am Hof des Erzherzogs Leopold III. in Innsbruck, später dann seiner Witwe Claudia von Medici, deren Oberstallmeister ihr Mann wurde. F. liebte üppige Barockfeste zu feiern, die Hochzeiten ihrer Kinder, 1627 die Hochzeit Erzherzog Leopolds, 1637 die Hochzeit des polnischen Königs Ladislaus IV. Es entstanden jeweils hohe Repräsentationskosten, die wie auch der Ausbau der Residenz den finanziellen Niedergang des Hauses Hohenems rapide beschleunigte, nachdem F.s Söhne 1648 durch den Westfälischen Frieden die volle Souveränität über ihr Land erlangt hatten.
F. wurde auch selbst in die Kriegshandlungen einbezogen, als sie am 9.6.1632 mit ihrem Mann in Weienried (Möggers, Bez. Bregenz, Vorarlberg) von schwedischer Kavallerie unter dem Befehl des Herzogs Bernhard von Weimar gefangen genommen und in die Haft nach Memmingen und später nach Ulm abgeführt wurde. In einer militärischen Meldung berichtet Jakob Hannibal dazu: Meiner Gemahlin (so ich eben selbigen Tags verschicken wollen) ist von Ihro fürstlichen Gnaden selbst alsbald heimgestellt worden, nach Haus oder anderstwohin zu ziehen. Sie hat aber von mir nit allein wegbegehrt, sondern, solang ich im Arrest sei, bei mir zu bleiben, sich selbst erklärt. Das ist wahr, dass ihr und mir Pferd und anders, so wir gehabt und nicht an unserem Leib getragen, alles abgenommen worden. Sonst aber ist meiner Gemahlin, Jungfrauen und Kammermagd alle geziemende Ehre widerfahren, wie uns dann von beiden fürstlichen Gnaden, allen Offizieren und Kavalieren aller gnädige Willen, völlige Cortesia, Ehr und Respekt mit Gastreien, Besuchen und möglichsten Ehrerbietungen bewiesen worden. Ja, man lässt uns sogar zum Gottesdienst in der katholischen Kirche gehen. Will man dem Mehrerauer Pater Ransperg glauben, habe jedoch die Gefahr bestanden, dass F. ihrem Mann entrissen worden wäre. Erst Ende August 1632 erlangte man eine Übereinkunft über einen Gefangenenaustausch, sodass Jakob Hannibal wieder frei kam.
Graf Jakob Hannibal II. beschäftigte 1624 in seiner Hofhaltung 44 Personen. Mit ihm waren es 29 Männer: der Vogteiverwalter, ein Stallmeister, ein Hofkaplan, ein Sekretär, drei Edelknaben, ein Kammerdiener, ein Trompeter, zwei Lakaien, ein Untervogt, ein Silberdiener, ein Keller, ein Koch, ein Beck, zwei Torwächter, ein Rossbereiter, ein Reitknecht, zwei Kutscher, drei Stallknechte, ein Fuhrknecht, ein Hundsbube und ein Jäger. Zum Frauenzimmer gehörten 15 Frauen, nebst der Gräfin ihre drei Kinder, Fräulein Renate, eine Hofmeisterin, zwei Jungfrauen, zwei Kammermedlin, drei Kindsmedlin, eine Beschließerin und eine Küchenmagd. Einige der männlichen Diener standen auch der Gräfin zur Verfügung, etwa der Hofkaplan oder die Kutscher. 1625 finden wir auch die Untervögtin, die Frau des Untervogts, dem Frauenzimmer zugeteilt. Bei den drei Kindern handelt es sich um die behinderte Johanna Eleonora aus Jakob Hannibals erster Ehe sowie um Franziskas Kinder Karl Friedrich und Maria Franziska. Später kamen weitere Kinder der Gräfin hinzu, während man Maria Franziska zur Erziehung an den Innsbrucker Hof gab; Graf Kaspar wollte 1630, dass auch Anna Katharina nach Innsbruck gegeben würde. Bei dem Fräulein Renate dürfte es sich um F.s Schwester Maria Renate von Hohenzollern-Hechingen (†1637) gehandelt haben; diese heiratete 1625 den Grafen Hugo von Königsegg-Rothenfels (1595-1666).
Nach dem Vergleich von 1659 war die Umgebung von F. auf vier Personen zusammengeschmolzen: die Witwe selbst, eine nicht näher bestimmte Gesellschafterin, ein Medlin und ein Junge. Hier wird der Niedergang vom Luxus der 1620er Jahre zu den ärmlichen Verhältnissen der 1660er Jahre besonders deutlich, ganz abgesehen davon, dass F. in Hohenems mehr oder weniger nur noch auf Abruf geduldet war und man sie nach Dornbirn oder in ein Kloster nach Bregenz abschieben wollte. Im Kloster brauchte sie überhaupt keine Dienerschaft mehr, da sie von den Schwestern umsorgt wurde.
Mit dem Tod ihres Mannes Jakob Hannibal am 10.4.1646 stockte für sie infolge der katastrophalen Finanzlage des Grafenhauses der Unterhalt. Man versuchte wiederholt, Lösungen zu finden, indem man das Deputat von F. herabsetzte. In Hohenems konnte F. sich kaum noch wohl fühlen, weshalb es sie häufiger in ihre Heimat nach Hechingen zog. Mit dem 1.1.1654 einigte sich F. mit ihren Söhnen auf den Neuen Vergleich. Die Söhne sahen sich infolge der Kriegsschäden nicht in der Lage, den mit ihr abgemachten Betrag von 1350 Gulden aufzubringen, es wäre daher unmütterlich, die volle Summe von ihnen zu fordern. Somit einigte man sich auf den Betrag von 500 Gulden. F. schloss mit Karl Friedrich am 11.11.1659 eine neue Übereinkunft. Der Sohn solle dero Fraw Mueter in dem Palast zue Embs dero Vnderhalt an Speiß vnd Tranckh so gut als mans hat, neben noch ainer Persohn an dero Gräfflichen Tafel vnd noch für ain Medl vnd ainen Jungen die gewohnliche Tafel vnd darzu die notdurfft an Zimmer, Beholzung, Liechter vnd annderen dergleichen nothwenndigkheiten raichen vnd noch darzu an parem gelt Järlichen vnd Jedes Jars absonderliche zwayhunderdt Gulden, aus den Dornbürischen Gefellen, vor all anderen Ausgaben richtig bezallen (VLA, HoA 37,3). Man dachte aber auch schon weiter und fasste andere Alternativen ins Auge. Die Witwe sollte – zumindest vorübergehend – im Kapuzinerinnenkloster St. Anna bei Bregenz untergebracht werden oder aber auch das unbewohnte Schlössle in Dornbirn beziehen. Schließlich musste noch eine Geldschuld des Sohnes in Höhe von 800 Gulden für einen Diamant gegenüber der Mutter geregelt werden. Vor ihrem Tod verschaffte F. dem Kloster einen Geldbetrag von 60 Gulden. Das legt den Schluss nahe, dass sie ihre letzte Zeit in diesem Kloster verbracht hat.
Im Oktober 1654 kam der Chronist Gabriel Bucelin OSB, seit 1651 Prior des Weingartner Gotteshauses St. Johann in Feldkirch, auf Besuch zu Graf Karl Friedrich nach Hohenems, um genealogische Studien zu betreiben. Er bewunderte die schöne Lage des Ortes und fertigte hier Zeichnungen an. Da F. mit am Grafentisch saß, dürfte sie auch mit Bucelin ins Gespräch gekommen sein.
Es sind mehrere Porträts von F. überliefert. An erster Stelle ist ein Halbfigurporträt zu nennen, 1620, unbekannter Maler, Öl auf Leinwand, Format 84 x 67 cm. Das Bild, das ein Pendant zu dem Porträt Jakob Hannibals II. ist, wurde wohl nach der Hochzeit und dem Umzug nach Hohenems in Auftrag gegeben. Ein ähnliches Porträt liegt in einer Kopie aus der Zeit um die Mitte des 18. Jahrhunderts vor.
F. führte das Wappen ihrer Familie von Hohenzollern. Es erscheint beispielsweise mit der Helmzier auf ihrem Porträt um 1620 sowie auf der Kopie um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
Mehrfach ist F.s Petschaft in Abdrucken überliefert (geführt 1659). Das sehr kleine Petschaft mit einem Durchmesser von 1,3 cm zeigt ein Allianzwappen der Familien Hohenems und Hohenzollern: links Hohenems, rechts Hohenzollern. Am oberen Rand steht über der Grafenkrone eine gekürzte Inschrift in Kapitalschrift, die nur sehr schwer lesbar ist, aber etwa F[rancisca] G[räfin] Z[u] [? Hohenems] G[räfin?, eborene?] H[ohen]Z[ollern] oder ähnlich lauten könnte.
F. war seit 1620 als Ehefrau des Vogtes von Feldkirch und seit 1640 als Ehefrau des regierenden Grafen in Feldkirch und Hohenems die First Lady. Von Anfang an beschattete jedoch der Dreißigjährige Krieg ihr Dasein. Wohl konnte sie in den beiden ersten Jahrzehnten ihrer Ehe noch Reisen nach Wien oder Warschau unternehmen und das Hofleben bei Herzog Leopold und der Erzherzogin Claudia in Innsbruck genießen, auch noch die prunkvolle Hochzeit ihres Sohne Franz Wilhelm auf Schloss Vaduz 1649 feiern. Die beiden letzten Jahrzehnte ihres Lebens waren jedoch vom finanziellen Niedergang des Hauses Hohenems stark in Mitleidenschaft gezogen.
Qu.: VLB Bregenz; lat. Druck anlässlich der Hochzeit, „Corona inauguralis“, 1619; VLA Bregenz, Adelssachen 87: Briefe Graf Kaspar, 1614; HoA 143, 2: Brief von F.s Schwiegermutter an Obrist Ossa vom 18.6.1632 wegen der schwed. Gefangenschaft; HoA 36,16: 62 Quittungen über den Empfang von je 10 Gulden aus dem erzfürstl. Hofpfennigmeisteramt Innsbruck, datiert in Innsbruck u. eigenhändig unterschrieben, Dezember 1642 bis Juni 1644 (bezieht sich evtl. auf Fs. Tochter?); HoA 37, 3: u.a. Accord und Vergleich vom 20. August 1646 (2 Ex.), Neuer Vergleich 1654, Abred und Vergleich 1659; HoA 172, 48: Rentmeisterrechnung über Deputat vom 26.1.1665.
L.: Křižová/Junek 1999, Welti 1963, Welti 1930, Bergmann 1861
Karl Heinz Burmeister