Diernesberger Eleonore, auch: Wieser (1935-1946), Sedlacek (1946-1948), geb. Berger; Pharmazeutin
Geb. Wien, 13.1.1911

Gest. Ebensee, OÖ, 29.10.1988

Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Rosa Berger, Vater: Mag. Sigmund Berger. Er wurde in der Nacht vom 16. auf den 17. März 1938 im Nachtdienst in seiner Apotheke von zwei uniformierten Männern überfallen, eine Stunde lang schwer misshandelt, beraubt, und erpresst. Seine Frau schrieb in einem Brief am 27. Juli 1938: „Die Ereignisse dieser Nacht übten auf den Gemütszustand meines Mannes einen solchen Eindruck, dass er in den Vormittagsstunden einen Selbstmordversuch unternahm und in schwer bewusstlosem Zustande in das Spital in Bad Ischl eingeliefert wurde, wo er nur durch besondere Aufopferung der Ärzte wieder zum Leben erweckt wurde.“ (Ellmauer/Thumser 2004). Er emigrierte, nachdem er sich formal von seiner Frau hatte scheiden lassen, nach England, wurde dort nach Kriegsbeginn als „feindlicher Ausländer“ interniert und kam 1940 nach Australien; er erhielt 1943 die Erlaubnis, zu seiner Tochter Paula (die bereits 1938 nach England emigrierte und von dort in die USA) in die USA auszureisen. Er wollte jedoch vorher noch eine persönliche Angelegenheit in England regeln und wurde bei der Überfahrt auf dem Atlantik Opfer eines deutschen Torpedotreffers).
Laufbahn: 1911 in Wien geboren, legte E.D. am 20.12.1933 die Sponsion zur Magistra der Pharmazie an der Wiener Universität und am 27. 2.1934 in Linz die Aspirantenprüfung ab. Darauf arbeitete sie bis August 1935 in der Schutzengel-Apotheke ihres Vaters in Ebensee. Die Apotheke wurde 1938 „arisiert“; E.D. war ab 1935 bis 1946 in verschiedenen – meist Wiener Apotheken – angestellt. „Mischling (?) Gr.“ ist auf ihrer Karte in der Apotheker-Kartei des Wiener Gesundheitsamts vermerkt. Sie war tatsächlich als Mischling 1. Grades eingestuft, so wie ihre jüngere Schwester Annemarie, die deshalb keine höhere Schule besuchen durfte.
Die Berufstätigkeit wurde durch Gestapohaft infolge einer Denunziation von 1.-23. September 1939 (U-Haft) und 2.1-10.7.1940 (Reststrafe) unterbrochen. Anfang März 1946 erhält E.D. die kommissarische Leitung der Schutzengelapotheke Ebensee. Am 25.3.1948 wird mit dem Ariseur Mag. Degenberger ein Rückgabevergleich geschlossen, um ein langwieriges Restitutionsverfahren zu vermeiden. E.D. betrieb die „Schutzengel-Apotheke Ebensee, Mag. Sigmund Bergers Erben“ bis zu ihrem Tod im Jahre 1988.

Literatur und Quellen:
Ellmauer, Daniela/Thumser, Regina: „Arisierungen“,  beschlagnahmte Vermögen, Rückstellung und Entschädigung in Oberösterreich (= Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission, Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich) Bd. 17/1, Wien, München 2004.
Fritsch, Elisabeth: Wie die Pharmazie ein Frauenberuf wurde. Materialien zu den in Wien ausgebildeten und berufstätigen Pharmazeutinnen mit Schwerpunkt 1905 bis 1945. Berlin 2007.
Korotin, Ilse (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 02: I-O. Wien u.a.: Böhlau 2016.

Autor der Biografie: Martin Daxner