Fast Franziska; Metallarbeiterin, Staatssekretärin, Nationalrätin und Volksanwältin
Geb. Wien, 18.5.1925
Gest. Wien, 19.10.2003
Herkunft, Verwandtschaften: Als drittes Kind einer Proletarierfamilie, die zugleich sehr katholisch war, in Wien-Ottakring geboren. Der Vater war Bauarbeiter und Sozialist, seit 1930 arbeitslos, zwei ältere und ein jüngeres Geschwister.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1948 Heirat mit einem gelernten Tapezierer, nach 1945 Straßenbahner (†1983). Ausbildungen: Pflichtschule; trotz der finanziellen Notlage konnte sie Mandoline lernen. 1959-1960 Sozialakademie der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien.
Laufbahn: Musste schon sehr früh zum Unterhalt der Familie beitragen, ging Hausieren. Nach der Pflichtschule arbeitete sie im Gastgewerbe. 1939 dienstverpflichtet, war Dienstmädchen bei nationalsozialistischen Familien (Gasthäuser in Wien 12 und Wien 1). Nach ihrer Heirat war sie im Haushalt tätig, kehrte aber 1951 wieder in die Berufstätigkeit zurück. Als Metallarbeiterin, zunächst ungelernte Tätigkeit, später angelernte Emailleurin bei der Firma Austria-Email-EHT AG. Schon zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn bei der Austria-Email engagierte sich F. F. in der Gewerkschaftsbewegung. Sie wurde in der Folge zur Betriebsratsobfrau gewählt und 1965 zur Sekretärin der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie bestellt. F. F. war in verschiedenen politischen Funktionen aktiv: Kammerrätin der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien; Vorsitzende der Frauen in der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter im ÖGB, Stellvertretende Vorsitzende der Fraktion Sozialistischer Gewerkschafter im ÖGB Wien, Vorsitzende der Frauen und Stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Metall-Bergbau-Energie; Vorsitzende der Volkshilfeorganisation Wien/Ottakring, Mitglied des Vorstandes der SPÖ Wien/Ottakring, Stellvertretende Vorsitzende der Frauen der SPÖ Wien/Ottakring. Als Bezirksrätin in ihrem Heimatbezirk Ottakring wurde sie 1973 in den Gemeinderat gewählt und 1979 zur Staatssekretärin im Bundesministerium für soziale Verwaltung bestellt. 1983 erfolgte ihre Wahl in den Nationalrat und Bestellung zur Volksanwältin (1983-1989). Das sozialpolitische Engagement von F. F. umfasste nicht nur die Frauen, sondern auch andere gesellschaftlich Benachteiligte. Nach ihrem Ausscheiden aus der Volksanwaltschaft widmete sich F. F. vermehrt den Problemen alter, kranker oder behinderter Menschen. Ein besonderes Anliegen waren ihr Kinder und Jugendliche aus milieugeschädigten Familien. 1992 wurde F. zur Vorsitzenden der Volkshilfe Wien gewählt. F. F. gab eine Reihe grundlegender Studien und Forschungsprojekte in Auftrag, beispielsweise zu den Themen Mädchen in nichttraditionellen Berufen, Einstellung zur Elternkarenz, Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. Sie startete ein Sonderprogramm zur Erreichung eines höheren Frauenanteils in Lehrberufen mit geringem Frauenanteil, und sie nahm Verhandlungen mit den Sozialpartnern auf, um frauendiskriminierende Bestimmungen in den Kollektivverträgen (z. B. sogenannte Frauenlohngruppen) zu beseitigen.
Ausz.: 2001 Dr. Julius Tandler Medaille der Stadt Wien in Gold, 2003 „Franziska Fast Ehrenmedaille“ für Verdienste um die Volkshilfe ins Leben gerufen, deren erste Trägerin.
L.: Parlamentarierinnen, Politikerinnen in Wien 2000, Welzig 2006, www.aeiou.at, http://www.parlament.gv.at/, www.frauen.spoe.at/, http://www.dasrotewien.at/, http://www.wien.spoe.at, renner-institut.at, http://www.volkshilfe-wien.at