Freiberger Hermine, geb. Freisinger; Widerstandskämpferin
Geb. Wien, 13.8.1917
Gest. Wien, 3.9.1975
Herkunft, Verwandtschaften: H. F. wurde 1917 als Tochter von Anna und dem Straßenbahnmotorführer Franz Freisinger in Wien geboren.
Ausbildungen: Sie besuchte die Volks- und Bürgerschule.
Laufbahn: H. F. arbeitete nach Ende der Schulpflicht bis zu ihrer Verhaftung als Verkäuferin. Als Kind war sie Mitglied bei den Roten Falken, als Berufstätige trat sie dem freigewerkschaftlichen Zentralverband kaufmännischer Angestellter bei. Im Mai 1935 schloss sich die damals 18-Jährige der als überparteilich getarnten kommunistischen Jugendorganisation „Jung Urania“ an. Hier betätigte sie sich als Kassierin für die Mädchenzelle. Aufgrund dieser illegalen Betätigung wurde sie 1937 wegen §5 des Staatsschutzgesetzes zu insgesamt fünfeinhalb Monaten Arrest, zweieinhalb Monate davon streng, verurteilt. Davor soll sie ebenfalls bereits einmal wegen kommunistischer Umtriebe inhaftiert gewesen sein.
Während der NS-Zeit wurde sie erstmals am 9. Dezember 1939 wegen Betätigung für die Kommunistische Partei verhaftet. In der Urteilsschrift vom 23. Februar 1942 heißt es: „Sämtlichen Angeklagten wird von der Anklage zur Last gelegt, vom Frühjahr bis Dezember 1939 in Wien fortgesetzt und teilweise gemeinschaftlich miteinander und mit anderen das hochverräterische Unternehmen, mit Gewalt ein zum Reichsgebiet gehöriges Gebiet vom Reiche loszureissen und mit Gewalt die Verfassung des Reiches zu ändern (§80 Abs. 1 und 2 RStGB), vorbereitet zu haben, wobei die Tat sämtlicher Angeklagter auf die Herstellung und Aufrechterhaltung eines organisatorischen Zusammenhaltes zur Vorbereitung des Hochverrates, die Tat der Angeklagten Leopold Weixelbaum, Hermine Freiberger und Hermine Krečka außerdem auch auf Beeinflussung der Massen durch Verbreitung bzw. Herstellung von Schriften gerichtet war.“ Das Wiener Oberlandesgericht/Landesgericht I verurteilte H. F. zu vier Jahren Zuchthaus. Die Verbüßung der Strafe führte jedoch nicht zur Entlassung in Freiheit, sondern zur Deportation ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Dort wurde sie am 17. März 1944, aus dem Polizeigefängnis Leipzig kommend, unter der Häftlingsnummer 32159 registriert.
Nach der Befreiung des Frauenkonzentrationslagers am 30. April 1945 durch die Rote Armee blieb H. F. zunächst noch in Ravensbrück; entweder, weil sie selbst krank war, oder um die zurückgebliebenen kranken österreichischen Häftlinge zu betreuen. Sie kehrte mit dem von Friedl Sinclair und Rosa Jochmann organisierten Transport – die österreichische Regierung verabsäumte dies – am 20. Juli 1945 nach Wien zurück.
Über ihr Leben nach der Befreiung ist nur wenig bekannt. Die über 5-jährige Haftzeit konnte sie nicht brechen. Sie engagierte sich auch danach in der KPÖ und für eine Welt des Friedens. Ebenso war sie von Anbeginn Mitglied der österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück, einem Zusammenschluss der Überlebenden des Frauenkonzentrationslagers sowie der ehemaligen Häftlinge des Frauenzuchthauses Aichach. H. F. verstarb 1975 nach schwerer Krankheit im 58. Lebensjahr in Wien. Für ihre Kameradinnen blieb sie – wie Bertl Lauscher im Nachruf schrieb – „die kleine Mimi, die wir nur mit Gesang, Mut, und Fröhlichkeit in unserer Erinnerung haben“.
Qu.: DÖW: Erkennungsdienstliche Kartei der Gestapo Wien; http://www.doew.at/php/gestapo/; Sonderbestand Ravensbrück am DÖW: 50.210/61a; 50.776/564; 50.993/778; 50.496/333; 50.780/568; 50.118/12; DÖW: 20.000/f225.
L.: Lauscher 1975
Helga Amesberger