Gertrud von Österreich; Frau Landgraf Heinrich Raspes von Thüringen (†1247) und späteren (Gegen)königs (1246/47)
Geb. 7.1.1214
Gest. vor 1241, vermutlich Ende 1240
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Herzog Leopold VI. von Österreich und Steiermark (†1230) und Theodora, Tochter Kaiser Isaaks II. Angelos von Byzanz (†1246); Geschwister: Margarethe, verheiratet in erster Ehe mit König Heinrich (VII.) (†1242), in zweiter Ehe mit Ottokar II. Premysl, Markgraf von Mähren, König von Böhmen (1253-1278); Agnes (†1226), verheiratet mit Herzog Albrecht von Sachsen († 1260); Leopold (†1216); Heinrich (†1227/28?), verheiratet mit Agnes von Thüringen (†1226); Friedrich II. Herzog von Österreich und Steiermark (1230-1246), Herr von Krain verheiratet in erster Ehe mit Sophia (?) Laskaris, geschieden 1229, in zweiter Ehe mit Agnes von Meranien († vor 1263), geschieden 1240/43; Konstanze (†1243), verheiratet mit Markgraf Heinrich von Meißen (†1288); verheiratet mit Landgraf Heinrich Raspe von Thüringen (†1247), 1246/47 deutscher (Gegen)könig.
Laufbahn: Herzog Friedrich II. der Streitbare von Österreich und Steiermark verheiratete seine Schwester G. mit dem Landgrafen von Thüringen, Heinrich Raspe. Die Hochzeit wurde im Februar 1238 in Wiener Neustadt prächtig gefeiert. Sie fiel in die Zeit der Auseinandersetzungen zwischen Friedrich und Kaiser Friedrich II., der den Herzog, ob seiner in einem Manifest gegen ihn vorgebrachten Verfehlungen 1236 durch Fürstenspruch verurteilen und ächten ließ. Da der Kaiser die Exekution zunächst den Gegnern des Herzogs überließ, was nicht gänzlich gelang, und er zwar dann Anfang 1237 persönlich in Österreich erschien, aber konsequenterweise den Herzog nicht stürzte und Ende des Jahres wieder abzog, konnte der Babenberger auch wieder an die Eroberung seiner Länder denken. Zum Ausgleich mit Bayern und Böhmen trat ein weiterer außenpolitischer Erfolg, die Heirat G.s mit dem thüringischen Landgrafen. Dort erinnert das sogenannte Brauttor, das reich verzierte und dreifach abgetreppte Rundbogentor der seit Leopold VI. im Bau befindlichen Liebfrauenkirche an der Südseite des Langhauses an die Hochzeit. Das Portal wurde in aller Eile gestaltet, wodurch bei der Ausgestaltung des rahmenden Rundbogenfrieses ein Fehler unterlief. Der Ehe war keine lange Dauer beschieden, denn G. starb bereits vor 1241, vermutlich Ende 1240. Begraben wurde sie vermutlich in Reinhardsbrunn, dem Hauskloster der Ludowinger.
L.: Hausmann 1974, Häutle 1963, Lechner 1976, Schaller 1969, Schwarz 1976
Ingrid Roitner