Fillunger Marie; Sängerin
Geb. Wien, 27.1.1850
Gest. Interlaken, Schweiz, 23.12.1930
Herkunft, Verwandtschaften: M. F., genannt „Fillu“, kam aus einer kinderreichen Familie in Wien.
LebenspartnerInnen, Kinder: M. F. lebte 55 Jahre in einer Lebensgemeinschaft mit Eugenie Schumann (1852-1938), begabte Pianistin und Assistentin ihrer Mutter, Clara Schumann (1819-1896). Johannes Brahms hatte den Kontakt zu der verwitweten Clara Schumann und ihren Töchtern Marie und Eugenie in Berlin hergestellt. Als Clara Schumann 1879 eine Stelle an „Dr. Hoch’s Conservatorium“, einer Hochschule „für alle Zweige der Tonkunst“, in Frankfurt am Main annahm, verschaffte sie dort auch ihren musikalisch ausgebildeten Töchtern Marie (1841-1929) und Eugenie Assistentinnenstellen. M. F., die schon fast zum Haushalt dazugehörte und mit umzog, bekam im Haus der Schumanns ein Zimmer − direkt neben Eugenies. Sie machte sich nützlich, übernahm für die vielbeschäftigte Clara Schumann auch Sekretariatsarbeiten. Doch die Beziehung zwischen Eugenie und „Fillu“ sorgte schließlich für Eifersucht und Spannungen mit Marie und Clara Schumann. Es kam zum Eklat und im Januar 1889 verließ „Fillu“ Frankfurt in Richtung London. Nach rund drei Jahren zog Eugenie aus der Wohngemeinschaft mit Mutter und Schwester aus und übersiedelte nach London. Nach dem Ersten Weltkrieg zogen sie in die Schweiz, in die Nähe von Eugenies Schwester Marie Schuhmann.
Ausbildungen: M. F. studierte 1869-73 bei Mme. Marchesi am Wiener Konservatorium, 1874-79 auf Anraten Johannes Brahms an der Musikhochschule in Berlin, dann in Frankfurt a. M.
Laufbahn: Debütierte schon während ihrer Studienzeit mit großem Erfolg als Oratoriensängerin in Norddeutschland und trat später in Holland, in der Schweiz und ab 1889 in London auf. Dort machte sie Karriere als Konzertsängerin, mit Liedern und Oratorien bestritt sie ihren Lebensunterhalt und erwarb Ansehen und ein kleines Vermögen. Sie unternahm 1891 mit Ch. Halle eine Konzerttournee nach Australien, 1895 nach Südamerika und unterrichtete 1904-12 als Professorin für Gesang am Royal College of Music in Manchester. Während des Ersten Weltkrieges hielt sie sich in Wien auf und ging 1919 in die Schweiz.
Qu.: Nachlass: Zahlreiche Briefe an Handschriftenabteilung der ÖNB.
L.: Grove´s Dictionary 1954, ÖBL, Riemann1975, Rieger 2002, Horsley/Pusch 2005, Obituary. The Musical Times, Vol. 72, No. 1056 (Feb. 1, 1931), http://www.invertito.de/jahrbuch/