Grünwald Sidonie, geb. Zerkovitz, Zerkowitz, verh. Kolokotronis, Grünwald-Zerkowitz; Schriftstellerin und Übersetzerin

Geb. Tovacov, Mähren (Tschechien), 7.2.1852

Gest. Karlsbad, Böhmen (Karlovy Vary, Tschechien), 16.6.1907

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Arzt.

LebenspartnerInnen, Kinder: 1875 Heirat mit Nikolo Kolokotronis dem Enkel des griechischen Nationalhelden Theodoros Kolokotronis. Sohn Konstantin (*1875) nicht gesichert. 1877 Heirat mit Leopold Grünwald, Witwer, Kaufmann und Fabrikant; 7 Kinder: Judith (*1878); Lothar (*1880); Waldemar (*1881); Oliver Rüdiger (*1883); Haydee (*1884); Horace (*1885); Marc Aurel (*1888).

Ausbildungen: Schule in Holeschau, Mädchenpensionat in Wien. Sprachstudien in Französisch, Italienisch, Tschechisch, Lehrerinnenprüfung in Französisch und Ungarisch. Ab 1875 in München Theaterausbildung auf Kosten Ludwigs II. von Bayern.

Laufbahn: Erweckte durch ihre gewinnende Erscheinung und ihr selbständiges, geistvolles Wesen das Interesse der Budapester SchriftstellerInnen- und Gelehrtenkreise. Begann lyrische Gedichte, Essays und pädagogische Artikel für Tagesblätter zu schreiben. Ihre pädagogischen Artikel dürften Auslöser für einige Reformen der höheren staatlichen Mädchenanstalten in Ungarn gewesen sein. Als Schriftstellerin erregte sie Aufsehen durch ihre naturalistischen erotischen Dichtungen „Das Gretchen von heute“ und „Lieder der Mormonin“, worin sie die „doppelte Geschlechtsmoral“ − die „Liebeleien“ der Männer vor ihrer (Vernunft-) Heirat und das Los der Ehefrau − beklagt. Der Frauenbewegung stand sie dennoch ablehnend gegenüber. Nach ihrer zweiten Heirat lebte S. G. in Wien, wo sie die Modezeitung „La Mode“ in deutscher Übersetzung herausgab. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1890 übernahm sie die Leitung einer Wiener Sprachschule.

biograph. Mitteilungen, Hinweise: Traude Triebel.

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe), WStLa, MA 8.

W.: „Die Lieder der Mormonin“ (1874 Papyrus: in Form einer Thorarolle), „Die Mode in der Frauenkleidung“ (1889), „Das Gretchen von heute. Gedichte“ (1890), „Achmeds Ehe. Aus dem Harem. Erzählungen“ (1899, Rezension von Max Nordau), „Die Schattenseite des Frauenstudiums. Vortrag gehalten in Wien 1899“ (1902), „Wie verheiratet man mitgiftlose Mädchen?“ (1905), „Magyar irodalom törtenete. Szerkesztette Zerkowitz Sidonia, Budapest: Franklin-Gesellschaft (Lehrbuch der ungarischen Literaturgeschichte für ungarische Lehrerseminare)“

L.: Bettelheim 1897-1917, Brümmer 1913, Buchegger 2002, Czeike Bd 2 2004, Eisenberg 1891, Friedrichs 1981, Giebisch 1948, Giebisch-Gugitz 1964, Jaksch 1929, Kosch 1949, Kosel 1902-1906, Nagl/Zeidler/Castle 1899-1937, Nigg 1893, ÖBL, ÖNB 2002, Pataky 1898, Schmid-Bortenschlager/Schnedl-Bubenicek 1982, Wininger Bd. 2, Wurzbach, www.onb.ac.at/ariadne/

 

Susanne Blumesberger / Karin Walzel