Guta (Jutta/Bonitas); jüngste Tochter König Albrechts (1292-1308)

Geb. nach 1302

Gest. 5. oder 6. März 1329

Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: König Albrecht I. (1298-1308) und Elisabeth von Tirol-Goerz (†1313); Geschwister: Anna (geboren† 1327) mit Hermann von Brandenburg (†1317) in erster Ehe, mit Heinrich Herzog von Schlesien und Herr von Breslau (†1335) verheiratet; Agnes (geboren 1280, †1364), verheiratet mit Andreas III. von Ungarn (1290-1301); Rudolf III. (geboren 1281, †1307), verheiratet in erster Ehe mit Blanche von Frankreich (†1305), in zweiter mit Elisabeth-Rixa von Polen und Böhmen (†1335); Friedrich (geboren 1289, †1330) 1314-1330 deutscher König, verheiratet mit Isabella (Elisabeth) von Aragón (†1330); Elisabeth (†1352), verheiratet mit Friedrich V. (Ferri IV.) von Lothringen (†1329); Leopold (geboren 1293, †1326), verheiratet mit Katharina von Savoyen (†1336); Katharina (geboren 1295, †1323), verheiratet mit Karl von Kalabrien (Anjou) (†1328); Albrecht (geboren 1298, †1358), verheiratet mit Johanna von Pfirt (†1351); Heinrich (geboren 1298, †1327), verheiratet mit Elisabeth von Virneburg (†1343); Meinhard († um 1300); Otto (geboren 1301, †1339), verheiratet mit in erster Ehe mit Elisabeth von Niederbayern (†1330), in zweiter mit Anna von Luxemburg (Böhmen) (†1338); Kinder: Albrecht und Elisabeth.

Laufbahn: Sie wird von den Töchtern Albrechts als letzte verheiratet. Albrecht hatte 1302 geplant, um die brandeburgische Kurstimme bei der bevorstehenden Königswahl an sich zu binden, noch eine Tochter an die Askanier zu verehelichen. Der Auserwählte war der Neffe Markgraf Ottos IV. von Brandenburg (†1308), Woldemar von Brandenburg (†1319). So wurde zwischen Herzog Albrecht und Markgraf Otto ein Vertrag über das Verlöbnis G.s und Woldemars ausgehandelt und die Heirat binnen der nächsten sechs Jahre festgelegt. Der Vertrag wurde alsbald nichtig, da es bereits im darauffolgenden Jahr zum Zerwürfnis zwischen König Albrecht und Markgraf Otto kam.

Zehn Jahre später wird G. erneut in die politischen Bestrebungen der Habsburger miteinbezogen, als es darum ging, sich Einfluss in Niederbayern zu verschaffen. Das neue Projekt datiert aus einer Zeit, da zwischen Ludwig von Oberbayern noch bestes Einvernehmen herrschte. Ludwig, der Sohn der Habsburgerin Mechthild (†1304) und Ludwig des Strengen von Oberbayern (1253-1294), hatte die Vormundschaft für den Sohn und die verwaisten Neffen Herzog Ottos III. von Niederbayern (1290-1312) und als König von Ungarn Béla V. (1305-1312) übernommen. 1255 war nämlich das Herzogtum Bayern in Ober- und Niederbayern geteilt worden. Ludwig, dessen Feindschaft zu seinem Bruder Rudolf sich seit dem Tod des Vaters noch vertiefte, was in der wissenschaftlichen Literatur Mechthild angelastet wird, war nicht nur am Wiener Hof, als der Vater gestorben war, mit den Söhnen König Albrechts erzogen worden, sondern hatte immer wieder die Allianz mit den Habsburger gesucht, während sein Bruder an der Seite Adolfs von Nassau (1292-1298), dessen Schwiegersohn er auch geworden war, und dann an der Seite König Heinrichs VII. (1308-1313), dessen Tochter seine Schwiegertochter wurde, zu finden war. Über die Ausstattung der luxemburgischen Schwiegertochter Rudolfs 1310 kam es zwischen den Brüdern zum endgültigen Bruch. 1312 erfolgte nun das Heiratsabkommen zwischen dem älteren der Neffen Ottos III. von Niederbayern, den damals zehnjährigen Herzog Heinrich XIV. (1310[1323]- 1339) und den Herzögen von Österreich. Als aber Ludwig sich mit seinem Bruder 1313 aussöhnte, um seinen Einfluss in Niederbayern nicht zu verlieren, bedeutete das für die Habsburger einen Affront. Der Gegensatz zu den Habsburgern vertiefte sich, als die beiden oberbayerischen Herzöge ihre Mündel gefangen hielten und die beiden Herzogswitwen die Vormundschaft Friedrich dem Schönen von Österreich übertrugen.

Das nächste Hochzeitsprojekt, das nun auch verwirklicht wurde, fällt in die Zeit nach der Königswahl von 1314, die in der Doppelwahl und jeweiligen Königskrönung Ludwigs von Oberbayern und Friedrich den Schönen gemündet war. Auf der Suche nach Bündnispartnern, um eine Entscheidung herbeizuführen, kam es den Habsburgern gelegen, dass Graf Ludwig von Öttingen, ein enger Parteigänger des Wittelsbacher, bereit war, die Seiten zu wechseln. Unklar ist jedoch, was den Grafen zu diesem Frontwechsel bewogen hat. Die reichsfreien Grafen von Öttingen, benannt nach der städtischen Siedlung an der Wörnitz, gehörten zu den bedeutendsten Adelsfamilien Bayerns. Allerdings ist weder ihre genaue Abkunft noch die genealogische Reihenfolge bis ins Detail geklärt. Ludwig war der Sohn des Grafen Ludwigs des Älteren und der Maria, Burggräfin von Nürnberg, 1288 geboren. Vor der Hochzeit mit G., die Ende April 1319 in Baden im Aargau stattfand, war Ludwig bereits zwei Mal verheiratet. Aus der Ehe mit G. gingen zwei Kinder hervor, Albrecht und Elisabeth, deren Namen ganz der habsburgischen Familientradition entsprachen. Weiteres lässt sich über sie nicht ausmachen.

Die Hinwendung zu den Habsburgern hat Ludwig den Bayern sehr erzürnt. Ob die Heirat auch den erhofften politischen Nutzen für die Habsburger brachte, ist nicht genau ersichtlich. In der Schlacht bei Mühldorf scheint er sich nicht exponiert zu haben. Nach der Annäherung der beiden Könige nach der Schlacht von Mühldorf erfolgte auch die allmähliche Aussöhnung und 1336 ist Ludwig von Öttingen Mitglied der bayerischen Gesandtschaft an den päpstlichen Hof nach Avignon.

G. selbst hat das nicht mehr erlebt. Im Mai 1316, vermutlich aufgrund einer Krankheit oder einer schweren Geburt, machte sie ihr Testament. Sie wollte in Königsfelden begraben werden. Ihren Bruder Albrecht (†1358) bestimmte sie zum Testamentsvollstrecker. Im Dezember 1324 langte auch der päpstliche Ehedispens ein, denn ihre Schwester Agnes hatte herausgefunden, dass G. mit der ersten Frau ihres Mannes in viertem Grad verwandt gewesen war. Am 5. oder 6. März 1329 ist G. angeblich in Wien gestorben. Ihrem Wunsch gemäß wurde ihr Leichnam zum Zeitpunkt des Ablebens ihres Bruders Friedrich des Schönen nach Königsfelden überführt und dort beigesetzt.

G.s Leben ist ein Spiegelbild der habsburgisch-bayerischen Beziehungen besonders während der Regierungszeit Friedrichs des Schönen.

L.: Angermeier 1969, Krieger 1994, Lhotsky 1967, Schultze 1961, Stelzer 1988a, Weihrich 1896, Zuber 1989

 

Ingrid Roitner