Elisabeth von Österreich; Tochter König Albrechts I. von Habsburg (1298-1308)
Geb. Wien, um 1293
Gest. 19.5.1352
Herkunft, Verwandtschaften: Eltern: König Albrecht I. von Habsburg (1298-1308) und Elisabeth von Tirol-Goerz (†1313); Geschwister: *Anna (geboren † 1327) mit Hermann von Brandenburg (†1317) in erster Ehe, mit Heinrich Herzog von Schlesien und Herr von Breslau (†1335) verheiratet; Agnes (geboren 1280, †1364), verheiratet mit Andreas III. von Ungarn (1290-1301); Rudolf III. (geboren 1281, †1307), verheiratet in erster Ehe mit *Blanche von Frankreich (†1305), in zweiter mit *Elisabeth-Rixa von Polen und Böhmen (†1335); Friedrich (geboren 1289, †1330) 1314-1330 deutscher König, verheiratet mit *Isabella (Elisabeth) von Aragón (†1330); Leopold (geboren 1293, †1326), verheiratet mit *Katharina von Savoyen (†1336); *Katharina (geboren 1295, †1323), verheiratet mit Karl von Kalabrien (Anjou) (†1328); Albrecht (geboren 1298, †1358), verheiratet mit *Johanna von Pfirt (†1351); Heinrich (geboren 1298, †1327), verheiratet mit *Elisabeth von Virneburg (†1343); Meinhard († um 1300); Otto (geboren 1301, †1339), verheiratet mit in erster Ehe mit *Elisabeth von Niederbayern (†1330), in zweiter mit *Anna von Luxemburg (Böhmen) (†1338); *Guta (geboren †1329), verheiratet mit Ludwig von Öttingen; verheiratet mit Friedrich V. (Ferri IV.) Herzog von Oberlothringen (1312-1329); Kinder: Rudolf (Raoul), Herzog von Lothringen (1329-1346), in erster Ehe verheiratet mit Eleonore (Aliénor), Tochter des Grafen von Bar (†1333), in zweiter Ehe verheiratet mit Marie von Blois, Nichte Philipp VI. von Valois (†1350); Friedrich (Frédéric), Graf von Lunéville; Agnes, verheiratet mit einem Gonzaga; Margareta [(?)].
Laufbahn: Die um 1293 in Wien geborene drittälteste Tochter und nach ihrer Mutter benannte Tochter König Alberts E. tritt erst namentlich bei dem sie betreffenden zweiten Heiratsprojekt entgegen. In den Eheverhandlungen, die sich mit Frankreich in der Zeit anbahnten, als sich im Reich gegen Adolf von Nassau (1292-1298) ob seiner Hausmachtspolitik und seines Verhaltens im englisch-französischen Krieg eine Gruppe von Fürsten zu formieren begann, die konkret in der Zusammenkunft von Albrecht und Philipp IV. in Quatrevaux im Spätherbst von 1299 ausgehandelt wurden, und die Hochzeit von Albrechts Sohn Rudolf und Philipps Schwester Blanche zur Folge hatte, war es E., die auch als Heiratskandidatin im Gespräch war, ohne dass sie jedoch in den Dokumenten namentlich erwähnt wird. Denn zunächst war es umstritten, aus welcher Familie die weibliche Heiratskandidatin und aus welcher der männliche Heiratskandidat kommen sollte, und auch ein zweites Ehebündnis zur Festigung der Beziehungen wurde in Erwägung gezogen. Von den Töchtern Albrechts bot sich damals nur die noch recht junge E. an.
Das Verhältnis zwischen Philipp IV. und Albrecht kühlte alsbald ab, denn als König konnte Albrecht die französischen Expansionsbestrebungen im Westen auf Kosten des Reiches nicht hinnehmen. Mit dem Tod von Blanche 1304 war auch das letzte Band, das noch zu einer wie auch immer gearteten Koordination mit Frankreich verpflichtet hätte, abgerissen.
Die erstarkende Macht Frankreichs ließ es den Herzog von Lothringen ratsam erscheinen, eine festere Verankerung im Reichsverband anzustreben, um so nicht unter die Räder der französischen Machtgelüste zu gelangen. Nach der Niederwerfung der geistlichen Kürfürsten 1301 und 1302, die bestrebt waren, auch Albrecht abzusetzen, ob seiner Annäherung an Frankreich und seines Eingreifens in Holland, Seeland und Friesland, engagierte sich Albrecht 1306 verstärkt an der Westgrenze des Reiches. Aus dem gleichen Jahr datieren die Bemühungen um ein Heiratsbündnis mit Brabant, das sich allerdings zerschlug, sowie mit Lothringen.
Am 9. August 1306 wurde der Heiratsvertrag zwischen E. und dem ältesten Sohn Herzog Theobalds von Lothringen, Friedrich ratifiziert. E. sollte eine Mitgift von 35 000 Pfund kleiner Turnosen erhalten und ihre Morgengabe sollte Land im Wert von 6000 Pfund betragen. Alle Kinder aus dieser Ehe, auch die Mädchen waren erbberechtigt.
Wann genau die Hochzeit stattfand ist nicht bekannt. Am 17. Juli bezeichnet Albrecht Friedrich in einem Brief als gener noster, so dass sie vor diesem Datum anzusetzen ist. E. war zu diesem Zeitpunkt etwa vierzehn Jahre und Friedrich bereits fünfundzwanzig Jahre alt.
Über die Kinder, die aus dieser Ehe hervorgingen, ist wenig Sicheres bekannt; genannt werden: Rudolf (Raoul) der seinem Vater nachfolgte, Friedrich (Frédéric), Graf von Lunéville, und Agnes, die einen Gonzaga heiratete. Die Königsfelder Chronik kennt auch noch eine Margareta.
Nach Abschluss des Eheprojekts lassen sich kaum Kontakte zwischen Albrecht und den lothringischen Herzögen nachweisen.
Friedrichs Vater, Herzog Theobald starb 1312. Friedrichs Nachfolge verlief nicht reibungslos und unangefochten. Nach der Doppelwahl 1314 war Friedrich Parteigänger seines Schwagers Friedrich, und in der Schlacht von Mühldorf 1322 stand er ihm auch militärisch bei, dabei geriet er in Gefangenschaft. Durch ein Lösegeld König Philipps IV. erlangte er seine Freiheit, was allerdings an die Zusage, Friedrich nicht weiter zu unterstützen gebunden war. Dadurch kühlten auch die weiteren Beziehungen zur habsburgischen Verwandtschaft ab. Am 21. oder 22. April 1329 starb Friedrich.
E. übernahm die Vormundschaftsregierung für den neunjährigen Rudolf unter Beteiligung lothringischer Adeliger und des Bischofs von Toul. Beraten von Ihrem Bruder Friedrich trachtete sie danach, durch Bündnisse mit dem Grafen von Bar, dem Bischof von Metz und dem Erzbischof von Trier dem Herzogtum den Frieden zu sichern.
Ihre Vormundschaft wurde nicht allzu lang geduldet. Im Oktober 1331 stellte der elfjährige Rudolf eine Urkunde aus, mit der er mit Hilfe rechtlicher Unterstützung einiger Adeliger die Verwaltung des Herzogtums bis zu seiner Großjährigkeit dem Grafen von Bar übertrug. Diese Maßnahme war offensichtlich gegen seine Mutter gerichtet, denn hernach findet sich keine urkundliche Erwähnung E.s mehr.
Den Kontakt zu seinen Verwandten, den österreichischen Herzögen, hielt er jedoch aufrecht. In der Schlacht von Crecy 1346 stand er auf französischer Seite und verlor sein Leben.
Seine Mutter E. starb als vorletzte der Kinder Albrechts von Habsburg und Elisabeths von Tirol-Görz am 19. Mai 1352 in Nancy. Sie wurde in Saint-Dié beigesetzt. Ihre einzige noch lebende Schwester Agnes begehrte jedoch ihre Leiche und scheute in dieser Angelegenheit auch nicht vor einem Rechtsstreit zurück, in dem sie obsiegte, denn E. hätte angeblich verfügt, in Königsfelden begraben zu werden.
L.: Lhotsky 1967, Parisse 1989, Parisse 1995, Stelzer 1988, Zuber 1989
Ingrid Roitner