Glaubauf Karla, geb. Kampf; Journalistin und Gegnerin des NS-Regimes

Geb. Lüneburg, Deutschland, 18.9.1910

Gest. Wien, 18.8.2003

Geboren am 18. September 1910 in Lüneburg, wuchs aber in Hamburg auf, wo sie die Schule absolvierte und an der Universität Englischkurse belegt. Mit ihrem ersten Ehemann übersiedelte sie als 19-jährige nach Mannheim, wo sie ihren späteren Lebensgefährten, Moritz Wilhelm, kennen lernte. Dipl. Ing. Moritz Wilhelm, geb. 12. Jänner 1888, entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie und war als Techniker tätig. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Deutschland war Moritz Wilhelm sehr bald den Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt und wurde mehrmals zur Gestapo vorgeladen. Ein befreundeter Anwalt riet Deutschland zu verlassen. Da eine Schwester von Moritz Wilhelm in Wien lebte, beschloss man einen Ortswechsel nach Wien. Moritz Wilhelm gelangte mit einem manipulierten Pass seines jüngeren Bruders über die Tschechoslowakei nach Wien, K. G. fuhr auf direktem Weg. Etwa 2 Jahre, bis zum „Anschluss“ lebten sie an verschiedenen Wohnadressen, K. G. arbeitete u. a. bei der Firma Elektrolux, dann bei einer Firma, die für Zahnabdrucke erforderliche Produkte fertigte. Moritz Wilhelm eröffnete ein Ingenieurbüro. Nach dem „Anschluss“ fürchteten sie, dass es erneut zu Verfolgungsmaßnahmen kommen würde und zogen daher schließlich nach Baden bei Wien, wo sie gänzlich unbekannt waren. Nach dem Einmarsch Hitlers in die Tschechoslowakei kam auch der Bruder von Moritz Wilhelm, Walter, geb. 3. April 1898, und wurde ebenfalls von K. G. aufgenommen. „Was sollte ich machen? Ich musste ihn aufnehmen und ich habe ihn auch gern aufgenommen, weil ich ja immer gerechnet habe, ich könnte dazu beitragen, dass sie überleben, beide […]. Ich bin Humanistin, bei mir ist jeder Mensch ein Mensch […].“

Bei den Behörden in Baden wurden falsche Namen angegeben, ohne Dokumente zu überprüfen wurden diese zur Kenntnis genommen. Durch diese Papiere konnten K. G. und ihr Lebensgefährte einen längeren Zeitraum – bis 1943 – unbehelligt leben und arbeiten. Für den dazugekommenen Bruder Walter gab es jedoch keine Möglichkeit, er lebte unangemeldet bei dem Paar. K. G. wusste um die Gefahr, in der sie und die beiden jüdischen Männer waren, es wurden keine weiteren Personen eingeweiht um nicht noch mehr zu gefährden. Vermutlich durch eine Anzeige erfolgte am 25. März 1943 die Festnahme. Moritz und Walter Wilhelm wurden nach Auschwitz deportiert, K. G. schließlich ins KZ Ravensbrück, wo sie in dem Block unterkam, in dem Rosa Jochmann Blockälteste war. Sie wurde Schreiberin in der Kommandantur, war auch in die illegale Lagerorganisation eingebunden. In den letzten Apriltagen 1945 gelang ihr mit drei Freundinnen die Flucht und sie kehrte dann ins befreite Lager zurück, wo sie die Kranken vorsorgte und den Heimtransport mitorganisierte.

Nach 1945 war sie mehrere Jahre als Journalistin für die „Volksstimme“ tätig, dann für den „Abend“, war im Zentralen Kulturreferat der KPÖ. Bis zu ihrer Pensionierung arbeitete sie dann in der Buchhaltung einer Textilfirma. Über viele Jahre engagierte sich K. G. ehrenamtlich bei verschiedenen Organisationen, im KZ-Verband in Favoriten war sie Vorsitzende, in der österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück hatte sie eine Funktion im Vorstand. K. G. verstarb am 18. August 2003.

Qu.: Interview DÖW, DÖW-Rav, IKF.

 

Brigitte Ungar-Klein