Haid Liane; Filmschauspielerin, Tänzerin und Sängerin
Geb. Wien, 16.8.1895
Gest. Bern, Schweiz, 28.11.2000
Herkunft, Verwandtschaften: L. H. wurde am 16. August 1895 in Wien geboren. Ihr Vater war Musikalienhändler im 9. Wiener Gemeindebezirk und hatte außer L. noch zwei Töchter.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1. Ehe mit Fritz von Haymerle. 2. Ehe mit dem Kölner Anwalt Hans Somborn. Aus dieser Ehe stammt ihr einziger Sohn Hans Peter (*1940).
Laufbahn: L. H. machte ihre ersten Bühnenerfahrungen nicht als Schauspielerin, sondern als Tänzerin. In ihren Soloauftritten auf der Bühne der Wiener Hofoper zeigte sie schon als Kind soviel Talent, dass sie als Tanzpartnerin von Erzherzog Max, dem Bruder des späteren Kaisers Karl, engagiert wurde.
Ihr Debüt als Theaterschauspielerin gibt L. H. 1917 in Jakob Flecks Inszenierung von „Der Verschwender“. Sie verkörpert in dem Raimundstück die Rolle der Amalie. Während des Ersten Weltkriegs beginnt L. H.s Aufstieg zum Filmstar. Ihr späterer Ehemann, der Großindustrielle Baron Fritz von Haymerle, die beiden heiraten 1924, schenkt ihr eine eigene Filmgesellschaft, die „Micco-Film“. Doch nicht die Produktionen ihrer eigenen Filmgesellschaft verhelfen L. H. zum Durchbruch, sondern der Historienfilm „Lady Hamilton“ des Regisseurs Richard Oswald. L. H. spielt in diesem Film mit Stummfilmgrößen wie Conrad Veidt und Werner Krauss. Einen weiteren großen Erfolg hat die Schauspielerin in Richard Oswalds Film „Lucrezia Borgia“, der 1922 in die Kinos kommt. Ihre PartnerInnen sind diesmal Albert Bassermann und Adele Sandrock. L. H.s weitere Erfolge in der Stummfilmära sind: „Schlagende Wetter“ von Karl Grunes, „Liebesfeuer“, ein Film der 1925 für die UFA gedreht wurde, „Die Brüder Schellenberg“ (1926), oder die „Csardasfürstin“ (1927).
Die Umstellung auf den Tonfilm, die für viele Stummfilmstars das Ende ihrer Karriere bedeutete, stellte für L. H. kein Problem dar. L. H. und Willi Forst gelten als Traumpaar des deutschen Films. In dem 1930 herausgekommenen Film „Das Lied ist aus“, der zweite Tonfilm nach „Der unsterbliche Lump“ aus dem gleichen Jahr in dem L. H. mitwirkt, ist wieder Willi Forst ihr Partner. Sie singt darin den berühmten Robert Stolz-Schlager: „Adieu, mein kleiner Gardeoffizier“.
Das berufliche Engagement in Deutschland verändert auch das Privatleben der Schauspielerin. Nachdem sie sich freundschaftlich von ihrem Ehemann Fritz von Haymerle getrennt hat, heiratet sie den Kölner Anwalt Hans Somborn. Aus dieser Ehe stammt ihr einziger Sohn Hans Peter, der 1940 geboren wird.
Der technische Umbruch von Stummfilm auf Tonfilm konnte der Laufbahn der Schauspielerin, wie erwähnt, nicht schaden, der politische Umbruch schadete ihr umso mehr. L. H. bekommt ab 1934 keine Rollenangebote in Deutschland. In Österreich entstehen noch die Filme „Ungeküßt soll man nicht schlafen geh´n“ mit Heinz Rühmann (1936) und „Peter im Schnee“ mit Paul Hörbiger. 1942 flüchtet L. H. mit ihrem Sohn in die Schweiz. Sie lernt dort ihren dritten Ehemann, den Schweizer Herzspezialisten Carl Spycha kennen, den sie nach dem Tode von Hans Somborn 1944 heiratet. Das Paar unternimmt zahlreiche Tropenreisen und lebt einige Jahre in Afrika und Indien. 1979 stirbt Carl Spycha.
L. H. kann nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Karriere nicht mehr fortsetzen; ein geplantes Comeback in der Löwinger Filmposse „Fünf Karnickel“ scheitert. L. H. gilt als erster österreichischer Filmstar, dass sie zufällig so alt ist wie das Kino selbst haben viele als günstiges Omen für ihre Filmerfolge angesehen.
L. H. stirbt einige Monate nach ihrem 105. Geburtstag am 28.11.2000 in ihrem Haus in Wabern, einem Vorort von Bern. Am 15.12.2000 wird sie in der Familiengruft am Dornbacher Friedhof beigesetzt.
Ausz.: 2008 wird die Verkehrsfläche in 1170 Wien, im Gebiet Klampfelberggasse, nach ihr benannt. In den zwanzig Jahren ihrer Schauspielerinnenlaufbahn wirkte L. H. in 90 Filmen mit. Für ihr „langjähriges hervorragendes Wirken im deutschen Film“ erhält sie 1969 den deutschen Filmpreis. Österreich verleiht ihr 1992 den Rosenhügelpreis.
L.: Der Standard 30.11.2000. Die Presse 30.11.2000, Täglich Alles 20.1.1996, Kurier 15.8.1995, Kurier, 15.8.2000, Kurier 30.11.2000, Neues Volksblatt 16.8.2000, NWJ 8.6.1930, NWJ 17.12.1931, NWT 21.1.1932, 22.1.1932, 25.5.1936, 2.8.1936, NZZ 16.8.1995, VZ 8.10.1940, WZ 16.8.2000, WZ 30.11.2000
Karin Nusko