Deutsch Helene, geb. Rosenbach; Psychoanalytikerin und Psychiaterin
Geb. Przemysl, Galizien (Polen), 9.10.1884
Gest. Cambridge, Massachusetts, USA, 29.3.1982 (29.4.)
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Regina Leizor; Vater: Wilhelm Rosenbach, Rechtsanwalt; vier ältere Geschwister: zwei Schwestern, ein Bruder.
LebenspartnerInnen, Kinder: Mit dem Sozialdemokraten Hermann Liebermann liiert, die Verbindung musste jedoch geheim bleiben, später verheiratet mit Felix Deutsch, Internist, ein Sohn.
Ausbildungen: Besuchte zwei Jahre lang eine private Mädchenschule in Przemysl, anschließend in Lemberg. Ein Semester in Zürich, wo sie Soziologievorlesungen an der Universität hörte. Medizinstudium in Wien und München, 1912 Promotion an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien, psychoanalytische Ausbildung bei Sigmund Freud, 1923 Lehranalyse in Berlin bei Karl Abraham.
Laufbahn: Veröffentlichte kunsthistorische Aufsätze und betätigte sich als Lokaljournalistin, politisches Engagement. 1912-18 unbezahlte Assistenzärztin an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Wien, Mitarbeit an der Kinderklinik; 1918 Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, Schülerin und Analysandin Sigmund Freuds, arbeitete zur Theorie der weiblichen Sexualität, 1924 Aufbau des Wiener Ausbildungsinstitutes für Psychoanalyse, 1925-34 erste Vorsitzende des Lehrinstituts der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung, 1932 Leiterin des Technischen Seminars der Vereinigung, Nachfolgerin Wilhelm Reichs. Emigrierte 1934 in die USA. In Boston Mitglied und Lehranalytikerin der Boston Psychoanalytic Society and Institute, Psychiaterin am Massachusetts General Hospital. Arbeitete ab 1964 hauptsächlich mit Jugendlichen. Menninger Award der American Psychoanalytic Association. H. D. ist eine der wichtigsten Frauen in der Geschichte der Psychoanalyse, man schätzte sie als Schülerin Freuds, als Theoretikerin der weiblichen Sexualität, der Neurosenlehre und der Charakterpathologie ebenso wie als Lehranalytikerin.
Qu.: Massachusetts Institute of Technology; Tagblattarchiv (Personenmappe).
W.: „Zur Psychoanalyse der weiblichen Sexualfunktionen“ (1925), „Psychoanalyse der Neurosen. Elf Vorlesungen gehalten am Lehrinstitut der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung“ (1930), „Neuroses and character types: Clinical psychoanalytic studies” (1965), „Selected Problems of Adolescence” (1967), „A psychoanalytic study of the myth of Dionysos and Apollo” (1969), „Selbstkonfrontation. Eine Autobiographie” (1975)
L.: Appignanesi/Forrester 1992, Boothe 2002, Handlbauer 2000, Kerbl 1992, Kratzer 2001, Mühlleitner 1992, ÖNB 2002, www.aeiou.at