Eleonora Katharina von Fürstenberg; Gräfin von Hohenems
Geb. um 1630
Gest. Vaduz, Liechtenstein, 18.2.1670
E. v. F. war von Geburt eine Landgräfin von Fürstenberg-Werdenberg-Heiligenberg. Durch ihre Heirat wurde sie 1649 Gräfin von Hohenems, Herrin von Vaduz, Gallara und Schellenberg, lat. Eleonora Catharina comitissa in Alta Ems, nata comitissa a Fürstenberg. Ihr Name erscheint häufig auch als Katharina von Hohenems. Als Dynastin stand E. seit 1649 ihrem Ehemann Graf Franz Wilhelm I. von Hohenems zur Seite, der 1655 das väterliche Erbe mit seinem älteren Bruder, dem Grafen Karl Friedrich von Hohenems (1622-1675) geteilt und damit die Vaduzer Linie der Grafen von Hohenems gestiftet hat. Nach dem Tod ihres Mannes regierte E. seit 1662 mit ihrem Schwager als Landesherrin des heutigen Fürstentums Liechtenstein. Die Grafschaft Gallara bei Mailand war nur mehr ein leerer Titel, nachdem die beiden Brüder sie 1655 verkauft hatten.
Gräfin E. v. F. wurde um 1630 geboren. Ihre Wurzeln lagen nicht am Bodensee, ihr Vater war der Reichshofratspräsident Graf Wratislaus I. v. Fürstenberg (1584-1631), der 1624 nach der Schlacht am Weißen Berge/Bílá Hora (CS) in den Besitz von Schloss und Herrschaft Kornhaus/Mšec (CS) gekommen war und 1628 in Wien in dritter Ehe Maria Lavinia Thekla Gonzaga, Gräfin von Novellara und Bagniolo (†1639) geheiratet hatte. Als Witwe heiratete Lavinia 1635 Otto Friedrich Reichsgraf von Harrach zu Rohrau (1610-1639), der E. v. F.s Stiefvater wurde. Die Gräfin E. v. F. ist am 18. Februar 1670 in Vaduz in ihrer Witwen-Residenz (nicht im Schloss) an Wassersucht gestorben. Ihr Leichnam wurde am 21. Februar 1670 mit solennitet und ahnsehlicher conduit über Feldkirch nach Hohenems überführt und in der gräflichen Gruft in der Pfarrkirche beigesetzt. Am 25. Februar 1670 fanden in Vaduz nach katholischem Gebrauch feierliche Exequien unter Teilnahme der Beamten- und Priesterschaft statt. Der Notar Dr.iur. Georg Christian nahm am 17. März 1670 ein Inventar auf.
E. v. F. heiratete am 14. Februar 1649 auf Schloss Vaduz den Grafen Franz Wilhelm I. von Hohenems (1627-1662 St). Das für die luxuriös gefeierte Hochzeit gefertigte Prunkbett mit den Wappen von Hohenems und Fürstenberg befindet sich heute im Vorarlberger Landesmuseum in Bregenz. Aus der Ehe mit Graf Franz Wilhelm I. von Hohenems gingen fünf Kinder hervor: Maria Franziska (1650-1705), Ferdinand Karl (1650-1686), Maria Anna (1652-1715), Jakob Hannibal III. (1653-1730) und Franz Wilhelm II. (1654-1691). Maria Anna wurde von ihrer Mutter durch Vorausvermächtnisse bevorzugt. Beim Tode des Vaters waren alle Kinder noch minderjährig. E. v. F. wurde als Witwe 1662 gemeinsam mit ihrem Schwager Karl Friedrich v. Hohenems (1622-1675) zur Vormundschaft über ihre Kinder berufen und darin am 14. Oktober 1664 von Kaiser Leopold I. nach anfänglichem Streit mit den Verwandten bestätigt. Mit ihrem Schwager regierte sie als Landesherrin Vaduz-Schellenberg 1662 bis 1670. Die täglichen Geschäfte besorgten die Beamten in Vaduz.
Lebensmittelpunkte der Gräfin E. v. F. waren Wien, Prag, Kornhaus/Mšec (?), Vaduz und Feldkirch. Ihr Haushalt als Witwe in Vaduz war sehr ländlich geprägt. Sie besaß beträchtliche Weinvorräte und Viktualien, vier Melkkühe, eine Kuh, ein Rind, 16 Schafe, ein tragendes Schwein, ein kleines Schwein und einen Geißbock sowie viele landwirtschaftliche Arbeitsgeräte. 1662 verkaufte E. v. F. ihre auswärtigen Besitzungen Kornhaus/Mšec und den fürstenbergischen Stadtpalast auf dem Hradschin in Prag um 60.000 Gulden an Johann Adolf I. von Schwarzenberg. 1662 übergaben die beiden Landschaften Vaduz und Schellenberg den Vormündern ein in Chur aufgenommenes Darlehen von 1.200 Gulden. 1663 mussten die Vormünder Wälder an die Gemeinden Triesen und Triesenberg verkaufen, um Schulden auszugleichen. 1667 versetzte E. v. F. in Chur einen Teil ihres Silbergeschirrs für einen Kredit von 200 Dukaten, darunter das vergoldete Modell einer Galeere. E. stiftete 1656 mit ihrem Gatten einen Altar für die Marienkapelle in Triesen (FL). Der St. Florinskapelle in Vaduz überließ sie wertvollen Kirchenornat. Die Gräfin führte als Witwe ein Siegel, das in einem Rautenschild ein Allianzwappen Hohenems-Fürstenberg zeigt, überhöht von einer fünfzackigen Krone. Für ihre Regierungsakte standen seit 1662 zwei Vormundschaftssiegel in Verwendung mit kombiniertem hohenemsischem und fürstenbergischem Wappen. Von der Gräfin sind drei Ganzfigurenporträts überliefert, eines von 1650, ein undatiertes (vermutlich 1662) und eines von 1663 (Abbildungen bei Křížová/Junek, S. 151-157).
Die Persönlichkeit der Gräfin ist durch einen starken Familiensinn gekennzeichnet. In ihren Gemächern in Vaduz hingen zwei Bildnisse ihrer verstorbenen Eltern, ihres Stiefvaters Otto Friedrich von Harrach, ihres Bruders Albrecht von Fürstenberg (gefallen 1641 vor dem Hohentwiel), ihres Schwagers Karl Friedrich von Hohenems und zwei auf Kupfer gemalte Porträts des Grafen von Wallenstein und seiner (zweiten) Gemahlin Isabella, Tochter des Grafen Karl von Harrach (†1628), einer Schwester von Eleonoras Stiefvater Otto Friedrich von Harrach. Einen Rechtsstreit führte E. mit einer Nichte ihres Vaters Albertina von Ritschan, einer geborenen v. Fürstenberg. 1660 vermittelte Eleonora in einem Streit ihres Ehemanns Franz Wilhelm mit Ferdinand Franz von Fürstenberg († 1662) in Donaueschingen, der diesen wegen eines beleidigenden Briefs zum Zweikampf herausgefordert hatte.
Das Nachlassinventar führt Kleinodien, Uhren, Silbergeschmeide, kostbare Kleider und Textilien, Tisch- und Bettgewand, Schreibtische (einer mit einem fürstenbergischen Wappen) und andere Möbel, Kutschen, Kupfer-, Eisen und Messinggeschirr, Majolica, Wein und Viktualien usw. auf. Auf eine sportliche Betätigung deuten Pferde und Reitzeug, Jagd- und Hundebilder, zwei Fechtfloret sowie zwei Rennschlitten hin. Aus ihren Wohnungen in Feldkirch und Vaduz wurden 40 Gemälde vorwiegend religiösen Inhalts auf das Schloss transferiert, u. a. ein Bild mit dem Titel Sic transit gloria mundi, drei Bilder mit den Titeln Gustus (Geschmack), Tactus (Gefühl) und Auditus (Gehör). In ihrem Besitz befanden sich auch 1 Groß Musical Instrument, 1 klaines Instrument und 1 noch klaineres Instrumentl.
Qu.: VLA Bregenz, HoA 41,5; HoA 171,5; LieLA Vaduz, Pfäfers 26/14, 1666; OeSTA Wien, AVA, FA Harrach, Karton 788, 1649.
L.: Bastl 2000, Burmeister 2007, Frey 1958, Herrmann 2007, Kaiser 1989, Kindler von Knobloch 1898, Křížová/Junek 1999, Liesching/Vogt 1985, Münch 1832, Poeschel 1950, Schädler 1907, Schädler 1908, Sommer 1845, Welti 1930
Karl Heinz Burmeister