Herzfeld Marie (Anna), Ps. H. M. Lyhne, Marianne Niederweelen, Niederweeren, Niederweeven, Niederweiden; Fachschriftstellerin, Erzählerin und Übersetzerin

Geb. Güns/Köszeg, Ungarn, 20.3.1855
Gest. Mining/Braunau, OÖ, 22.9.1940

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Sebastian Herzfeld; Mutter: Barbara Herzfeld; Bruder: Karl August Herzfeld (1861-1926), Gynäkologe.

Laufbahn: In Wien sesshaft geworden, widmete sie sich in den achtziger Jahren, der vom Norden ausgehenden naturalistischen „Moderne“ folgend, dem Studium der jungskandinavischen Literatur und brachte diese durch kritische Essays und Übersetzungen dem/r deutschen LeserIn nahe. Von ihr stammt die erste deutsche Gesamtausgabe J. P. Jacobsens. Um 1900 wandte sie sich unter dem Einfluss des damaligen Enthusiasmus für die italienische Renaissance und im besonderen über Anregung A. Barbis der Erschließung dieses Kulturabschnitts für das deutsche Publikum zu, was von da an zu ihrer Lebensaufgabe wurde. Ab 1904 erschien ihr Werk über Leonardo da Vinci in mehreren Auflagen. Ab 1910 gab sie unter Mitarbeit namhafter Autoren (H. Hefele, P. Heyse, M. Mell, J. Schnitzer u. a.) eine Reihe ausgewählter Quellen zur Geschichte der Renaissance in deutscher Sprache heraus. M. H. war 1901-1919 im Vorstand des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen und trug damit zu dessen bedeutender Stellung im Wiener Geistesleben bei. Sie übersetzte aus dem Englischen, Französischen, Dänischen, Schwedischen und Norwegischen, u. a. von Arne Gaborg, Jonas Lie, Knut Hamsun, Ola Hansson in der „Nordischen Bibbliothek“ 1889ff und in anderen Serien. Veröffentlichungen in Zeitschriften: „Die Gesellschaft“, München, 1885 ff.; „Moderne Rundschau“, Brünn 1890/91; „Die Zeit“, Wien, um 1900; „Wiener Mode“ (Belletrist. Beilage der neunziger Jahre); „Wiener Literaturzeitung“; „Neue Freie Presse“; „Corona“, 1931 ff.

Die begleitende Monographie zu ihrem Werk über Leonardo da Vinci (Aufl. 1-3) wird heute noch zu den besten Darstellungen Leonardos gezählt. Einen wichtigen Beitrag zum Quellenbestand österreichischer Geschichte nach 1848 lieferte sie durch die Übersetzung der Memoiren H. B. Frh. v. Dahlerups aus dem Dänischen.

Ausz., Mitglsch.: 1904 Bauernfeldpreis; Ehrenmitglied des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen; gleichzeitig mit M. H. waren im Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien u.v.a. aktiv: Olga Wisinger-Florian, Emilie Mataja, Helene Migerka, Gisela von Berger, Amalie Falke-Lilienstein, Marie Arnsburg. Bedeutender Briefwechsel mit H. von Hofmannsthal.

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe), Handschriftensammlung, ÖNB; The Manuscript Collections, British Library, London.

W. u. a.: „Menschen und Bücher. Literarische Studien. Erzählung“ (1893), „Die skandinavische Literatur und ihre Tendenzen, nebst anderen Essays.“ (1898), „Das Zeitalter der Renaissance. Ausg. Quellen zur Geschichte der italienischen Kultur. 14 Bde.“ (1910-1926), „ Leonardo da Vinci. Traktat über die Malerei“ (1904), „H. B. Freiherr v. Dahlerup: In österr. Diensten. Aus dem dänischen Manuskript übertragen (mit Einleitung und Nachwort). 2 Bde.“ (1911-1912). Übersetzungen: „Lie, Jonas: Der Lotse und sein Weib. Übersetzung aus dem Norwegischen.“ (1889), „Jacobson, Jens Peter: Novellen. Übersetzung aus dem Dänischen“ (1890), „Hansson, Ola: Parias. Übersetzung aus dem Schwedischen“ (1890), „Gaborg, Arne: Bei Mama. Übersetzung aus dem Norwegischen“ (1891), „Lie, Jonas: Drauf los! Übersetzung aus dem Norwegischen“ (1893)

L.: Bamberger 1966, Buchegger 2002, Eisenberg 1891, Eisenberg 1889-93, ÖBL, ÖNB 2002, Schmid-Bortenschlager/Schneld-Bubenicek 1982, Wedel 2010, Wininger Bd. 3, Die Presse 20.3.1955, NFP 20.3.1925, www.aeiou.at, www.onb.ac.at/ariadne/