Galler Katharina Elisabeth Freifrau von, geb. Wechsler aus Radkersburg, gen. „die Gallerin“ oder „die schlimme Liesl“; Herrin der Riegersburg
Geb. um 1608
Gest. Riegersburg, Stmk. 1672
Herkunft, Verwandtschaften: Entstammt einer reichen Radkersburger Kaufmannsfamilie, die im 16. Jhdt. in den Adelsstand erhoben wurde. Durch den Tod ihrer nächsten männlichen Verwandten erbte K. G. innerhalb weniger Jahre ein großes Vermögen.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1630 Heirat mit Freiherr Hans Wilhelm von Galler (†1650), dem späteren Präsidenten des Innerösterreichischen Hofkriegsrates. 1642 Geburt der Tochter Regina Katharina. 1661 Heirat mit Oberst Freiherr Detlef von Kapell (†1664). 1666 Heirat mit Hans Rudolf von Stadl, Besitzer von Schloss Kornberg. Die Ehe verlief unglücklich und K. v. G. setzte 1669 die Scheidung durch.
Laufbahn: Die langjährige Besitzerin (1648-72) der Riegersburg, K. v. G. zählt zu den bekanntesten und tatkräftigsten Frauen der steirischen Geschichte. Die G. war ehrgeizig, von großem Selbst- und Standesbewusstsein erfüllt, rachsüchtig und in zahllose Rechtshändel verstrickt, aber auch eine großzügige und für die Nöte ihrer Untertanen aufgeschlossene Standesherrin.
Nach dem Tod ihres ersten Gatten führte die auf ihre Rechte bedachte Witwe jahrelange Prozesse gegen andere Erben, gegen die eigene Tochter und den Schwiegersohn, vor allem aber gegen den Hauptpfarrer von Riegersburg. Der Anlaß für diesen Streit war das von der G. beanspruchte Patronatsrecht. Der Hauptpfarrer zeigte die Schloßherrin wegen ihres angeblich skandalösen Lebenswandels bei der Regierung an. Die G. wiederum beschuldigte ihren Kontrahenten ebenfalls verschiedener Schandtaten und hetzte sogar die Untertanen zum offenen Widerstand gegen ihn auf.
Dank ihres Reichtums und ihrer Beharrlichkeit war es ihr gelungen, sich gegen ihre männlichen Gegenspieler zu behaupten. Ihr Reichtum erlaubte ihr auch, über die geltenden Konventionen hinweg ein freieres Leben als viele andere Frauen ihrer Gesellschaftsschicht zu führen. Die bedeutendste Leistung der G. war, dass sie die Riegersburg innerhalb weniger Jahre aus eigener Initiative und auf eigene Kosten zu einer der größten Festungen des Landes ausbauen ließ. Die Nutznießer der Bautätigkeit der G. waren die Untertanen der Herrschaft Riegersburg, die vor den Türken und Ungarn in der Festung Schutz fanden.
L.: Hammer-Purgstall 1845, Schölnast 1985, Valentinitsch 1987, Byloff, Fritz, Gregor Agricola und Katharina Paldauff, in: Roseggers Heimgarten 59 (1935), www.aeiou.at