Grüneis Julie, geb. Fröhlich; Widerstandskämpferin

Geb. Trofaiach, Stmk., 3.6.1910

Gest. Leoben, Stmk., 24.1.1976

Die in Trofaiach als J. F. geborene Frau G. war Mitglied der illegalen kommunistischen Partei und unterstützte den Kampf der PartisanInnen gegen das nationalsozialistische Regime. Die Hausfrau und Mutter eines Kindes kam nach ihrer Festnahme am 2. Oktober 1944 ins Leobner Gefängnis. Von dort wurde sie zusammen mit vielen weiteren politischen Häftlingen am 16./17. November 1944 nach Ravensbrück deportiert und bekam bei der Registrierung am 21. November 1944 die Häftlingsnummer 85241 zugewiesen. Nur wenige Wochen später wurden mehrere Steirerinnen, darunter auch Frau G., weiter nach Dresden in ein Nebenlager des KZ Flossenbürg überstellt, wo sie Zwangsarbeit in den Zeiss-Ikon-Werken leisten mussten. Während ihrer Haft schrieb J. G. mehrere Briefe an ihre Schwester Cilli T. in Leoben. Darin sorgt sie sich vor allem um ihre Lieben: „Du kannst dir vorstellen, in welcher Sorge ich um meine beiden Kinder und um meinen Mann bin. Will aber trotzdem hoffen, dass du inzwischen Post erhalten hast. Bitte schreibe mir, bei wem Rudi ist.“ In weiteren Briefen schreibt sie: „Zilli, hoffentlich hat er seine Mama nicht vergessen.“ Und: „Jetzt warte ich schon mit Sehnsucht auf ein Schreiben von dir, dass ich einmal weiß, was mit meinen zwei Lieben ist, Karli ist vielleicht schon eingerückt. Mein kleiner Rudi ist wohl jetzt sehr arm, weil er keine Mama hat, Karli hat ja dich, bitte schaut auf Rudi gut. Ich bitte dich und Großvater. Zilli, schreib mir auch von meinem Mann, was er schreibt.“ [Flüchtigkeitsfehler korrigiert, B. H.]. Ende April wurden die Häftlinge „evakuiert“; wo genau und wann Frau G. schließlich die Befreiung erlebte bzw. nach Leoben zurückkehrte, ist nicht bekannt. In den folgenden Jahren litt sie immer wieder unter den Folgen der Haft. Frau G. war während ihrer insgesamt siebeneinhalb monatigen Haft Misshandlungen ausgesetzt. Vor allem nervlich erholte sie sich schwer, sie litt unter Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen, auch ihre Regelblutung stellte sich nicht mehr ein. Nichtsdestotrotz wurde Frau G. im Winter 1950 die Anspruchsberechtigung auf Opferfürsorge aberkannt, mit der Begründung, die Haftzeit in Leoben sei „nicht als Haft mit erschwerenden Umständen zu werten“ und die Dauer des Aufenthalts im Konzentrationslager betrage weniger als sechs Monate. Frau G. erhob Einspruch, aber erst im Mai 1956 bekam sie die Opferfürsorge wieder zuerkannt. Über die weiteren 20 Lebensjahre von J. G. ist nichts bekannt. Sie starb am 24. Jänner 1976 in Leoben im 66. Lebensjahr.

Qu.: Gespräch mit Amalia Schlager am 26.3.2006; Justizanstalt Leoben Gefangenenvermerk 3.8.1944 – 17.11.1944; Landesarchiv Steiermark: Opferfürsorgeakte; Sonderbestand Ravensbrück am DÖW: 50.170/51.

L.: Muchitsch 1966

 

Brigitte Halbmayr