Melanie (Mela) Ernst, geb. Grünberg(er), Decknamen: Irena, Emma Bachmayer, Melitta Gruber; Bankbeamtin, Gewerkschafterin und Widerstandskämpferin
Geb. Czernowitz, Bukowina /Tscherniwzi, Ukraine), 4.4.1893
Gest. Wien, 8.3.1949

M. E. wurde am 1893 in Czernowitz als Tochter von Isidor Weinberger und Nelly Grünberg(er) geboren. Als Bankangestellte gehörte sie 1918/19 dem Wiener Arbeiterrat an. 1923 trat sie der Kommunistischen Partei bei und engagierte sich in der Gewerkschaftsbewegung. 1933 wurde sie arbeitslos und brachte sich durch Nachhilfestunden sowie als Buchhalterin durch. Während des austrofaschistischen Regimes war sie am Versuch, illegale Gewerkschaftsstrukturen aufzubauen, beteiligt. Sie wurde wiederholt verhaftet; im Jahr 1935 saß sie wegen Verdachts des Hochverrats ein. Schließlich emigrierte sie in die Schweiz, wo sie an der Organisation von Grenzübertritten der Freiwilligen für die Internationalen Brigaden in Spanien mitwirkte. Nach ihrer Enttarnung zu einer kurzen Haftstrafe verurteilt und des Landes verwiesen, ging sie Ende 1937 selbst nach Spanien, um in Albacete als Schreibkraft im Sanitätsdienst der Internationalen Brigaden zu arbeiten. Nach dem Fall der Spanischen Republik flüchtete M. E. nach Frankreich und war bis zu ihrer Verhaftung in der Résistance aktiv. Im Herbst 1943 wurde sie in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. Dort wirkte sie führend am Aufbau eines internationalen Widerstandskomitees mit, dessen Leitung nach der Hinrichtung von Mara Günzburg an sie überging. Durch Besetzung von wichtigen Positionen in der Lagerverwaltung mit politischen Häftlingen gelang es, das Los vieler Frauen zu lindern und etliche vor dem sicheren Tod zu bewahren. 1945 gelangte M. E. in einem Rotkreuztransport unter französischer Identität nach Schweden. Nach ihrer Rückkehr nach Österreich war sie im Zentralen Frauenaktiv der KPÖ tätig. Sie war Gründungsmitglied der 1947 ins Leben gerufenen Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück und gehörte als Vertreterin der Kommunistinnen deren Leitungsgremium an. M. E. starb 1949 an den Spätfolgen der Haft.

Qu.: DÖW 2.616, 3.073, 16.601, 19.512/38, 20.000/e145.
L.: Amesberger/Lercher 2008, Dokumentationsarchiv 1986, Landauer 2008, Melanie Ernst und Tilly Spiegel. In: Lustiger 1989, Pasteur 1986, Podgornik 1985a, Spiegel 1963, Spiegel 1969

Christine Kanzler