Guth Hella; Malerin und Grafikerin
Geb. Karlsbad, Böhmen (Karlovy Vary, Tschechien), 1908 (1912)
Gest. Paris, Frankreich, 1992
Ausbildungen: Studierte an der Akademie für angewandte Kunst in Wien und an der Akademie für bildende Kunst in Prag.
Laufbahn: Arbeitete als Grafikerin in Prag und pflegte bald einen ausgelassenen Lebensstil mit gleichgesinnten KünstlerInnen. Aus dieser Zeit erzählt sie: „Wir haben viel Quatsch gemacht, uns viel herumgetrieben. Damals bin ich in Hosen herumgegangen. Zu der Zeit war das eine Sensation. Ein Mann aus dem 4. Stock hat mich mal in Hosen zum Telefon gehen sehen und war so ergriffen davon, dass er sich ein Zimmer hat geben lassen auf dem 5. Stock, um mit mir Bekanntschaft zu machen.“ Frühzeitig hat sich H. G. politisch engagiert. Bereits 1930 wurde sie beim Verteilen von, zu jener Zeit illegalen, Flugblättern gestellt, wie Polizeiunterlagen belegen. Daraufhin folgte eine erste Hausdurchsuchung. Als sie 1932 Kurierdienste zwischen den KP-Kreisleitungen Liberec und Ústí n. L. übernahm, begann die politische Polizei der Tschechoslowakei sie zu überwachen. Als 1933 viele von Hitler Verfolgte nach Prag flüchteten, nahm sich H. G. zahlreicher Belange der Emigranten an. So sammelte sie Unterschriften gegen die Ausweisung politischer Flüchtlinge, regelte behördliche Angelegenheiten für das von Hedda Zinner und Fritz Erpenbeck gegründete Stimmorchester „Studio 34″, gewährte dem Hamburger Redakteur Willi Bredel Obdach in ihrem Atelier und arbeitete mit John Heartfield.
Ihre Holzschnittmappe zu Brechts „Dreigroschenoper“, die damals in aller Welt Uraufführungen erlebte, fand eine gute Resonanz. 1937 beteiligte sich H. G. an einer Ausstellung tschechischer und deutscher Kunst im Emigrantenheim in Prag-Strašnice, ein Jahr später waren ihre Arbeiten in der Schau zur „Prager Sezession“ zu sehen. Im Jahr 1939, nach Hitlers Einmarsch in Prag, musste die Künstlerin aus ihrer Heimat fliehen und die meisten ihrer Arbeiten zurücklassen. England gewährte ihr Asyl. 1951 ließ sie sich in Paris nieder und widmete sich bis in die 60er Jahre hinein der abstrakten Malerei. In der deutschsprachigen Welt war H. G. fast vergessen. Erst im Jahre 1986 spürten Bielefelder Forscherinnen die fast Achtzigjährige in Paris auf. Noch vor ihrem Tod erlebte H. G. dank der Initiative der Kunsthistorikerin Dr. Irene Below mit Ausstellungen in Kiel, Soest und Aachen eine späte Anerkennung in Deutschland. 1992 verstarb sie.
Ausz.: 1958 Silbermedaille in Lausanne, Schweiz.
Qu.: Literaturhaus/Exilbibliothek
W.: 10 Holzschnitte zu den Songs der „Dreigroschenoper“ (1932)
L.: ÖNB 2002, Trapp/Mittenzwei 1999, http://www.hagalil.com/