Firtel Hilde, Hildegard Louise; Komponistin
Geb. Wien, 23.7.1910
Gest. Frankfurt/M., Deutschland, 2.12.1991
Herkunft, Verwandtschaften: Gehobenes Bürgertum; Vater: Rudolf Firtel (*1875), Prokurist, später Inhaber einer Strickwarenerzeugung; Mutter: Roze, geb. Lehr (1880-1942 Deportation nach Minsk); Bruder: Georg (*1915).
Ausbildungen: Die Eltern waren passionierte Sänger, mit 5 Jahren Beginn des Klavierunterrichtes. Parallel zum Besuch des Gymnasiums absolvierte sie an der Akademie für Musik und darstellende Kunst die Vorschulklassen für Klavier bei Norbert Kahrer und wechselte 1928/29 in die Klavierklasse Franz Schmidts, daneben belegte sie noch Kammermusik und Partiturspiel. 1931 Reifeprüfung in Klavier und Komposition mit vorzüglichem Erfolg, anschließend Kapellmeisterfach bei Oswald Kabasta und Komposition bei Schmidt. Von der ursprünglich intendierten Sängerinnenlaufbahn wechselte sich ihre Berufsvorstellung in Richtung Dirigieren.
Laufbahn: Erste Erfahrung sammelte H. F. am Dirigentenpult 1933 anlässlich der Jahresfeierlichkeiten zu Brahms 100. Geburtstag, wo sie im Großen Musikvereinssaal das „Frauen-Symphonie-Orchester“ leitete und dafür gute Kritiken erhielt. Auch ihr Abschlusskonzert der Kapellmeisterausbildung im Juni 1933 dirigierte sie im selben Konzertsaal. Ihre Karriere als Dirigentin musste sie jedoch wegen äußerer Umstände aufgeben, die Geschäfte ihres Vaters entwickelten sich in den Jahren der Weltwirtschaftskrise sehr schlecht, zudem wurde er schwer krank und ihr Bruder arbeitslos. Sie wurde nun finanziell mitverantwortlich für das Familieneinkommen. Gute Verdienstmöglichkeiten bot ihr das Varieté als Pianistin. Mit diversen Varieté- und Revue-Gruppen tourte sie durch Europa. 1936/37 begann sie mit ihrer Arbeit an der Oper Arajia. 1937/38 ging sie nach Mailand, wo sie als Haus-Lehrerin Deutsch und Französisch unterrichtete und später als Sekretärin einer Arzneimittelfirma arbeitete. Als „kommunistische Agentin“ denunziert, musste sie das Land verlassen. Ihr Fluchtweg führte über Paris nach England, wo sie in Manchester erneut eine Stelle im Haushalt übernahm. Später war sie als Journalistin und Übersetzerin tätig. Hier begegnete sie der „Legion Mariens“, eine 1921 in Dublin gegründete Bewegung des Laienapostolats. Um als „Gesandtin“ der „Legion Mariens“ deren Geist nach Deutschland zu tragen trat sie als Dolmetscherin der amerikanischen Armee bei und wurde in Esslingen stationiert. Nach dem Austritt aus der Armee (1952) und der Niederlegung ihrer Funktionen 1957 wurde sie in Frankreich ansässig. Zur Musik kehrte sie nach 1938/39 nur noch gelegentlich zurück (als Chorsängerin an der Frankfurter Oper, oder als Liedbegleitung am Klavier). Die meisten ihrer Werke sind verschollen.
L.: Gruber 1990, Marx/Haas 2001