Gelb Charlotte, geb. Stieg; Hilfsarbeiterin und Widerstandskämpferin

Geb. Wien, 24.2.1913

Gest. Wien, 17.6.2006

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Othmar Stieg; Mutter: Josefine. Schwestern: Hermine und Hilde.

Ausbildungen: Volks- und Hauptschule, kaufmännische Lehre.

Laufbahn: Ch. G. wächst in prekären ökonomischen Verhältnissen im Wien der Zwischenkriegszeit auf. Sie arbeitet als Manipulantin und als Hilfskraft in einer Fabrik für Hosenträger-Erzeugung. Ihre ältere Schwester bringt 1939 einen Sohn zur Welt. Ch. G. hilft ihrer Schwester neben ihrer Arbeit bei der Betreuung des Kindes. Da der Vater im nationalsozialistischen Wien als Jude verfolgt wird, übernimmt ein anderer Mann pro forma die Vaterschaft, verlangt dafür aber sexuelle Gegenleistungen. Die Schwester stirbt an einer versuchten Abtreibung und Ch. G. erhält das Sorgerecht für ihren Neffen. Als der Kindesvater sie bittet, ihn vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu verbergen, willigt sie ein. Aufgrund einer Denunziation durch die Hausbesorgerin werden beide verhaftet. Ch. G. kommt zu Verhören in die Gestapozentrale auf der Roßauer Lände. Nach drei Monaten Haft im Polizeigefängnis wird sie 1943 nach Ravensbrück deportiert. Dort arbeitet sie zunächst in der Schreibstube, wo sie Kopien der Zugangslisten anfertigt, danach bei der Firma Siemens & Halske, welche direkt neben dem KZ Ravensbrück eine Produktionsstätte errichtet hatte. Nach ihrer Entlassung am 28. November 1943 kümmert sie sich wieder um ihren Neffen. Auch der Kindesvater überlebt das Konzentrationslager und die beiden gehen 1945 eine Vernunftehe ein.

Mitglsch.: Ch. G. war bis zu ihrem Tod aktives Mitglied der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück.

L.: Amesberger/Halbmayr 2001, www.friedhoefewien.at, www.ravensbrück.at