Eberl Ernestine (Erna)

geb. Scholz, gesch. Eberl, verh. Wachs; Schneiderin und Widerstandskämpferin
Geb. Graz, Stmk., 15.2.1916
Gest. Wien, 1976

E. E. absolvierte nach dem Besuch der Pflichtschule eine Lehre als Damenschneiderin in Wien. Sie war von 1928 bis 1930 Mitglied der „Roten Falken“ und des „Vereins sozialistischer Mittelschüler“. Von 1930 bis 1932 gehörte sie der „Freien Gewerkschaft“ an. Ihr Ehemann, der Kontorist Hans Eberl, wird am 2. September 1942 wegen Verdachtes auf Hochverrat und Betätigung für die Revolutionären Sozialisten (RS) vor Stalingrad von der Feldgendarmerie verhaftet.
1940 plant Dr. Otto Haas, ein Bekannter des Ehepaares Johann und E. Eberl, einen regierungsunabhängigen Nachrichtendienst einzurichten, der über die politische, militärische und wirtschaftliche Lage informieren soll. Otto Haas kann das Ehepaar Eberl zur Mitwirkung an seinem Vorhaben gewinnen. E. und Johann Eberl stellten ihre Wohnung für illegale Treffen der RSÖ-Funktionäre zur Verfügung. E. E. wird am 14. Mai 1942 festgenommen und in der Haftanstalt Krems inhaftiert (Schutzhaft). Sie wird am 12. August 1943 vom Generalstaatsanwalt wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ sowie wegen „des Abhörens ausländischer Sender und Verbreitung von Hetznachrichten“ angeklagt und an das Oberlandesgericht Wien verwiesen. Ihre Mitangeklagten sind: Philomena Haas, Georg und Maria Jäger, Marie Polak, Franziska und Friedrich Prätorius sowie Helene Zajic. E. E. wird vorgeworfen, sie habe sich von 1938 bis 1942 in Wien für die illegalen Revolutionären Sozialisten Österreichs betätigt, indem sie illegale Schriften vervielfältigte und verbreitete. Weiters wird ihr vorgeworfen ausländische Radiosendungen zu hören und deren Inhalt zu verbreiten.
Am 9. Dezember 1943 wird E. E. in das Gefängnis des LG 1 eingeliefert, wo sie bis 16. Dezember 1943 inhaftiert bleibt. Am 21. Dezember 1943 wird sie erneut inhaftiert und am 12. Jänner 1944 in die Haftanstalt II, in die Wiener Schiffamtsgasse eingeliefert. Sie wird am 15. Dezember 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Verbrechen nach der Rundfunkverordnung“ zu vier Jahren Zuchthaus und vier Jahren Ehrverlust verurteilt. E. E. war bis Kriegsende im Zuchthaus Aichach inhaftiert. Ihre Mitgefangene Margarete Schütte-Lihotzky bezeichnet sie in ihren Erinnerungen als einzige „Revolutionäre Sozialistin“, die ihr in der Haftzeit begegnet ist.

Werke

Literatur / Quellen

Qu.: DÖW 1788, 2051, 7142, 20000/W7.
L.: Brauneis 1974, Dokumentationsarchiv 1984, Schütte-Lihotzky 1994

BiografieautorIn:

Karin Nusko