Elisabeth von Montfort-Bregenz, Elsbeth, Elizzabeth; Landesherrin
Geb. Bregenz, Vbg., um 1390/95
Gest. Konstanz, Deutschland, 7.6.1457
E. Gräfin von Montfort-[Tettnang]-Bregenz nannte sich meist nur nach Bregenz. Durch Heirat war sie um 1411 Gräfin von Nellenburg (Witwe 1422) geworden und seit 1423 Markgräfin von Baden-Hochberg-Rötteln. In ihren Siegeln führte sie, wiewohl in 2. Ehe verheiratet, ihren Mädchennamen „Elsbeth de Mundwort“ oder „Elsbeth de Montfort“ weiter. 1429 und 1448 nannte sie sich „frow Elisabethen marggräfin von Hochberg, geborn von Montfort und Frow zú Bregentz“. Als Vornamen bevorzugte sie „Elsbeth“; daneben erscheint auch „Elizzabeth“. Besondere Verehrung brachte sie ihrer gleichnamigen Urahnin Elisabeth, der letzten Gräfin von Bregenz und Stammmutter der Grafen von Montfort entgegen; sie setzte sie 1429 in einem Votivbild an die Spitze ihrer Ahnenreihe und ließ mit dem ihr beigefügten Wappen das alte Wappen der ausgestorbenen Linie von Montfort-Bregenz wieder aufleben.
E. v. M. war Landesherrin der Herrschaft Bregenz-Hohenegg. Sie stand im höheren Lebensalter einem geistlichen Orden nahe, nachdem sie 1451 durch den Kreuzzugsprediger Johannes von Kapistran aus Wien an allen Gnadenschätzen des Franziskanerordens beteiligt worden war.
Gräfin E. wurde um 1390/95 in Bregenz geboren. Da die Ehe ihrer Eltern bereits für 1387 bezeugt ist, E. 1411 geheiratet und 1413 ein Kind zur Welt gebracht hat, liegt der Zeitpunkt ihrer Geburt vor 1400. Grob geschätzt darf man ihre Geburt für die Zeit um 1390/95 annehmen. Elisabeth ist am 7. Juni 1457 vermutlich in Konstanz gestorben. E. war die Tochter des Grafen Wilhelm VII. von Montfort-Bregenz (†1422) und dessen Gemahlin, der Gräfin Kunigunde von Toggenburg (†vor 1436). Wilhelm VII. war im Appenzellerkrieg 1405 Bürger von St. Gallen geworden. Er wohnte zeitweise auf der Kyburg, wo seine Frau beheimatet war. Eine Glasscheibe mit seinem Wappen auf der Kyburg erinnert an den Aufenthalt der Familie in dieser Region. 1412 wurde ihr Vater bei einer Sauhetze von den Zürchern aufgebracht und wochenlang im Rathaus von Zürich eingesperrt; er musste versprechen, nicht länger auf der Kyburg zu wohnen.
Lebensmittelpunkte der E. waren in ihren Jugendjahren Bregenz und Kyburg, nach ihrer ersten Ehe Stockach und Umgebung, auch die Burgen Spiegelberg (Thurgau) und Griesenberg (Thurgau), nach ihrer zweiten Ehe die Burg Rötteln (Stadt Lörrach, Ortsteil Haagen). Der Markgraf war österreichischer Vogt im Elsass, wo sie sich zeitweise auch aufgehalten haben mag. Die letzten Jahre verbrachte E. in Konstanz.
E. heiratete in erster Ehe vor 1411 Graf Eberhard von Nellenburg (†1422), er war einer der maßgeblichen Organisatoren des Konstanzer Konzils. In zweiter Ehe heiratete Elisabeth 1423 den Markgrafen Wilhelm von Baden-Hochberg-Rötteln (†1451). Kinder aus erster Ehe waren: NN., ein Sohn, geboren 1413, als Kind gestorben; eine Tochter Kunigunde von Nellenburg, verheiratet seit 1435 mit Eberhard I. von Lupfen; sie führte ein Allianzsiegel Toggenburg-Montfort, das sie als eine schlanke Frauengestalt mit üppiger Haartracht zeigt. Aus zweiter Ehe stammte eine Tochter Ursula von Hochberg, verheiratet mit dem „goldenen Ritter“ Jakob Truchsess von Waldburg-Trauchburg (†1460).
Die Persönlichkeit der Gräfin Elisabeth ist zwiespältig gewesen. Sie erscheint in ihren geistlichen Stiftungen als eine fromme Frau, neigte aber zu Intrigen und offenem Streit, um ihren Besitzstand zu sichern. Über ihre Jugend ist wenig bekannt. Ihre Kindheit war durch den Appenzellerkrieg verdüstert, der ihren Vater in seiner Existenz bedroht hat. Ob sein 1405 in St. Gallen erlangtes Bürgerrecht sich auch auf seine Tochter erstreckte, ist nicht bekannt. 1408 zerschlugen die Ritter vom St. Jörgenschild den Belagerungsring der Appenzeller um Bregenz. Als ihr Vater 1412 durch die Zürcher bei der Kyburg gefangen weggeführt wurde, war E. bereits verheiratet und nicht mehr unmittelbar betroffen.
E. erlangte für die Vorarlberger Landesgeschichte Bedeutung durch den Verkauf ihres halben Anteils an der Herrschaft Bregenz, durch den der Übergang an Habsburg eingeleitet wurde, andererseits aber auch die Vorarlberger Landstände gefestigt wurden. Die Teilung von Bregenz war bereits seit dem Ende des Appenzellerkriegs vorprogrammiert. 1409 teilten die Grafen von Montfort Stadt und Herrschaft unter sich auf. In der Folge suchten Wilhelm VII. und sein Bruder, der Johannitermeister Hugo XIV., ihren Stiefbruder, den in der Steiermark landsässig gewordenen Minnesänger Hugo XII. und dessen Nachkommen in Bregenz auszubooten. Nach dem Tod ihres Vaters entbrannte ein jahrelanger Erbschaftsstreit, in dem E. aktiv die Fäden zog und ihren Onkel, den Johannitermeister Hugo XIV., auszuschalten versuchte. Mit ihrer zweiten Ehe fand E. 1423 gegen Hugo XIV. Hilfe in Johann von Lupfen, dem Vogt der halben Herrschaft Bregenz, und Friedrich von Toggenburg, die beide die Stadt Bregenz durch die „Verrätery eines Wibs“, nämlich der E., einnahmen. Vor dem kaiserlichen Landgericht auf der Leutkircher Heide sollte ein Ausgleich vermittelt werden. E., die nicht erschienen war, verfiel der Reichsacht, konnte sich aber wieder aus dieser lösen und bildete 1425 mit allen ihren Helfern ein Bündnis gegen Hugo XIV. Dabei griff E. auch zu familienpolitischen Mitteln, indem sie, unterstützt von ihrer Mutter Kunigunde von Toggenburg sowie dem mächtigen Friedrich VII. von Toggenburg am 25. Mai 1425 mit Johann von Lupfen eine Vereinbarung traf, ihre Tochter Kunigunde von Nellenburg dem Hugo von Lupfen, einem Sohn Johanns, zur Gemahlin zu geben, sobald die noch unmündigen Kinder die dazu nötige Reife erlangt hätten. Mit Prozessen und Gewalttaten versuchten Hugo XIV. und die Grafen von Montfort-Tettnang vergeblich, sich in den Besitz von Bregenz zu setzen. 1431 versöhnte sich E. nach längerem Streit mit ihrem Ehemann und übergab ihm die halbe Grafschaft Bregenz, der schwören musste, die beiden Schlösser nicht ohne ihre Einwilligung zu verpfänden oder zu verkaufen. E. gelobte ihrerseits, ihren Mann trotz dessen Unfreundlichkeit redlich zu halten. Auch der Streit mit Hugo XIV. fand 1440 ein versöhnliches Ende.
Bald darauf kam es zum Verkauf von Bregenz. 1444 wurde ein Kaufangebot des Markgrafen und seiner Ehefrau über die halbe Herrschaft Bregenz in Tirol angenommen. Doch der Markgraf, seine Frau E. und ihre Töchter Kunigunde von Lupfen und Ursula Truchsessin von Waldburg veräußerten 1448 Bregenz an den Ehemann der Letztgenannten Jakob Truchsess von Waldburg, der zugleich Vogt der anderen Hälfte von Bregenz war und sich Hoffnungen auf die ganze Herrschaft machen konnte. Die Habsburger konnten aber diesen Verkauf hintertreiben, sodass es 1451 zum Erwerb durch Herzog Sigmund kam. E. begründete nachträglich den durch den Spruch „Zu loben wär Elisabeth, Wanns Bregenz nit vergeben hett“ angeprangerten Verkauf mit „irs Lips Narrung und Nottdurft“. Die Teilung der Stadt und der Herrschaft in einem österreichischen und einen montfortischen Teil hatte schwerwiegende Differenzen zur Folge, die erst mit dem Verkauf des zweiten Teils an Habsburg 1523 ausgeräumt wurden. Als Landesherrin hat E. nach dem Tod ihres Vaters 1422 wiederholt Regierungs- und Verwaltungsaufgaben wahrgenommen, etwa 1424 die Bestätigung der Privilegien für die Bregenzer Untertanen.
Zwei Bildnisse der E. sind überliefert: ein Votivbild von 1429, in einer Zeichnung um 1670, in: Bay. Staatsbibl. München, cgm 6335 (Abb. bei Welti, Abb. 3); ein Votivbild nach 1430, erneuert 1790, in: VLM Bregenz (Abb. bei Welti, Abb. 6).
L.: Bilgeri 1980, Welti 1968
Karl Heinz Burmeister