Ehrguta, Guta; Spionin
Geb. ?
Gest. ?
Laufbahn: G. gilt als Spionin im Appenzellerkieg bei der Belagerung von Bregenz. Hat jedoch die Appenzeller, die planten Bregenz einzunehmen und seine Bewohner gegen den schwäbischen Adel zu zwingen, ungewollt belauscht. G. befand sich während der geheimen Besprechung hinter dem großen Ofen in der Taverne zu Rankweil und wurde, als sie entdeckt worden war, mit dem Tode bedroht. Sie musste schwören keinem Menschen etwas zu verraten, fand aber einen Weg den Herren des Bregenzer Rates das Vorhaben mitzuteilen, indem sie sich in der Ratsstube vor den Ofen stellte und vorgab diesem ihr Geheimnis zu erzählen. Graf Wilhelm von Montfort-Bregenz, den der Stadtammann unterrichtet hatte, entsandte Eilboten zum schwäbischen Adel vom St.-Georgenschild. Achttausend Mann, Ritter und Knechte, waren bis zum St.-Hilaritag in Bregenz zur Rettung der Stadt versammelt. Als Belohnung verlangte G., die sich selbst die alte Guta nannte, Nahrung und Obdach auf Lebenszeit. Zudem sollte die Nachtwache der Stadt von Martini bis Lichtmeß die neunte Abendstunde mit dem Rufe anzeigen: „Ehret die Guta!“, das im Volksmunde in Ehreguota oder Ehrguta zusammenschmolz und einigen Schriftstellern Veranlassung zu dem Namen Hergotha gab.
Der Wunsch der alten G. wurde 404 Jahre lang bis 1812 treu befolgt. Der damalige königliche bayrische Landrichter Weber wollte diese geschichtliche Erinnerung abschaffen, schaffte dies allerdings nicht, denn 1814 fand jener Wächterruf beim dankbaren Volk sogleich Wiederaufnahme, und noch lange wanderten vor Mitternacht zwei Nachtwächter die obere und untere Stadt durch. Von Martini bis Lichtmeß rief jeder um neun Uhr auf allen Rufplätzen der oberen und unteren Stadt: „Ehreguta, Ehreguta! Gelobt sei Jesus Christus!“
L.: Bilgeri 1948, Vonbun/Jussel/Beitl 1950, http://www.sagen.at/texte/sagen/oesterreich/vorarlberg/vonbun/diestadtretteringuta.html