Ferra-Mikura Vera, Gertrud Mikura, Gertrud Ferra, Trude Ferra, Vera Ferra, Gertrud Vera Ferra, Gertrud Vera Ferra Mikura, Ps. Veronika Erben, Andreas Krokus, beide nur für den Simplicissimus verwendet; Lyrikerin und Schriftstellerin
Geb. Wien, 14.2.1923
Gest. Wien, 9.3.1997

Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Maria Ferra, geb. Fleischl (1893-1982); Vater: Raimund Ferra (1887-1941), Bäcker, wegen einer Kriegsverletzung als Vogelfutterhändler tätig, schrieb Gedichte und Artikel für Fachzeitschriften. Bruder Raimund Gregor Ferra (1920-1995) war Grafiker, Mitbegründer der Wiener Schule des phantastischen Realismus und Mitglied des Künstlerhauses.
LebenspartnerInnen, Kinder: Heiratete 1948 Ludwig Mikura, Mitglied des Wiener Staatsopernballett (1919-1991); Kinder: Elisabeth (Liesl) Mikura (geb. 1948), Kostümmalerin; Ludwig Wolfgang Mikura (geb. 1952), war in einem Verlag tätig.
Ausbildungen: Besuchte nach der Volks- und Hauptschule einen Maschinschreibkurs für Kinder an der Urania, eine Nähschule und Abendkurse für Stenotypie.
Laufbahn: War nach Schulabschluss in mehreren Berufen tätig, unter anderem in der elterlichen Vogel- und Tierfutterhandlung beschäftigt, als Laufmädchen in einem Wiener Warenhaus, während des Krieges Stenotypistin im Büro eines Architekten, ab 1945 landwirtschaftliche Hilfskraft und Erntehelferin in einem Wachauer Gut; arbeitete wieder in Wien als Redaktionssekretärin bei einer Wochenzeitschrift, später als Lektorin in einem Wiener Verlag. Sie wurde als Lyrikerin in der von Otto Basil herausgegebenen Zeitschrift „Plan“ entdeckt. Ab 1948 war sie als freie Schriftstellerin tätig. Auf dem Gebiet der Erwachsenenliteratur zählt sie zu den originellsten AutorInnen ihrer Generation in Österreich. Sie galt als eine der bedeutendsten österreichischen Lyrikerinnen und Erzählerinnen und verfasste auch Hörspiele, Romane, Haiku und war Meisterin des Sprachspiels. Gedichte für Erwachsene erschienen u. a. in „Stimmen der Gegenwart“, „Tür an Tür“ und in „Zeitbilder“. Sie schrieb lange Zeit Artikel für den „Simplicissimus“. Ihre zahlreichen Kinder- und Jugendbücher waren sehr erfolgreich und wurden in viele Sprachen übersetzt und mehrmals neu aufgelegt. Nach ihren Büchern entstanden ein Musical, Theaterstücke für Kinder, Puppenspiele, eine Puppenserie und Sendungen im japanischen Fernsehen. Texte von ihr wurden in in- und ausländischen Radio- und Fernsehsendungen ausgestrahlt.
Zunächst schrieb sie Lyrik und Erzählungen für Erwachsene, Rudolf Felmayer nannte sie 1950 „die beste junge Dichterin neben Christine Busta“. Die österreichische Kinder- und Jugendliteratur verdankt ihr die ersten phantastischen Erzählungen“.
Ausz., Mitglsch.: Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u. a. 1951 den Lyrikpreis der Zeitschrift „Neue Wege“ und den Literatur-Förderungspreis der Stadt Wien, 1954, 1961 Förderungspreis der Theodor-Körner-Stiftung, mehrmals den Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Wien, den Österreichischen Staatspreis für Kleinkinderbücher und den Österreichischen Staatspreis für Kinderbücher, 1975 Anerkennung für Mitarbeit am „Sprachbastelbuch“. 1983 Verleihung des Professorentitels, 34 ihrer Kinderbücher, die meist im Verlag Jugend & Volk und Jungbrunnen, Festungsverlag und bei Kremayr & Scheriau erschienen sind, standen auf der Ehrenliste des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst und des Kulturamtes der Stadt Wien. 2004 Benennung des Vera Ferra-Mikura-Weges in Wien. V. F.-M. war ab 1945 Mitglied, ab 1952 Vorstandsmitglied der Kinder- und Jugendsektion des österr. Schriftstellerverbandes. Ab 1959 war sie Mitglied des Presseclubs Concordia, ab 1968 Mitglied des österreichischen P.E.N.-Klubs. Außerdem gehörte sie der COMES (Comunità Europea degli scrittori), dem europäischen Schriftstellerverband an und war 1986 in der Jury zu Österreichischen Würdigungspreisträgern. Mitglied der IG Autoren.

Qu.: Der Nachlass befindet sich in Familienbesitz.
biograph. Mitteilungen, Hinweise: Mehrmaliger persönlicher Kontakt mit Elisabeth Mikura.

W. u. a.: Bücher für Erwachsene: „Melodie am Morgen. Gedichte“ (1946), „Die Sackgasse. Roman“ (1947), „Die Lektion. Erzählung“ (1959. Neue Dichtung aus Österreich 63), „Schuldlos wie die Mohnkapsel. Gedichte. Prosa“ (1961, Stiasny-Bücherei 83), „Zeit ist mit Uhren nicht meßbar. Gedichte“ (1962), „Literarische Luftnummer. Kurzgeschichten“ (1970, Neue Dichtung aus Österreich 159/160). Kinder- und Jugendbücher: „Der Märchenwebstuhl“ (1946), „Der Käferspiegel“ (1946), „Bürgermeister Petersil“ (1952), „Riki. Roman für junge Mädchen“ (1952), „Wien-Gansdorf 40 km“ (1954), „Zaubermeister Opequeh“ (1956), „Der seltsame Herr Sauerampfer“ (1957), „Willi Einhorn auf fremden Straßen“ (1958), „Der alte und der junge und der kleine Stanislaus“ (1962), „Das rosa Haus in der Entengasse“ (1963), „Unsere drei Stanisläuse“ (1963), „Besuch bei den drei Stanisläusen“ (1964), „Lustig singt die Regentonne. Kindergedichte“ (1964), „Die Mäuse der drei Stanisläuse“ (1965), „Der nette König Mandolin“ (1965), „Opa Heidelbeer gähnt nicht mehr“ (1968), „Lieber Freund Tulli!“ (1969), „Valentin pfeift auf den Grashalm“ (1970), „Ein Vormittag mit Trallala“ (1971), „Sigismund hat einen Zaun“ (1973), „Alles Gute, kleiner Stanislaus“ (1974), „Meine Kuh trägt himmelblaue Socken“ (1975), „Die Oma gibt dem Meer die Hand“ (1982), „Pusselkram wird Millionär“ (1990), „Reich an Licht ist jede Stund“ (1990), „„Veronika!“, „Veronika!“, „Veronika!“ rufen die drei Stanisläuse“ (1995)
L.: Bamberger 1966, Blumesberger 2002, Blumesberger 2003, Blumesberger 2006a, Gürtler 2006, Killy 1996, libri liberorum 2003, Mikura 2004, Scherr 2007, Seibert 2004, Seibert 2005, Vera Ferra-Mikura 1983, Vyoral 2008

Susanne Blumesberger