Flöck Carmella; Widerstandskämpferin
Geb. Pradl, Tirol, 28.(27.) 10.1898
Gest. Innsbruck, Tirol, 20.12.1982
Herkunft, Verwandtschaften: Uneheliche Tochter von Juliane Flöck, Näherin; ab 1922 Ziehschwester Rita Maffei. C. F. übernahm eine Art Mutterrolle für ihre Ziehschwester; streng katholisch und zur Vaterlandstreue erzogen.
Ausbildungen: Volksschule, Bürgerschule und private Handelsschule der Ursulinen in Innsbruck, die sie 1916 beendete.
Laufbahn: C. F. wurde nach der Schule Bankangestellte, verlor diese Stelle aber 1923. Sie fand eine befristete Stelle bei der Innsbrucker Filiale einer Wiener Firma, nahm aber nach Schließung der Filiale das Angebot nicht an, nach Wien zu gehen, weil sie sich um ihre Familie, Mutter und Ziehschwester kümmern musste. 1926-1938 arbeitete sie im Katholischen Arbeitersekretariat. Das Büro gehörte dem Katholischen Arbeiter- und Angestelltenverein Tirol. 1936 trat sie der Vaterländischen Front bei und war als Zellenleiterin aktiv. Durch den „Anschluss“ verlor C. F. Arbeitsplatz, Einkommen und politischen Bezugspunkt. Sie war nun bis zum Juni 1938 arbeitslos, trat dann aber eine Stelle im Büro eines bekannten Innsbrucker Architekten an, der schon vor dem „Anschluss“ ein illegaler Nazi gewesen war. Er nahm sie nur unter der Bedingung auf, dass sie der Deutschen Arbeitsfront (DAF) beitreten würde. C. F. weigerte sich allerdings weiterhin mit dem Hitlergruß zu grüßen oder bei Hitlerreden aufzustehen, weswegen sie und ihre Mutter einmal denunziert und von der Gestapo vorgeladen wurden. C. F. fand in christlichen Werten und der Befürwortung eines eigenständigen Österreichs wesentliche Beweggründe für ihr Engagement gegen das NS-Regime. Ab 1939 fing sie mit einem alten Bekannten, Ing. August Skladal, der ein Elektrofachgeschäft gegenüber dem Arbeitersekretariat besaß, wieder an zu politisieren und unterstützte ihn beim Aufbau einer Widerstandsgruppe. Dieser Gruppe führte sie ihre zwei Cousins aus Wattens zu, die noch Waffen der Heimatwehr versteckt hielten. Sie fungierte als Kontaktperson zwischen der Wattenser und der Innsbrucker Gruppe, war jedoch nie bei den Besprechungen der Männer anwesend. 1942 flog die Gruppe in Wattens auf und auch F. wurde am 10. Oktober verhaftet. Sie wurde zuerst in der Gestapozentrale verhört und dann in das Landesgefangenenhaus eingeliefert. Dort lernte sie als Mitinsassin Adele Stürzl, eine Kufsteiner Kommunistin, kennen. Von dieser lernte sie Verhaltenstipps bei Gestapo-Verhören, und sich körperlich wie psychisch fit zu halten. Anfang Februar 1943 wurde sie ins Frauen-KZ Ravensbrück überstellt. C. F. überlebte, da sie im April 1945 sehr stark an Typhus erkrankte und bis zur Befreiung des KZs im Krankenlager war. Sie wurde von den Russen bis zur Genesung betreut, war aber gezwungen, bis Juli 1945 im Lager zu bleiben, da keine Möglichkeiten zur Heimreise bestanden. Im Juli ging sie mit ehemaligen Mithäftlingen nach Berlin, von wo aus sie mit Lastwagen, die die Wiener Sozialistin Rosa Jochmann organisiert hatte, abgeholt wurden und so nach Wien kamen. Ca. drei Wochen hielt sie sich dort auf, um dann am 12. August 1945 nach Innsbruck zu kommen. Hier zog sie wieder in ihre alte Wohnung und fand sofort eine Stelle als Sekretärin beim „Bund der politisch Verfolgten“. Sie half ehemaligen KZ-Häftlingen, eine Opferrente zu erhalten. Ab 1948 bekam sie eine Stelle als Landesbeamtin. Sie blieb bis zu ihrer Pensionierung Sekretärin des Landesrates Gamper.
Ausz.: 1958 Ehrenzeichen des Landes Tirol für soziale Verdienste, 1961 Romfahrt mit Papstbesuch mit Landesrat Gamper.
L.: Frauen in Innsbruck, Frömpter 2000, http://www.uibk.ac.at/geschichte/geschlechter-geschichte/stadtgeschichte/