Grosser-Wilder Ingeborg, verh. Wilder; Psychologin
Geb. 1921
Gest. 2001
Herkunft, Verwandtschaften: Geboren in eine bürgerliche Wiener Familie, wuchs sie nach der Trennung der Eltern bei ihrer allein erziehenden, berufstätigen Mutter auf.
LebenspartnerInnen, Kinder: Sohn: Dr. Michael Grosser.
Ausbildungen: Matura, Ausbildung zur Dolmetscherin für Französisch, nach dem Krieg Psychologiestudium, das sie 1948 mit dem Doktorrat abschloss.
Laufbahn: Mit der Eheschließung 1950 und der Geburt ihrer zwei Kinder zog sich I. G.-W. für 20 Jahre aus dem Berufsleben zurück. Die Scheidung im Jahr 1973 bedeutete eine wichtige Zäsur in ihrem Leben: Sie stieg einerseits in die Arbeit mit SeniorInnen und legasthenischen Kindern ein und begann andererseits ihr langes Engagement für die Frauenemanzipation und -bewegung. I. G.-W. war Mitinitiatorin der Ende der 1970er-Jahre entstehenden Frauenforen an den Volkshochschulen und Mitgründerin von deren Dachverband, dem Verein „egalia“. 1978 übernahm sie erstmals die Leitung eines Selbsterfahrungskurses für Frauen an der Wiener Urania. Diese Kurse stellten einen wichtigen Beitrag zur feministischen Bewusstseinsbildung in einem institutionellen Rahmen dar. Sie eröffneten die Möglichkeit, Frauen außerhalb der autonomen Frauenbewegung anzusprechen und deren Themen und Debatten in weitere Kreise der weiblichen Bevölkerung zu tragen. Das Angebot an der Urania wurde mit feministisch-emanzipatorischen Workshops und Vorträgen ständig erweitert. Mit der Gründung des Arbeitskreises „Frauenforschung – Die weibliche Seite der Wissenschaft“ im Wiener Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK) durch I. G.-W. im Jahr 1983 wurde auch die akademische Ebene eingebunden. Jungen feministischen Wissenschafterinnen wurde damit in einer Phase, als Frauenforschung erst begann, an den Universitäten Fuß zu fassen, eine Plattform zur Präsentation ihrer wissenschaftlichen Arbeit geboten. I. G.-W. befand sich als Person und Vertreterin von „egalia“ bis zu ihrem Tod im Jahr 2001 im Austausch mit autonomen und nicht-autonomen Frauengruppen und –organisationen in Österreich.
Qu.: Nachlass im Stichwort-Archiv.
W.: „Schätzungen von längeren Zeiträumen bei verschiedenen Altersstufen und in verschiedener Einstellung. Phil. Diss. Wien“ (1948), „Von der Selbsterfahrung zum politischen Bewusstsein“ (1984), „Gem. mit Geber, Eva/Schneider, Marietta/Seifried, Ilse Maria/Heuermann, Andrea: Mein ganzes Tun ist Widerstand . . .“ (1989), „Gem. mit Marx, Elfriede/Sieder, Marthar: Die ,Urania-Frauen´. Zwischen Selbsterfahrung und politischer Aktion“ (1997)
L.: Grosser/Grosser/Marx 2001, Geiger/Hacker 1987/88, http://www.stichwort.or.at/newslett/nl26_nachlass_grosser-wilder.pdf