Feldmann Else; Schriftstellerin
Geb. Wien, 25.2.1884
Gest. KZ Sobibor ca. 1942
Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Ignatz Feldmann (1848/42?-1935, Handelsagent, aus Ungarn stammend); Mutter: Fanny, geb. Pollak aus Deutschkreuz (Heimarbeiterin, 1859-1940); vermutlich 2 Schwestern (Johanna 1882-1894; Anna, geb. 1900, von 1927 an als Geisteskranke in der Heilanstalt Steinhof, wo sie 1940 unter ungeklärten Umständen stirbt) und 3 Brüder (Richard, geb. 1885, 1941 nach Riga deportiert; Eduard 1889-1925; Karl 1892-?; Gustav 1897-1897).
Freundschaften: Prägende Begegnung mit Peter Altenberg 1912 am Semmering.
Ausbildungen: „Armenschülerin”, mit 16 vermutlich kurzzeitig in einer Lehrerinnenbildungsanstalt, Berlinaufenthalt mit kleinem Stipendium.
Laufbahn: Fabriksarbeiterin, ab 1910 journalistisch tätig, Sozialreportagen für verschiedene Zeitungen entstehen („Der Abend”, „Dr. Blochs Österreichische Wochenschrift. Zentralorgan für die gesamten Interessen des Judentums”, „Neues Wiener Journal”, „Neue Freie Presse”, „Die Frau”, „Arbeiter-Zeitung”), daneben Arbeit an Erzählungen und Romanen, Rezensionen und Porträts über künstlerische ZeitgenossInnen und ihr Schaffen. 1916 wird E. F.s Theaterstück „Der Schrei, den niemand hört.” uraufgeführt. 1919 Annahme der österreichischen Staatsbürgerschaft, zuvor ungarische. 1921 Herausgabe einer Sammlung von Kinderzeichnungen und -erzählungen gemeinsam mit ihrer Jugendfreundin Anna Nußbaum. Ab 1922 ständige Mitarbeiterin der „Arbeiter-Zeitung”, wo auch ihre Romane in Fortsetzungen veröffentlicht werden. E. F. veröffentlicht auch Beiträge im „Österreichischen Arbeiter-Kalender” und im „Arbeiterwille”. 1922 Mitbegründerin der Internationalen Antikriegsvereinigung „Clarté”; 1933 Gründungsmitglied der „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller”. Ab 1934 lebt E. F. unter ärmlichen Umständen mit häufigen Wohnungswechseln. Zudem muss sie für die alleinstehende Mutter und den kriegsinvaliden Bruder sorgen. Sie kann nur noch sporadisch Artikel in der „Bunten Woche”, in der „Arbeiter-Woche” oder im „Arbeiter-Sonntag” veröffentlichen. Am 14. Juni 1942 wird sie als letzte Überlebende der Familie ins KZ Sobibor abtransportiert und dort ermordet.
Mitglsch.: Mitglied der Organisation Wiener Presse als freie Journalistin (1920).
W.: „Der Schrei, den niemand hört. Theaterstück” (1916), „Löwenzahn. Eine Kindheit“ (1921. Wiederaufgelegt als „Melodie in Moll. Roman”, 1930. Neuauflage unter dem Originaltitel im Verlag für Gesellschaftskritik, Wien 1993), „Gem. mit Anna Nußbaum (Hg.): Das Reisebuch des Wiener Kindes“ (1921), „Der Mantel. Komödie nach Gogol” (1927 Teilabdruck in der „Arbeiter-Zeitung”), „Liebe ohne Hoffnung. Erzählung“ (1928), „Ballet der Straße. Ein Entwurf für Jazzmusik. Libretto” (1930, veröffentlicht in „Kunst und Volk. Mitteilungen des Vereines Sozialdemokratische Kunststelle“), „Der Leib der Mutter“ (1931, wahrscheinlich um 1912 entstanden, 1924 in der „Arbeiter-Zeitung” erschienen; wiederaufgelegt im Milena Verlag, Wien 1993), „Martha und Antonia“ (1993, 1933-34 in der „Arbeiter-Zeitung” abgedruckt bis zu deren Einstellung im Feb. 1934)
L.: Exenberger 1990, Exenberger 1997, Mayer 1992, Nebosis 1999, Opel/Valdez 1993, Pollak 1993, Schwaner 1998, Der Journalist (Mitgliederliste) Jg. III Nr. 1 Jän. 1920
Margit Wolfsberger