Frölich von Frölichspurg Anna Catharina; Konventsschreiberin
Geb. ?
Gest. 16.12.1659
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: Carl Frölich von Frölichspurg und Rottenstein (†1599) und Barbara Han von Hanberg nahe Brixen (†1601/02; sicher vor 1608); Geschwister: Eva; Helena Barbara (†1658) verheiratet mit Hans Christoph von Winkelhofen (†1649); Sophia (†1642) verheiratet in erster Ehe mit Jeremias Troyer von Paumgarten (†1635), in zweiter Ehe mit Caspar Troyer von Ansheim (†1639).
Laufbahn: A. C. F. z. F. stammte aus einer im Oberen Vinschgau in Mals ansässigen Adelsfamilie, die im 16. Jahrhundert dem Tiroler Adel immatrikuliert wurde (Adelsdiplom vom März 1539). Die Familie besaß auch noch in der Nähe von Meran die Schlösser Rottenstein bei Obermais und Greifen. Auf einer dieser Burgen und Schlösser oder in Innsbruck, wo A. C.s Vater Kaiserlicher Regimentsrat und Mitglied der Regierung der Oberösterreichischen Lande (Tirol und Vorlande) 1588-1599 war, ist A. C. geboren und aufgewachsen. Während zwei ihrer drei Schwestern verheiratet wurden – von der dritten ist nur der Name bekannt – war für sie der Weg ins Kloster vorgesehen. Vermutlich nach dem Tod beider Eltern kam A. C. nach München, wo sie 1604 dem Klarissenkloster St. Jakob am Anger zur Erziehung anvertraut wurde. Nach dem einjährigen Noviziat legte sie rund um den 4. Jänner 1608 die Profess ab, die sich als Klarissin nicht nur auf Armut, Keuschheit und Gehorsam, sondern auch auf das Gelübde der strengen Klausur bezog, nämlich, das Kloster nach Eintritt nie mehr zu verlassen. Aufgrund ihrer adeligen Herkunft war ihr ein Leben und eine Karriere als Chorschwester beschieden. Über ihr Wirken und Leben in den ersten zwanzig Jahren ist nichts bekannt ist. Schließlich tritt sie als erste Konventsschreiberin in Erscheinung, dem drittwichtigsten Amt in der klösterlichen Hierarchie nach der Äbtissin und deren Stellvertreterin der Priorin. Mit diesem Amt lagen auch die ökonomischen Belange in ihrer Hand. Diese Position hatte sie bis zu ihrem Tode inne. Wann sie exakt diese Aufgabe, die sie mit großer Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt erfüllte, übernommen hat, ist nicht bekannt. Die ersten Zeugnisse, die sicher ihre Handschrift tragen, stammen aus den Jahren 1631/32.
Mit ihrer Amtszeit ist die erstmalige Neuordnung des Archivs seit der Gründung des Klosters 1284 verbunden. Anhand der vorhandenen Urkunden erfasste sie den Klosterbesitz neu. Sie brachte auch das Salbuch des Klosters durch Nachforschungen auf den neuesten Stand; sie beschrieb die Güter und ordnete sie nach Landgerichten, um den weit verstreuten Besitz des Klosters vom Alpenvorland bis zur Donau besser verwalten zu können. Um die Abgaben an das Kloster besser kontrollieren zu können, legte sie neue Gültbücher an.
In ihren Aufgabenbereich fiel auch die Erstellung eines Rechenschaftsberichtes für die alljährliche Visitation „in temporalibus“, also der zeitlichen Güter, des Provinzials der Bayerischen Franziskanerprovinz. Der landständische Status des Angerklosters verpflichtete dieses zu Abgaben an die Landschaft. Die Zusammenarbeit mit der Landschaft wurde durch die strenge Klausur erschwert, und A. C. musste mit einem Schaffner, dem die weltlichen Angelegenheiten des Klosters oblagen, eng zusammenarbeiten. In diesem Rahmen erfand sie für die Buchhaltung ein eigenes Verfahren, indem sie die sogenannten Wochenzettel, die die vom Schaffner getätigten Einnahmen und Ausgaben verzeichneten, schlichtweg zusammennähte.
W.: Aus dem Jahr 1645 stammt ihr „Ökonomisches Hausbuch“ (München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Klosterfaszikel 353/35, 188 folii). An diesem arbeitete sie seit 1641. Es gibt Einblick in das Alltagsleben des wirtschaftlichen Zentrums des St. Jakobsklosters, dem Klosterhof und seiner Bediensteten, deren Aufgaben und Pflichten umfassend geschildert werden, ebenso wie die Gebräuche und Usancen an Fest- und Feiertagen; breiter Raum wird der Handhabung von Nahrungsmitteln und den Ernährungsgewohnheiten eingeräumt. Rezepte aus der Klosterapotheke finden sich im Hausbuch gleichermaßen wie Rezepte zur Herstellung von Lebzelten.
Von A. C. sind des Weiteren noch andere Schriftstücke erwähnenswert, die mit dem Dreißigjährigen Krieg in Zusammenhang stehen. Zum einen ist das der Fluchtbericht von 1632 (München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Dreißigjähriger Krieg Akten 315 fol. 1-15, ed. Zwingler, Das Klarissenkloster, S. 1065-1070, Nr. 17). Da im April 1632 die Schweden vor München standen, musste der Konvent die Stadt verlassen. Die Klarissen fanden Aufnahme in Thurnfeld, dem Ansitz der Haller Stiftsdamen, wo sie vier Monate verblieben; ihre Zufluchtstätte mussten sie mit Nonnen aus dem Ridlerkloster in München teilen. Angesichts der strengen Klausur war dies für die Klarissen ein Jahrhundertereignis. Der Bericht beinhaltet die Route der Hin- und Rückreise sowie die Schwierigkeiten, die die Flucht mit sich brachte und die es zu bewältigen galt. In die Nöte in diesem Jahr und das Bemühen, ihre Amtsführung von der Ferne aus zu bewerkstelligen, gibt auch der Briefwechsel zwischen A. C. und dem Schaffner Michael Friedinger (München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Klosterfaszikel 393/1831) sowie Privatbriefe der Schwestern untereinander Einblick.
Zum anderen ist es eine kleine Kriegschronik zum Verlauf des Dreißigjährigen Krieges, von dem Bayern besonders in den Jahren 1632-1634 und 1646-1648 durch Verwüstungen betroffen war (München, Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Klosterliteralien, München-Angerkloster, 16 fol. 230r-243v, ed. Zwingler, Das Klarissenkloster, S. 1065-1070, Nr. 21, ohne den unmerklich veränderten Fluchtbericht von 1632 fol. 231v-255r). A. C. verzeichnet die wichtigsten Ereignisse und spektakulärsten Vorgänge, die sie eigenständig reflektierend und interpretierend zu einer Gesamtdarstellung komponiert und durch eine Beschreibung der Kriegsfolgen und der großen Hungersnot, die Bayern nach dem Krieg heimsuchte; sie fügt auch den Fluchtbericht in diesen Kontext nochmals ein. Unklar ist, wie sie zu ihren Informationen trotz der strengen Klausur kam, denn ihr zwar lückenhafter Bericht, enthält keine sachlichen Unrichtigkeiten. Mit ihrem Beitrag reiht sie sich unter andere 240 Selbstzeugnisse zu Ereignissen aus dem Dreißigjährigen Krieg ein. Ihre Darstellung hat sie ins Gültbuch eingetragen entsprechend ihrer Intention, die sie in ihren wirtschaftlichen Aufzeichnungen immer wieder bekundet, ihre Amtsnachfolgerinnen gut zu informieren.
Die kurzen Gebete, die sich in ihren Aufzeichnungen eingestreut finden, lassen eine Persönlichkeit ohne persönliches Pathos aufscheinen. Obwohl aus ihrer Zeit im Kloster nichts Wunderbares überliefert ist, erfuhr sie eine über das Kloster hinausgehende Wertschätzung im Orden der deutschen Franziskanerprovinz und fand im 20. Jahrhundert Aufnahme als Gottselige in das Werk „Bavaria Sancta“, das selige und besonders gottesfürchtige Frauen und Männer in Bayern verzeichnet. Demnach muss sie eine Persönlichkeit von nachhaltigem Eindruck gewesen sein.
L.: Weitlauff 1973, Zwingler 2009, Zwingler 2011

Ingrid Roitner