Hartmann Elfriede Beate (Friedl), Deckname „Paula“; Maturantin und Widerstandskämpferin

Geb. Wien, 21.5.1921
Gest. Wien, 22.9.1943

E. H. wurde 1921 als Tochter von Hermine Hartmann, geb. Schiefer und Alexander Herbert Hartmann in Wien geboren. Der Vater war Versicherungsbeamter, die Mutter Handarbeitslehrerin. Sie besuchte das Mädchenrealgymnasium in der Billrothstraße, an dem sie 1939 maturierte. Nach mehrmonatiger Berufstätigkeit inskribierte sie im Jänner 1940 Chemie an der Universität Wien, musste jedoch als „Mischling ersten Grades“ das Studium im Mai desselben Jahres aufgeben. Über ihren Freund, den Bauschlosser Rudolf Mašl (1920-1943, hingerichtet), den sie bereits im Herbst 1938 kennen gelernt hatte, kam sie mit dem Kommunistischen Jugendverband (KJV) in Kontakt. E. H. wurde Leiterin des Gebiets III, das die Wiener Bezirke 5, 6, 7, 12 und 13 umfasste. Außerdem unterhielt sie Kontakte mit KJV-Gruppen in Salzburg, Linz und St. Pölten. Im Frühjahr 1941 legte sie ihre Funktion nieder, um sich dem Aufbau eines „Lit-Apparats“ zu widmen. In diesem Rahmen wirkte sie an der Herstellung und Verbreitung der Zeitung „Die Rote Jugend“, deren Artikel zum Großteil von ihr verfasst wurden. E. H. kooperierte eng mit der Gruppe „Soldatenrat“, die mit Hilfe von Feldpostbriefen Soldaten der Wehrmacht zur Opposition gegen das NS-Regime bewegen wollte. Ein von H. verfasster Brief an Wehrmachtsangehörige wurde in großem Umfang vervielfältigt, konnte aber aufgrund einer Feldpostsperre letztendlich nicht versandt werden. Zwischen Oktober 1941 und Februar 1942 wurden neuerlich Briefumschläge an Soldaten und Zivilpersonen adressiert, um Flugschriften zu verschicken. Am 24. Februar 1942 wurde E. H. festgenommen und wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung angeklagt. In zahlreichen Kassibern appellierte sie an ihre Angehörigen, Rettungsversuche für Rudolf Mašl, der als Wehrmachtsangehöriger ebenfalls verhaftet worden war, zu unternehmen. Als Zeugin im Verfahren gegen Rudolf Mašl versuchte sie, diesen zu entlasten. Am 22. September 1943 wurde sie − wie zuvor auch Mašl − vom Volksgerichtshof zum Tod und zur Aberkennung der Ehrenrechte auf Lebenszeit verurteilt. Ein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens wurde als unzulässig verworfen. E. H. wurde am 2. November 1943 hingerichtet. Ihr Name findet sich auf einer Gedenktafel im ehemaligen Hinrichtungsraum des Wiener Landesgerichts. Auf dem Friedhof Hirschstetten befindet sich auf dem Grab der Familie Mašl ein Gedenkstein für E. H. und Rudolf Mašl.

Qu.: DÖW 19.793/56, 20.000/h190.

L.: Alfred Klahr Gesellschaft 1997, Dokumentationsarchiv 1998, Friedl und Rudolf. In: Kommunistische Partei Österreichs (Hg.): Unsterbliche Opfer. Gefallen im Kampf der Kommunistischen Partei für Österreichs Freiheit. O. O.,o. J., S. 78f., Elfriede Hartmann – eine von vielen. In: Der neue Mahnruf, Juli/August 1975, Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hg.): Briefe aus dem Gefängnis. Die Kassiber-Sammlung Elfriede Hartmann des DÖW. O. O., o. J., Mertinz/Garscha 2013

Christine Kanzler