Ehre Ida, verh. Heyde; Schauspielerin, Regisseurin und Intendantin
Geb. Prerau, Mähren (Přerov, Tschechien), 9.7.1900
Gest. Hamburg, Deutschland, 16.2.1989

Herkunft, Verwandtschaften: Vater: Samuel (Salomon) Ehre, Kantor; Mutter: Bertha. 5 Geschwister.
LebenspartnerInnen, Kinder: Verheiratet mit Dr. Bernhard Heyde (1899-1978), Arzt. Tochter: Ruth Müller-Eisler (*1927).
Ausbildungen: 1916 bis 1919 Studium an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien. Erhielt Privatunterricht von Hofschauspieler Heinrich Prechtler.
Laufbahn: Die Familie zog nach dem Tod des Vaters nach Wien. I. E. war als Sekretärin und Begleiterin der Hofschauspielerin Auguste Wilbrandt-Baudius tätig. Als 18-jährige Debüt am Stadttheater Bieletz, Engagements an mehreren mitteleuropäischen Theatern, u. a. in Budapest, Cottbus, Bonn, Königsberg, Stuttgart und am Nationaltheater Mannheim. Ab 1930 am Lessingtheater und an weiteren Bühnen in Berlin.
Erhielt 1933 ihr erstes Filmangebot, wurde 1933 nach der Machtübernahme der Nazis aus dem Lessingtheater entlassen. 1934 als Jüdin Berufsverbot. Arbeitete als Arzthelferin in der Praxis ihres Ehemanns. Eine 1938 geplante Emigration nach Chile scheiterte, da das Schiff, auf dem sich das Ehepaar mit der Tochter Ruth befand wegen des Beginns des 2. Weltkrieges wieder nach Hamburg zurückbeordert wurde. I. E. wurde 1943 von der Gestapo verhaftet und kurze Zeit mit ihrer Tochter im KZ Fuhlsbüttel inhaftiert. Sie überlebte dank der „privilegierten Mischehe“; ihr Mann hatte an der Ehe festgehalten. Nach Ende des 2. Weltkrieges gründete I. E. im Dezember 1945 die Hamburger Kammerspiele, wo sie als Intendantin, Regisseurin und Schauspielerin bis zu ihrem Tod tätig war. Die Kammerspiele entwickelten sich unter ihrer Leitung zu einer führenden deutschen Schauspielbühne. Neben junger deutscher Dramatik (u. a. Wolfgang Borcherts „Draußen vor der Tür„) stellte I. E. in den Kammerspielen viele moderne Stücke des Welttheaters erstmals in Deutschland vor, darunter Stücke von Jean Anouilh, T. S. Eliot, Jean Giraudoux, Jean-Paul Sartre und Thornton Wilder. I. E. war auch weiterhin an anderen Bühnen, in Film, Rundfunk und Fernsehen tätig.
Ausz u. a.: 1970 Medaille für Kunst und Wissenschaft der Hansestadt Hamburg, 1971 Schillerpreis der Stadt Mannheim. 1975 Professorentitel, 1984 als erste Frau Ehrenbürgerin der Stadt Hamburg, 1988 Ehrendoktorwürde der Universität Hamburg. 2001 wurde die „Jahn-Schule“ in Hamburg-Eimsbüttel nach ihr benannt; „Ida-Ehre-Platz“ in der Hamburger Altstadt.

Qu.: Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „Gott hat einen größeren Kopf, mein Kind“ (1985)
L.: Barzantny 2006, Brenken 2002, Frithjof/Mittenzwei 1999, Homering 1999, ÖNB 2002