Estermann Camilla, Sr. Maria Martina; Ordensfrau, Näherin und Widerstandskämpferin
Geb. Linz, OÖ, 21.1.1881
Gest. Wien, 21.11.1944

Herkunft, Verwandtschaften: Tochter von Franz und Rosa Estermann. Die Eltern führten eine Fleischhauerei.
Ausbildung: Volksschule, Ausbildung als Näherin.
Laufbahn: C. E. wurde am 7.11.1907 in das Redemptoristinnen-Kloster St. Anna in Ried i. I. aufgenommen und erhielt bei ihrer Einkleidung am 11.11.1908 den Schwesternnamen ‚Maria Martina‘. Zehn Jahre stellte sie ihre außergewöhnliche Begabung als Sängerin, Organistin, Malerin, Schnitzerin, Näherin und Literatin in den Dienst der streng klausurierten Schwestern. Manche ihrer Werke sind bis heute im Redemptoristinnen-Kloster St. Anna erhalten geblieben. Zu ihren Werken zählen u. a. die Ausmalung der Ölbergszene in der Klausur sowie – vor der Pforte – die geschnitzte Holzeinrahmung eines Herz-Jesu-Bildes. Sr. M. fügte sich aber zu wenig in die Gemeinschaft ein und meldete am 21.10.1916 ihren Austritt aus dem Orden. In der nationalsozialistischen Zeit wurde C. E. vom Arbeitsamt einer Linzer Bekleidungsfirma zugeteilt, in welcher im Auftrag der NSDAP auch französische Kriegsgefangene arbeiten mussten. C. E. wurde am 21.11.1944 wegen Wehrkraftzersetzung in Wien hingerichtet. Letztlich basierte das am 25.9.1944 gegen sie gefällte Todesurteil auf der ablehnenden Haltung der ehemaligen Ordensfrau gegenüber dem Nationalsozialismus, was sich einerseits in der Verbreitung so genannter „Weissagungen“ äußerte, die auf den bevorstehenden Zusammenbruch des Dritten Reiches gedeutet werden konnten, andererseits in der Unterstützung von Kriegsgefangenen, denen sie wiederholt Lebensmittel zukommen ließ.
Ihr Name findet sich auf einer Gedenktafel in der Weihestätte im Wiener Landesgericht (ehemaliger Hinrichtungsraum). Ehrenhain der hingerichteten WiderstandskämpferInnen, Wiener Zentralfriedhof – Gruppe 40, 32/181.

L.: Weinert 2004, Dokumentationsarchiv 1982, Fein 1975, http://www.dioezese-linz.or.at/