Helfgott Margarete; Journalistin und Psychologin

Geb. Wien, 21.1.1909

M. (Grete) H. wird am 21. Jänner 1909 in Wien geboren. Sie studiert an der Universität Wien Psychologie und ist Mitglied der Vereinigung der Sozialistischen Studenten. Sie schließt ihr Studium 1935 mit der Dissertation „Das Erleben moderner Tanzmusik. Versuch einer psychologischen Analyse“ ab. Doch nicht ihr Doktorat in Psychologie, sondern ihre Fremdsprachenkenntnisse in Italienisch, Französisch und Englisch, die sie sich während ihres Studiums erworben hat, sollen für ihren späteren Berufswerdegang entscheidend sein. Von Jänner 1937 bis November 1945 arbeitet G. H. als Fremdsprachenkorrespondentin und Übersetzerin in der Exportabteilung der Gravenswerke Wien. 1945 erfährt sie, dass die neugegründete „Arbeiterzeitung“ dringend eine Übersetzerin sucht. Sie stellt sich bei Oscar Pollak, dem Herausgeber und Chefredakteur der während des Ständestaates und der Herrschaft der Nationalsozialisten in Österreich verbotenen „Arbeiterzeitung“, vor. Nach einer Probearbeit, bei der sie fremdsprachige Nachrichten aus dem Radio abhören muss, um daraus eine eigene Zusammenfassung für die Zeitung zu schreiben, wird M. H. als Übersetzerin engagiert und ist somit zu dieser Zeit die einzige Frau im Journalistenteam der „Arbeiterzeitung“. Abgesehen von ihrer Übersetzerinnentätigkeit übernimmt G. H. auch verschiedene journalistische Aufgaben in der Lokalberichterstattung. Ihre Karriere als Leiterin der Feuilleton-Redaktion beginnt mit einer Geschichte über das Leben in der Nazizeit; später konzentriert sie sich auf Artikel über bildende Kunst sowie auf Reiseberichte. G. H. arbeitete für Oscar Pollak als Redakteurin und Sekretärin bis zu dessen plötzlichem Tod im Sommer 1963. Doch G. H. verlor nicht nur den Freund und Arbeitgeber, sondern auch die mit ihr befreundete Frau Oscar Pollaks, die Nationalratsabgeordnete Marianne Pollak. Diese begeht bald nach dem Tod ihres Mannes Selbstmord.

Nach ihrer Pensionierung arbeitet G. H. als freie Journalistin, unter anderem für die Zeitschrift „Frau“. Im Alter von 77 Jahren muss sie wegen Sehstörungen ihre journalistische Tätigkeit aufgeben. Sie beginnt trotz fortscheitender Erblindung ein SeniorInnenstudium der Soziologie.

L.: Hausjell 1989, AZ 21.12.1945, AZ 12.1.1989, Die Neue Zeit, Klagenfurt 30.12.1945, WZ 21.7.1995

Karin Nusko