Firmian Paula von; Hofmeisterin
Geb. ?
Gest. Dezember 1544
Herkunft, Verwandtschaften: P. v. F. stammte aus dem Veroneser Geschlecht Cavalli. Sie war in erster Ehe mit dem verwitweten Viktor I. von Thun (†1487) und in zweiter mit Nikolaus, Freiherrn von Firmian (†1510) aus altem Tiroler Adelsgeschlecht verheiratet; Kinder aus der ersten Ehe: Sebastian († 21. Oktober 1497); Barbara († August 1509), verheiratet mit Michael, Freiherrn von Wolkenstein-Rodenegg († 17. März 1523); Ursula, verheiratet mit Jakob Ritter Fuchs von Fuchsberg und Hocheppan auf Freudenstein; Dorothea, verheiratet mit Dietrich von Boskowitz-Tschernahor (†1514); Katharina, verheiratet mit dem Sohn Nikolaus’ von Firmian, Georg von Firmian, Landeshauptmann von Tirol (†1541); Balthasar (†1487); die zweite Ehe blieb kinderlos. Sie und auch ihre Tochter Barbara standen in einem sehr vertraulichen Verhältnis mit Zyprian von Serntheim (†1524), dem Tiroler Kanzler und Hofkanzler.
Laufbahn: P. v. F. übte das Amt der Hofmeisterin und ihr Mann Nikolaus von Firmian das des Hofmeisters bei Bianca Maria Sforza, der zweiten Frau Kaiser Maximilians I. (1459-1519) in Innsbruck, aus. Bianca Maria residierte dort hauptsächlich seit ihrer Ankunft nach der Hochzeit in Mailand Ende Dezember 1493 bis zu ihrem Tod in der Nacht vom 31. Dezember 1510 auf 1. Jänner 1511. Aufgrund ihrer italienischen Herkunft war sie dazu auch prädestiniert. Laut dem Dienstvertrag, der 1498 mit ihr und ihrem Mann für weitere drei Jahre abgeschlossen wurde, erhielt sie einen jährlichen Sold von 200 Gulden; darüber hinaus sollten ihr ein Marstaller, ein Trabant und zwei Pferde zur Verfügung stehen. Nach dem Tod ihres Mannes wurde ihr dieser Sold im April 1510 auch auf den Zoll an der Tell verschrieben. Darüber hinaus erhielt sie von Zeit zu Zeit auch Zuweisungen für Kleidung. Die Geldnot, in der sich der Hof immer wieder befand, und die Querellen am Hof, an der die italienischen Hofdamen nicht ganz unschuldig waren, bedingten wohl, dass P. v. F. mit ihrem Dienst nie recht zufrieden war. Darüber führte sie auch Klage bei Kaiser Maximilian (so Oktober 1496, Jänner 1505). Das Verhältnis zu Bianca Maria war auch nicht immer friktionsfrei. Im Jahr 1500 war die Hofmeisterin einige Zeit in Ungnade gefallen, das zeigte sich etwa darin, dass sie nicht mehr mit Bianca speisen durfte. Diese speiste mit den italienischen Hofdamen und P. v. F. mit den deutschen.
Nach dem Tod Biancas begibt sich P. v. F. zu ihrem Schwiegersohn Michael von Wolkenstein auf Bruck bei Lienz. Ihre Tochter Barbara war 1509 gestorben und P. v. F. kümmerte sich um die Erziehung der fünf hinterbliebenen Kinder. 1514 war sie schwer krank und verlangte, den Arzt Dr. Ironimus (wohl Dr. Hieronymus Baldung d. Ä. † nach 1519, kaiserlicher Leibarzt), den sie auch schon in Innsbruck öfter konsultiert hatte, nach Bruck zu holen.
Während des Aufenthalts der beiden Prinzessinnen Anna von Ungarn und Maria von Österreich 1517-1521 in Innsbruck, fungierte sie nochmals als Hofmeisterin. Als die beiden Prinzessinnen Innsbruck verließen, quittierte auch sie den Dienst. Kaiser Karl V. (1500-1558) ordnete an, ihr jährlich aus dem Zoll am Lueg 100 Gulden Provision zu bezahlen und aus dem Amt in Bozen ein Fass Eppaner Wein zu geben. Sie durfte auch weiterhin in Innsbruck in der Hofburg wohnen.
W.: In Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Archiv Wolkenstein-Rodenegg und in Innsbruck, Landesarchiv befinden sich Briefe P.s v. F.
L.: Gatt 1943, Heiss 1971, Hochrinner 1966, Hollegger 1983, Hyden 1983, Noflatscher 1999, Thun und Hohenstein 1925, Thun und Hohenstein 1925a
Ingrid Roitner