Gertraud II. von Stein; Äbtissin auf dem Nonnberg in Salzburg
Geb. ?
Gest. ?
Laufbahn: Über G. v. St. ist nicht viel bekannt, nicht einmal die Dauer ihres Abbatiats. Ihr Name ist vor allem mit dem Faldistorium verbunden. Erzbischof Eberhard II. (1200-1246) erwirkte 1242 vom Papst für die Äbtissin des Nonnbergs G. II. und ihre Nachfolgerinnen, den Gebrauch der Pontifikalien, des Faldistorium, ein tragbarer Thronsitz für die Äbtissin, und des Pastorale (Äbtissinnenstab). Bereits 1231 hat Erzbischof Eberhard II. bei Papst Gregor IX. (1227-1241) gleichzeitig dem Abt von St. Peter, dem Abt von Admont, dem Dompropst von Salzburg das Recht der Pontifikalien erwirkt.
Der Nonnberger Faltstuhl (Abbildungen Mersmann, Abb. 38a und 38b) besteht aus einem Ledersitz und einem Holzgestänge aus dem 15. Jahrhundert, geschmückt mit Aufsätzen und Intarsien aus Walrossbein. Sie wurden von einem älteren Stuhl übernommen, einem Fadistorium aus dem zwölften Jahrhunderts, einer vermutlich in England entstandenen Arbeit. Das verbindende Motiv der Darstellung der Geschichte von einem König und einer Königin gehört in den mittelalterlichen Umkreis der Eustachius-Legende, des legendären Märtyrers unter Hadrian (117-138), die von einer Fülle von Romanen, Geschichten und Märchen umrankt ist. Sie weist Berührungspunkte mit Guillaume de Angleterre des Chrétien de Troyes (ca. 1140-1190) auf. Über die näheren Umstände, wie der Stuhl an das Kloster auf dem Nonnberg gekommen ist, ist leider nichts bekannt. Die Abbildung des Vorgangs der Überreichung legt die Vermutung nahe, dass vielleicht eine vornehme Nonne den Stuhl als „Mitgift“ ins Kloster gebracht hat.
W. u. a.: Dopsch 1983 (1999), Dopsch/Juffinger/Kunnert 1982, Mersmann 1985, Schmidt-Sommer/Bolschwing 2002, Schmolke-Hasselmann 1983, Schramm 1954, Wagner 1982
Ingrid Roitner