Fleischer Friederike, geb. Mann; Rechtsanwältin
Geb. Wien, 11.5.1901
Gest. ?
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Dr. Oskar Mann, Sektionschef im Finanzministeriuzm, Ehemann: Dr.iur. Georg Fleischer (11.1.1904 Wien – 10.7.1953, Washington D.C., USA), Firmengesellschafter des Leo Fleischer Verlags; Eheschließung 22.7.1927 Wien; Tochter: Lieselotte (geb. 20.8.1938 in Wien).
Ausbildungen: F. F. besuchte die Schule des Sacre-Coeur in Wien und besaß Kenntnis mehrerer Fremdsprachen.
Das Jusstudium wurde an der Universität Wien erst nach der Republikgründung für Frauen geöffnet. Somit zählte F. F. zu den ersten Frauen, die gleich nach erfolgter Reifeprüfung diese Ausbildung wählen konnten. Rechtsstudium an der Universität Wien, 1. Staatsprüfung am 13.4.1923, 2. Staatsprüfung am 30.6.1925, 3. Staatsprüfung am 18.12.1925, Promotion zum Dr.iur. am 21.12.1925; Gerichtspraxis länger als das vorgeschriebene Jahr; Rechtsanwaltsanwärter-Praxis: 1.1.1929-30.11.1933 bei RA Dr. Robert Pelzer, der zu jener Zeit im Vorstand der Liga für Menschenrechte war.
Laufbahn: Am 31.7.1934 wurde F. F. in die Rechtsanwaltsliste eingetragen. Ihre Kanzlei befand sich an der Adresse Wien 1, Grünangergasse 2, wo das Ehepaar auch wohnte. Dort fancen zwischen 934 und 1938 die Zusammenkünfte des sogenannten Fleischer-Kreises statt. Diese „wissenschaftlichen Salons“ waren Diskussionsrunden von Wissenschaftlern, Rechtsexperten und Sozialarbeitern. Zudem befand sich an dieser Adresse der Sitz der Firma Fleischer- eines Zeitungsverlags- von dessen Einkünften Georg Fleischer leben konnte, ohne einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Er war als Volksbildner in der Volkshochschule Ottakring tätig und führte das Leben eines Privatgelehrten im Umkreis Hans Kelsens. Neben ihrer Tätigkeit als Rechtsanwältin arbeutete Friederike Fleischer unentgeltlich in der Rechtshilfestelle der Gemeinde Wien und anderen sozialen Einrichtungen. Obgliech F. F. der römisch-katholischen Kirche angehörte, galt sie nach den Nürnberger Rassengesetzen als Jüdin und wurde daher mit Ablauf des Jahres 1938 aufgrund der Bestimmungen des Reichsbürgergesetzes aus der Rechtsanwaltsliste gelöscht. Per 22.2.1939 wurde Familie Fleischer als ausgereist abgemeldet. Sie gelangten in die USA, wo sich die berufliche Neuetablierung für die Fleischers besonders schwierig gestaltete. Aufgrund der Arisierung des Vermögens waren sie nun aber gezwungen, Einkünfte zu erzielen. Wegen der völlig unterschieldichen Rechtssysteme war es jedoch unmöglich, ohne nochmaliges Studium wieder im juristischen Bereich tätig zu werden. Georg Fleischer trat nach 1943 in den amerikansiche Staatsdienst eon, ob bzw. in welchem Bereich freiderike Fleischer in den USA einem Beruf nachging, ist bislang nicht bekannt. Ab 1948 bemühte sich Georg Fleischer um die Rückstellung der Verlagsrechte nach seinem Vater, der inzwischen verstorben war. Zu diesem Zeitpunkt lebte er als Angestellter des US-Kriegsministeriums in Offenbach/Main in Deutschland, vermutlich war das Ehepaar zu diesem Zeitpunkt bereits getrennt..
Qu.: Archiv der RAK Wien, WStLA (Meldeunterlagen), ÖStA/AdR (VA Georg Fleischer).
L.: Sauer/Reiter-Zatloukal 2010, Jabloner/Fleischer 2008

Barbara Sauer