Fleischhacker Maria, geb. Kurnik; Hausbesorgerin und Widerstandskämpferin
Geb. St. Marein bei Erlachstein, Stmk., 11.11.1879
Gest.?
M. F. wird am 11. November 1879 als Maria Kurnik im untersteirischen St. Marein geboren, wo sie nach der Schulausbildung mit 14 Jahren zu einem Kaufmann in Dienst geht. Über Marburg (Maribor) kommt sie 1900 nach Graz, wo sie ihren ersten Mann, den Tischler Gottfried Freihsl heiratet, mit dem sie zwei Kinder hat und von dem sie sich 1914 scheiden lässt. Sie erzieht ihre Kinder zunächst allein, ehe sie 1920 nochmals heiratet. Da ihr zweiter Mann Kriegsinvalide ist, muss hauptsächlich sie für den Unterhalt der Familie – zu den beiden Kindern aus der ersten Ehe kommen noch zwei weitere hinzu – aufkommen. So arbeitet sie u. a. gleichzeitig als Hausbesorgerin und Bedienerin. Sie gehört seit Anfang der 1920er Jahre bis zum Verbot 1934 der Sozialdemokratischen Partei an. Als in Graz 1940 eine neue Leitung der KPÖ aufgebaut wird, die u. a. Flugschriften ins weststeirische Industriegebiet bringt, arbeitet ihre Tochter Hildegard Burger hier teilweise führend mit, die auch ihre Mutter hierbei einbindet. So wird etwa die von Richard Zach gemeinsam mit Elfriede Neuhold verfasste kommunistische Zeitschrift „Der Rote Stoßtrupp“ von Erich Neuhold, dem kleinen Bruder von Elfriede, angeliefert und von M. F. an ihre Tochter und von dieser wiederum an den Kurier in die Weststeiermark weitergeleitet. Daneben stellt M. F. ihre Wohnung für Treffen ihrer Tochter mit den KP-Funktionären aus Voitsberg zur Verfügung. Ab dem Frühjahr 1941 wird seitens der Gestapo das bis in die Obersteiermark und Wien reichende Netz von Widerstandszellen aufgerollt und auch die Kuriere und Unterstützer dieser Zellen festgenommen. M. F., die als Aufräumerin im Union-Kino arbeitet, wird am 7. November 1941 verhaftet und in der Folge vom Oberreichsanwalt gemeinsam mit anderen wegen Vorbereitung des „kommunistischen Hochverrats“ angeklagt. Im Prozess des Oberlandesgerichts Wien, das am 18. Mai 1943 in Graz tagt, wird sie zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, da sie – wie es im Urteil heißt – „fortgesetzte hochverratsvorbereitende Betätigung“ entfaltete, sodass „besonders aufhetzende, zersetzende kommunistische Flugschriften in das steirische Industriegebiet von Voitsberg gelangten.“
M. F. kommt in das Zuchthaus Waldheim (Sachsen), aus dem sie am 7. Mai 1945 befreit wird. Ihre Tochter Hildegard Burger (6.11.1905–23.9.1943) wird zwei Tage nach ihrer Mutter in Graz zum Tode verurteilt und am 23. September 1943 hingerichtet. Zu diesem Zeitpunkt ist M. F.s Sohn, Max Kurnik (29.8.1914-20.1.1967), im KZ Dachau. Dieser ist Ende Jänner 1938 nach Spanien gegangen, um auf der Seite der Republik zu kämpfen. Nach dem Rückzug der Internationalen Brigade aus Spanien wird er in Frankreich interniert und schließlich ins KZ Dachau überstellt. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus kehrt M. F. 66-jährig nach Graz zurück, wo sie bis 1967 lebt, ehe sie nach Australien geht.
Qu.: 7 OJs 354/42 Urteil gegen M. F. u. a.; DÖW 2555, 2581, 2582.

Heimo Halbrainer