Freistadt-Herzka Else; Individualpsychologin
Geb. Wien, 3.6.1899
Gest. Andorra, 24.11.1953
Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus einer jüdisch-orthodoxen Familie; in der Schweiz versuchte E. F.-H. bedrohten Verwandten zur Ausreise zu verhelfen. Vater: Wilhelm Freistadt; Mutter: Rosalie Grünberg.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1931 Heirat mit Hans Herzka; Sohn: Heinz Stefan (*1935); Tochter: Ines Katrin (*1945) starb mit 3 Monaten wahrscheinlich an Plötzlichem Kindstod.
Ausbildungen: Mädchenfortbildungsschule, 1920-26 Studium der deutschen und französischen Literatur, Psychologie und Philosophie an der Universität Wien; 1924 Promotion, 1928 Lehramtsprüfung.
Laufbahn: Aktiv beteiligt an den Veränderungen im Roten Wien; noch während des Studiums Mitarbeiterin von Charlotte Bühler; 1925 Bekanntschaft mit Alfred Adler, Engagement im Individualpsychologischen Verein, Referate im Verein, Kurse an Wiener Volkshochschulen, Mitarbeit in städtischen Erziehungsberatungsstellen, Psychotherapie mit von Alfred Adler vermittelten Patienten, 1928-1931 Französisch-Unterricht an einer Mädchenschule, daneben Aufbau eines privaten Kinderheimes für Kinder und Jugendliche ab 14 Jahren, Tätigkeit in der Jugendberatung, nach der Beziehung mit Erwin Wexberg Rückzug von der Individualpsychologischen Vereinigung; 10.8.1938 Emigration nach Amden in der Schweiz, 10 Jahre lang ständig drohende Ausweisung, dort Wiederaufnahme ihrer psychologischen Beratungstätigkeit, Bemühen um Einreiseerlaubnis in ein anderes Transitland; 1939 Berufung nach London von dem medizinischen Leiter des Institute of Child Psychology, Ethel Dukes, der sie wegen fehlender Einreiseerlaubnis für Mann und Sohn nicht folgte; in Zürich Besuch von Seminaren C. G. Jungs, Lehranalyse bei Toni Wolff, Kurse an Volkshochschulen, 1950 Niederlassungsbewilligung in der Schweiz, in den letzten Lebensjahren trotz angegriffener Gesundheit und zunehmender Erblindung, psychologische Beratungstätigkeit. Sie schrieb ab 1926 zahlreiche Artikel für Tageszeitungen und Zeitschriften in Deutschland und der Schweiz
Geprägt durch die liberal aufgeklärte Haltung der Schuldirektorin Malvine Friedmann, Freundschaft mit Oskar Ewald, Beeinflussung durch dessen religiös-sozialistische Weltanschauung und seiner Idee des metaphysischen Realismus; Alex von Muralt, Viktor Frankl, Willi von Gonzbach und Erwin Wexberg bestärkten sie darin, in Wien noch einmal Vorträge zu halten, was aber nicht mehr verwirklicht werden konnte.
Qu.: Nachlass: Archiv für Zeitgeschichte Zürich.
W.: „Die Lyrik von Hieronymus Lorm. Diss. Univ. Wien“ (1924). „Geschwister. Du und der Alltag“ (1926)
L.: Bruder-Bezzel 1996, Hoerschelmann 1997, Kenner 2002, ÖNB 2002, Uehli Stauffer 1995