Hainisch Marianne, geb. Perger, Pergerist; Frauenrechtsaktivistin und Vereinsfunktionärin

Geb. Baden bei Wien, NÖ, 25.3.1839
Gest. Wien, 5.5.1936

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Josef Perger, Kaufmann.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1857 Heirat mit Michael Hainisch, Fabrikant; Kinder: Wolfgang, Marie, Michael (1858-1940), Politiker, Sozial- und Wirtschaftspolitiker, Bundespräsident.

Ausbildungen: Häuslicher Unterricht, 1852-1855 Institut Betty Fröhlich Wien.

Laufbahn: Unmittelbar veranlasst durch die Notlage, in die einzelne Familien von Baumwollspinnern durch den nordamerikanischen Bürgerkrieg (1861-65) und durch das Ausbleiben der Baumwolle auf den europäischen Märkten geraten waren, aber auch vom Standpunkt des Menschenrechtes, stellte M. H. 1870 den für das weibliche Bildungswesen epochemachenden Antrag, „der weiblichen Intelligenz aus allen Ständen“ eine allgemeine Mittelschule zunächst durch Errichtung eines Realgymnasiums zu vermitteln, um den Mädchen dadurch bessere Erwerbsmöglichkeiten zu erschließen. Sie legte diese Forderung nach realgymnasialem Mädchenunterricht dem Wiener Frauenerwerbverein zur Beschlussfassung vor. Seitdem war sie in allen Frauenbestrebungen um Bildung (vollwertiges Mittel- und Hochschulstudium, Zulassung zu den Gewerbeschulen) tätig. 1888 beteiligte sie sich an der Gründung des Vereins für erweiterte Frauenbildung und initiierte zahlreiche Petitionen zur Zulassung von Frauen zum Universitätsstudium. Sie war österreichische Delegierte am International Council of Women-Kongress in London 1899 und beteiligte sich 1901 an der Gründung der Wiener Niederlassung. 1902 gründete sie den Bund Österr. Frauenvereine (dieser umfasste 1914 90 Vereine), den sie 1904 dem International Council of Women anschloss. Von 1902 bis 1918 war sie Vorsitzende, bis 1936 Ehrenpräsidentin des BÖFV. Nach 1918 befasste sie sich vor allem mit Problemen der sozialen Fürsorge und mit friedenspolitischen Anliegen, nachdem sie bereits 1914, nach dem Tod Bertha v. Suttners, die Leitung der Friedenskommission im BÖFV übernommen hatte. Sie führte 1926 den Muttertag in Österreich ein. 1929 war sie Mitbegründerin der Österreichischen Frauenpartei.

Die meisten Frauen, die zwischen 1870 und 1938 in den verschiedenen Projekten, Organisationen und Flügeln der Frauenbewegung aktiv waren, hatten Kontakt mit M. H. Zu nennen sind: Johanna Meynert, Marie von Najmajer, Karoline Gronemann, Ernestine von Fürth, Hertha Sprung, Marie Hoheisel, Ottilie Bondy, Rosa Mayreder, Marie Lang, Helene Granitsch, Marie Eugenie delle Grazie, Alma Motzko, aus der deutschen Frauenbewegung Helene Lange und Gertrud Bäumer. M. H. gilt als Begründerin der österreichischen Frauenbewegung.

Ausz., Mitglsch.: 1937 erhielt sie eine Gedenktafel am Haus 1030 Wien, Rochusgasse 7. Sie gehörte dem Zentralausschuss des Vereins „Ottakringer Settlement“ an (Aufruf. In: Dokumente, 1901, Nr. 22).

Qu.: WStLb, Handschriftensammlung, Teilnachlass, Nachlass im Archiv des Bundes Österreichischer Frauenvereine (BÖFV); Tagblattarchiv (Personenmappe). Autobiografischer Text mit Porträtbild in: Führende Frauen Europas. Neue Folge. Hg. v. Elga Kern. Ernst Reinhardt Verlag, München 1930, S. 45-51.

W.: „Zur Frage des Frauen-Unterrichtes. Vortrag gehalten bei der dritten General-Versammlung des Wiener Frauen-Erwerb-Vereins“ (1870), „Die Brotfrage der Frau“ (1875), „Ein Mutterwort über die Frauenfrage. Vortrag“ (1893), „Seherinnen, Hexen und Wahnvorstellungen über das Weib im 19. Jahrhundert“ (1896), „Die Mutter. (Aus der eigenen Werkstatt. Vortragszyklus im Wiener Volksbildungsverein“ (1903), „Aufwand und Erfolg der Mittelschule vom Standpunkt der Mutter. Vortrag, gehalten am 25.1.1904“ (1904), „Frauenarbeit. (Aus der eigenen Werkstatt)“ (1911), „Aus meinen Erinnerungen. In: Frauenbewegung, Frauenbildung, Frauenarbeit“ (1930)

L: BLÖF, Braun/Fürth/Hönig 1930, Laessig 1949, Motzko 1955, ÖBL, Pataky 1898, Perger 1986, Schmid-Bortenschlager/Schneld-Bubenicek 1982, Simon 1993, Wedel 2010, Weinzierl 1975, www.aeiou.at, www.onb.ac.at/ariadne/