Forneris Anna, geb. Hafner; Reiseschriftstellerin, Haushälterin, Köchin und Gastwirtin
Geb. Schleichenfeld, Pfarre Himmelberg, Kärnten, 23.2.1783 (lt. eigenen Angaben am 15.2.1789)
Gest. ?

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Thomas Hafner (vulgo Hoisl zu Schleichenfeld, geb. ca. 1746, gest. 28.1.1814); Mutter: Maria, geb. Wigele („Wigelin“, geb. 15.3.1753, gest. 27.12.1805). Geboren als viertes von fünf Kindern (4 Schwestern, 1 Bruder) einer relativ wohlhabenden Bauernfamilie.
LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratet in Saloniki (vermutlich 1810) den Inhaber eines Gasthofes in Smyrna, einen Italiener (aus Treviso, gest. vermutlich 1816); 2. Ehe ebenfalls mit einem Italiener, um 1830 (Name des Ehemannes unbekannt, er gilt ab dem Winter 1843/44 als verschollen); beide Ehen waren Zweckehen, beide Männer waren Trunkenbolde. Ein Sohn (mit 1. Ehemann), Name unbekannt, geb. November 1813 bzw. Jänner 1814.
Ausbildungen: Besuch der Dorfschule; lernt Nähen und feine weibliche Arbeiten, später im Pfarrhof Kochen; im Kloster der Elisabethinen in Klagenfurt süße Bäckereien zu machen. Französischunterricht bei einem Baron in Triest, der sie heiraten und ihr eine entsprechende Erziehung zukommen lassen wollte; im Selbststudium bzw. durch tägliche Praxis lernte sie Italienisch, Englisch, Arabisch, Türkisch und Persisch.
Laufbahn: Wissensdurst und Fernweh, aber auch das Gefühl heimatlicher Enge veranlassten die Kärntnerin A. F. (geb. Hafner), ihr Heimatdorf zu verlassen. Sie geht zunächst in den „Dienst“ nach Klagenfurt, dann nach Laibach, Triest, Malta und Saloniki. Sie lebt ab 1810 mit ihrem ersten Ehemann, einem Italiener, in Smyrna (Izmir), wo sie ein Gasthaus betreiben. 1819, drei Jahre nach dem Tod ihres Mannes, möchte sie wieder in Klagenfurt Fuß fassen, dies misslingt. Sie versucht sich danach unter anderem als Gastwirtin und Köchin in Triest und Fiume, 1822 verlässt sie mit ihrem Sohn neuerlich Österreich, erst 25 Jahre später sollte sie zurückkehren. Zunächst geht sie nach Korfu, dann nach Konstantinopel (Istanbul), wo sie sich selbständig macht und ein Gasthaus betreibt. Ab 1829 bestreitet sie, zum Teil gemeinsam mit ihrem zweiten Ehemann, ebenfalls einem Italiener, ihren Lebensunterhalt unter anderem als selbständige Unternehmerin und Händlerin in Georgien, Armenien und im nördlichen Persien. Ihr Dasein war nicht zuletzt von vielen Wechselfällen und Schicksalsschlägen, aber auch unterschiedlichsten Beschäftigungen geprägt, mit ihrem Mann unternahm sie etwa eine Blutegelexpedition zum Urmiasee, betrieb mit ihm einen „Trinkgarten“ samt Brauerei in Konstantinopel, sie handelte mit den unterschiedlichsten Waren, unterrichtete in Trabzon das Dienstpersonal des toskanischen Konsuls im Kochen, und in Urmia wurde sie von einem persischen Prinzen für den Harem angestellt, sie sollte Kleider für die Frauen schneidern und sie „in allerlei europäischen Dingen“ unterrichten. Insgesamt verbrachte sie mehr als dreißig Jahre im Orient, ihr Leben war von großer Mobilität geprägt, die vornehmlich ökonomisch begründet war. Auf Anraten ihres Sohnes, der mittlerweile einen hohen Posten am persischen Hof bekleidete, entschloss sie sich, nach Kärnten zurückzukehren, wo sie im August 1847 eintraf. Auf der Heimreise unternahm sie, von Konstantinopel ausgehend, eine Pilgerreise nach Jerusalem, schließlich auch nach Rom und Loreto. Sie ist eine der wenigen Frauen aus bäuerlichem Milieu bzw. aus unteren gesellschaftlichen Schichten (Hausbedienstete), die eine Autobiographie hinterlassen hat. Mit dem Ende ihrer Aufzeichnungen im Frühjahr 1849 verliert sich ihre Spur, über ihr Lebensende ist nichts bekannt. In ihrem Heimatdorf mittlerweile selbst zur Fremden geworden, war es ihr sehnlichster Wunsch, in den Orient zurückkehren zu können, vielleicht mit ihrem Sohn nach Persien, wo sie noch ein Haus besaß.
Qu.: Archiv der Diözese Gurk: Pfarramt Himmelberg, Geburtsbuch, Familienbuch, Sterbbuch; Pfarramt Tiffen, Hs. 1, fol. 60. Kärntner Landesarchiv: Verlassabhandlungen von Anna und Thomas Hafner, Bezirksgericht Feldkirchen – Sch. 90; Katasterplan des Jahres 1826 von der Ortschaft Schleichenfeld, Franziszeischer Kataster (KG Pichlern).

W.: „Forneris, Anna, geb. Hafner: Schicksale und Erlebnisse einer Kärntnerin während ihrer Reisen in verschiedenen Ländern und fast 30jährigen Aufenthaltes im Oriente, als: Malta, Corfu, Constantinopel, Smyrna, Tiflis, Tauris, Jerusalem, Rom, ec. Beschrieben von ihr selbst“ (Laibach 1849. Reprint. Mit einem Nachwort neu herausgegeben von Adolfine Misar, Klagenfurt 1985. 2. erweiterte Neuauflage. Mit einem Nachwort versehen von Adolfine Misar, Bettina Wellacher und Jolanda Woschitz, Klagenfurt 1995)
L.: Habinger 2006, Kreuzer 1996, Misar 1985, Misar/Wellacher/Woschitz 1995, Rossi 1993, Sylle 2005, Woschitz/Wellacher 1992

Gabriele Habinger