Flemming Marilies, geb. Oertl; Juristin, Nationalrätin und Bundesministerin
Geb. Wiener Neustadt, NÖ, 16.12.1933
Gest. 13.7.2023
Herkunft, Verwandtschaften: Stammt aus dem Bildungsbürgertum; Vater: Rudolf Oertl, Filmemacher und Historiker.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1963 Heirat mit Wulf Flemming, Filmproduzent; Kinder: Uwe (*1964); Kirsten (*1966).
Ausbildungen: Volksschule, Bundesrealgymnasium der Ursulinen in Salzburg 1945-1948, Bundesrealgymnasium in Wien 1948-1952, einige Semester Theaterwissenschaft, Studium der Rechte an der Universität Wien, 1960 Dr. iur., Sprachstudien in Paris und an der Universität Cambridge 1953-1954.
Laufbahn: Juristin, Gesellschafterin, Geschäftsführerin und Miteigentümerin der Filmproduktion ihres Mannes „Team-Film-Production“ 1972-1991; 1963 erster Kontakt mit der ÖVP im Österreichischen Akademikerbund, seit 1969 Mitglied der Österreichischen Frauenbewegung (1977-1984 Generalsekretärin, 1986-1992 Bundesleiterin), Abgeordnete zum Wiener Landtag (Ausschuss für Soziales und Gesundheit, später Kulturausschuss) und Mitglied des Wiener Gemeinderates 1973-1987, Frauenvorsitzende der Bundes-ÖVP, Präsidentin der Europäischen Frauen-Union 1987-1993, Mitglied des Bundesparteivorstandes der ÖVP 1984-1991; Abgeordnete zum Nationalrat (XVIII. GP) ÖVP 5.11.1990-16.1.1990, Abgeordnete zum Europäischen Parlament ÖVP 11.11.1996, Bundesministerin für Familie, Jugend und Konsumentenschutz 21.1.1987-31.3.1987, betraut mit der vorläufigen Leitung des Bundesministeriums für Gesundheit und Umweltschutz 21.1.1987-31.3.1987, Bundesministerin für Umwelt, Jugend und Familie 1.4.1987-5.3.1991; Flemmings Ausscheiden aus der Bundesregierung und dessen Gründe waren überraschend, sie informierte zwar den Rechnungshof, nicht aber den Unvereinbarkeitsausschuss des Parlaments über die Geschäfte der Filmfirma ihres Mannes. Die Kritik der Opposition bewegte sie zum Rücktritt. Sie blieb aber weiterhin Vorsitzende der ÖFB und behielt ihre Funktion innerhalb der Europäischen Frauenunion. 1992 in der ÖVP zur „Sonderbeauftragten für Flüchtlings- und Ausländerintegrationsfragen“ ernannt.
Als Politikerin vor allem aktiv in der Frauen- und Umweltpolitik, sie zeigte sich unzufrieden mit der Vertretung und Repräsentanz der Frauen in ihrer Partei. Gegner schaffte sie sich vor allem mit ihrem vehementen Eintritt gegen das Donaukraftwerk Hainburg, was ihr die Androhung eines Parteiausschlussverfahrens einbrachte.
Zitate: An das schallende Gelächter kann sich M. F. noch erinnern, als sie 1963 für eine gerechte und gleiche Aufteilung der Haushaltspflichten zwischen Frau und Mann eingetreten ist: „Da war ich bald als Emanze verschrien“. Über ihr Umweltengagement als Ministerin: „Ich werde als Ministerin in der Au zu finden sein.“ (profil, 2.2.1987).
W.: „Politik für Frauen“ (1986)
L.: Parlamentarierinnen, Stranzinger 1995, www.aeiou.at