Hartmann Walburga; Zuckerbäckerin
Geb. Wien, lebte um1763
Gest. Wien, unbekannt
Herkunft, Verwandtschaften: Schwester: Theresia Grassl, schutzverwandte Zuckerbäckerin.
LebenspartnerInnen, Kinder: Gatte: Wilhelm Hartmann, Fragner, drei Kinder.
Laufbahn: W. H. trifft ein besonders hartes Schicksal: ihr Mann Wilhelm erschießt aus unbekannten Gründen den Wachtmeister Anton Strasser aus Mariahilf. Diese Straftat muss er mit dem Tod büßen, er wird am 7. Juni 1754 hingerichtet. Sein Fragnergewerbe wird Frau H. als Witwe eines Mörders entzogen und zwangsversteigert, die vorhandenen Schulden werden mit dem Erlös getilgt, für sie und die drei Kinder bleibt nicht nur kein Anteil an der versteigerten Habe, aufgrund des Verlusts des Gewerbes wird ihr jeglicher Lebensunterhalt entzogen. Da sie für sich und die Kinder sorgen muss, zieht sie zu ihrer Schwester Theresia Grassl, die einen Schutzbrief für die Zuckerbäckerei ihr eigen nennt. Die Schwester verstirbt jedoch 1763, womit offiziell auch ihr Schutzbrief nicht mehr weiter verlängert werden kann. Deshalb sucht W. H. um die Übertragung des Schutzbriefes auf ihre Person an. Sie argumentiert, dass sie aufgrund ihrer schlechten körperlichen Verfassung nicht als Dienstbotin arbeiten könne (wofür sie auch ein ärztliches Attest vorlegt) und sich nicht nur um das tägliche Brot, sondern auch um die gute Ausbildung der Kinder sorgt, denen sie nur durch entsprechende Finanzmittel eine Lehre angedeihen lassen kann. Sie bittet um eine auf das Zwieback- und Biskottenmachen eingeschränkte Bewilligung, die ihr gegen Bezahlung einer geringen Steuer auch erteilt wird (allerdings − wie so oft − ohne Erlaubnis, die Waren Hausieren tragen zu dürfen, womit ihr Kundenkreis nur auf die unmittelbare Nachbarschaft beschränkt bleiben muss).
Qu.: WStLa, Alte Registratur. Bericht vom 3. Mai 1763.
L.: Kretschmer 2000
Sigrid Kretschmer