Harand Irene, geb. Wedl; Pazifistin und Schriftstellerin
Geb. Wien, 6.9.1900
Gest. New York City, New York, USA, 3.2.1975
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Franz Wedl, Bauunternehmer.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1920 Heirat mit Franz (Frank) Harand (*1895), k. u. k. Offizier, 1938 Emigration GB, USA, 1942 Mitgründer des „Free Austrian Movement“ unter Hans Rott, im Mai 1942 als Mitglied des Austrian National Comittee unter Hans Rott und Guido Zernatto vorgeschlagen.
Laufbahn: Beginnt ihre politische Aktivität 1928 als Monarchistin, bekennende Katholikin und Verteidigerin der Rechte von Juden 1928 im „Verband der Kleinrentner und Sparer Österreichs“ des jüdischen Anwalts Moriz Zalman, wird Mitglied der Kommission für Kleinrentner des BM für soziale Verwaltung; 1930 gemeinsam mit Zalman Mitbegründung der kurzlebigen „Österreichischen Volkspartei“, vergebliche Kandidatur für den Nationalrat 1933; schriftstellerisch und pazifistisch tätig, im Herbst 1933 Gründung der „Weltbewegung gegen Rassenhass und Menschennot“ (sog. „Harand-Bewegung“) zusammen mit Zalman, die Bewegung wurde Teil der Vaterländischen Front und verteidigte bis zuletzt den autoritären Kurs der austrofaschistischen Regierung, als Gegenpol zum antisemitischen nationalsozialistischen Regime Deutschlands, bis 1938 Herausgabe des Organs „Gerechtigkeit“, 1935 Verfasserin von „Sein Kampf. Eine Antwort an Hitler“, bis 1938 Vortrags- und Werbetätigkeit in Österreich und diversen europäischen Ländern, 1938 während der Okkupation Österreichs zufällig in London; als die Nationalsozialisten ein Kopfgeld von 100.000 Reichsmark auf sie aussetzen und ihre Bücher öffentlich in Salzburg verbrennen Emigration im Juni 1938 über Kanada nach New York, 1939 Mitgründerin der „Austrian-American-League“, Zusammenarbeit mit Austrian Action unter Ferdinand Czernin, vermutlich Mitarbeiterin des „Office of War Information“ (OWI), 1942 als Mitglied des „Austrian National Comittee“ vorgeschlagen, 1943 Vorsitzende der Women´s Division der „Anti Nazi League“ New York; Sommer 1943 Mitgründerin des „Austrian Institute“ zur Organisation eines österreichischen Kulturlebens und zur Unterstützung österreichischer Künstler und Wissenschafter in den USA, nach 1945 zur Pflege der österreichisch-amerikanischen kulturellen Beziehungen, 1959 Vizepräsidentin des „Austrian Institute“, 1962 nach Übernahme des „Austrian Institute“ durch den österr. Staat. Gründung der Nachfolgeorganisation „Austrian Forum“ in den Räumen des „Austrian Institute“, 1963 Präsidentin des „Austrian Forum“ als Nachfolgerin von Siegfried Altmann. Verhalf in Zusammenarbeit mit B’nai B’rith und Stephen Wise mehr als 100 österreichischen Juden und Jüdinnen zur Einreise in die USA.
Ausz.: 1971 Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich; Verkehrsflächenbenennung: 1990 wurde das Haus Wien 1, Judengasse 4 auf „Irene-Harand-Hof“ getauft, 2008 wurde der Platz vor der Paulanerkirche an der Wiedner Hauptstraße in 1040 Wien nach ihr benannt. 1968 von Yad Vashem als „Gerechte der Völker“ ausgezeichnete Österreicherin.
Qu.: DÖW, Institut für Zeitgeschichte München; Literaturhaus/Exilbibliothek, Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „So oder so. Die Wahrheit über den Antisemitismus“ (1933), „Sein Kampf. Antwort an Hitler“ (1935, 1937 engl. u. franz. Übersetzung, eine amerikanische Ausgabe wurde während des Zweiten Weltkrieges durch die „Anti-Defamation-League“ an alle öffentlichen Bibliotheken der USA verteilt). 1933-1938 Herausgeberin der Wochenzeitung „Gerechtigkeit“, die mit einer Auflage von 28 000 Exemplaren in 38 Ländern erschien
L.: Bolbecher/Kaiser 2000, Grossberg 1970, Gutman/Fraenkel/Borut 2005, Maimann 1975, Röder/Strauss 1980-1983, Wall 1995, Wall 2004, Weinzierl 1985